„Auf ihrer nächsten Sitzung wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Asset Purchase Programm (APP) voraussichtlich um sechs bis neun Monate verlängern. Wir erwarten darüber hinaus, dass Mario Draghi einige technische Anpassungen bekannt geben wird, um das Angebot an programmfähigen Anleihen zu verbessern: Ein Beispiel wäre die Änderung des 50%-Limits für einzelne Emittenten und Emissionen. Dadurch kann die EZB auf ein breiteres Anleiheangebot zugreifen und ihr durchschnittliches monatliches Kaufvolumen von 80 Mio. Euro beibehalten.
Aus zwei Gründen dürfte die EZB an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Erstens haben die offiziellen Verlautbarungen der Bank in den vergangenen zwei bis drei Wochen auf enttäuschende Inflationszahlen abgestellt. Dies gilt insbesondere für die Kerninflation, die im November bei 0,8% gegenüber Vorjahr lag. Aus EZB-Sicht ist dies zu niedrig und auch zu weit von dem erklärten 2%-igen Inflationsziel entfernt. Zweitens gibt es kein Anzeichen einer Beruhigung des aktuell volatilen politischen Umfelds. Auch wenn sich Österreichs Wähler nicht für den Kandidaten der FPÖ als Bundespräsidenten entschieden haben, sorgt das „Nein“ im italienischen Referendum für weitere Instabilität in der Eurozone. Im ersten Halbjahr 2017 finden sowohl in den Niederlanden als auch in Frankreich Wahlen statt, wobei in beiden Ländern die selbsternannten Kandidaten des „Anti-Establishment“ ein hohes Maß an Popularität genießen.
Was die Angebotsseite betrifft, ist schwer einschätzbar, ob der aktuelle, von Trump inspirierte Anstieg der Renditen nachhaltig sein wird. Sollte seine Wirtschaftspolitik enttäuschen, dürften die US-Renditen in der Folge sinken und einen Abwärtsdruck auf die Renditen in der Eurozone ausüben. Derzeit kann die EZB nur Anleihen erwerben, die über dem offiziellen Einlagenzins von -0,4% rentieren. Gleichzeitig kann die Bank nicht das Risiko eines schrumpfenden Pools programmfähiger Wertpapiere eingehen.
Eine Zinssenkung steht jedoch nicht an. Den Einlagenzinssatz noch tiefer in negatives Terrain zu drücken, wäre ein hochsensibler Schritt. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die EZB keinesfalls in den Ruch kommen möchte, sie würde indirekt die Währung manipulieren.“
(Quelle: Kommentar von Franck Dixmier, Globaler Anleihenchef von Allianz Global Investors)