Das Corona-Virus hat die deutsche Wirtschaft schwer getroffen. Wie das Statistische Bundeamt (Destatis, www.destatis.de) am Donnerstag mitteilte, ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland im 2. Quartal in Folge der Corona-Krise erheblich eingebrochen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte nach einer ersten Schäzuung gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen für Deutschland im Jahr 1970. Er fiel noch deutlich stärker aus als während der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise (-4,7 Prozent im 1. Quartal 2009). Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, sind im 2. Quartal 2020 sowohl die Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen massiv zurückgegangen als auch die privaten Konsumausgaben und die Investitionen in Ausrüstungen. Die ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hatten zahlreiche Wirtschaftszweige wie das Veranstaltungsgeschäft, Hotellerie und Gastronomie, aber auch Fabriken quasi lahmgelegt. Nur der Staat erhöhte hingegen seine Konsumausgaben während der Krise.
Bruttoinlandsprodukt bricht auch im Vorjahresvergleich ein
Auch im Vorjahresvergleich ist die Wirtschaftsleistung eingebrochen: Das BIP war im 2. Quartal 2020 preisbereinigt um 11,7 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor (auch kalenderbereinigt). Auch hier hatte es nicht einmal in den Jahren der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 so starke Rückgänge gegeben: Der bisher stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal war mit -7,9 Prozent im 2. Quartal 2009 zu verzeichnen.
Ähnlich wie die Bundesrepunlik ging die Wirtschaftsleistung in Österreich im 2. Quartal um 10,7 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr – 12,8 Prozent) zurück. Historisch ist auch der Konjunktureinbruch in den Vereinigten Staaten. Wie die US-Regierung ebenfalls am Donnerstag mitteilte, sank trotz Konjunkturpaketen in Höhe von fast drei Billionen US-Dollar das BIP auf das Jahr hochgerechnet von April bis Juni um 32,9 Prozent. Das entspricht nach der in Europa gebräuchlichen Berichtsweise im Quartalsvergleich umgerechnet ebenfalls einem Minus von etwa 10 Prozent. Wegen der weiterhin starken Ausbreitung des Corona-Virus sind die Analysten für das 3. Quartal skeptisch, während die Trump-Regierung auf eine Erholung hofft.
Aufschwung erwartet
Doch es gibt zumindest hierzulande auch positive Signale. So geht die Zahl der Betriebe, die ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, bundesweit langsam zurück. Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts nutzten im Juli noch 42 Prozent der Unternehmen dieses Instrument nach 53 Prozent im Mai und 46 Prozent im Juni. Und auch das Bruttoinlandsprodukt soll schon bald wieder steigen. Experten erwarten im 3. Quartal ein Wachstum von etwa drei Prozent.
UWE LEHMANN