Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hält seit nunmehr anderthalb Jahren die Weltwirtschaft in Atem. Bezeichnend für den Konflikt ist ein ständiges Hin und Her, das es auch professionellen Beobachtern schwer macht, den weiteren Gang der Dinge zu prognostizieren: Anfang des Jahres schien es so, als ob der Streit mit einem Abkommen noch im Frühjahr beigelegt würde. Dieser Optimismus wich jedoch zunehmender Ernüchterung und schlug im Sommer angesichts immer neuer Zollankündigungen Trumps in große Sorgen vor einer nahenden Rezession um. Nun sieht es wieder nach einer Entspannung aus: Der Umfang der Importe aus China in die USA, auf die seit September Zölle erhoben werden, wurde von 300 Milliarden Dollar auf etwa 140 Milliarden Dollar reduziert, das Inkrafttreten der Zölle auf die verbleibenden 160 Milliarden Dollar Handelsvolumen auf Dezember verschoben, und vor allem wird es Anfang Oktober wieder direkte Gespräche zwischen beiden Seiten geben.
Kollateralschäden für die Weltwirtschaft
Zu welchem Ergebnis die Wiederaufnahme der Verhandlungen führen werden, ist dabei völlig offen. Trump will China mit Strafzöllen zu einem umfassenden Handelsabkommen bewegen. Dieses Motiv spricht grundsätzlich auch weiterhin für eine harte Verhandlungslinie der Vereinigten Staaten. Doch mittlerweile zeigen die handelspolitischen Restriktionen (zu denen neben Zöllen auch direkte Sanktionen gegen einzelne Unternehmen wie Huawei gehören) Risiken und Nebenwirkungen auch für den Welthandel und die US-Wirtschaft selbst.
Eine Studie der Fed ergab jüngst, dass der Handelskrieg bislang die globale Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent nach unten gedrückt und die Stimmungslage in der US-Wirtschaft verschlechtert habe. Dies sind keine guten Nachrichten für einen US-Präsidenten, der seine Wiederwahl über alles stellt. Trump kann kein Interesse daran haben, dass die Eskalation des Konflikts auf die US-Wirtschaft durchschlägt oder gar zu einer Rezession führt. Genau dies würde aber immer wahrscheinlicher, wenn nun auch in großem Umfang Konsumgüter mit Zöllen belegt und damit in den USA spürbar teurer würden, oder wenn die amerikanischen Farmer weiterhin in China wegen der Gegenmaßnahmen der dortigen Regierung keinen Absatzmarkt für ihre Produkte mehr fänden. Hinter den Deeskalationssignalen aus Washington steckt also vor allem das Eigeninteresse der Regierung an ihrer Wiederwahl. Andererseits bleibt die grundsätzliche Rivalität der beiden Supermächte bestehen. Die US-Seite wird deshalb weiterhin auf substanziellen Zugeständnissen Chinas in Fragen der Marktöffnung und des Schutzes von Eigentumsrechten bestehen. Umgekehrt könnte die chinesische Seite darauf spekulieren, die Verhandlungen so lange hinauszuzögern, bis sie ab 2021 mit einem demokratischen Präsidenten vielleicht einen nachgiebigeren Verhandlungspartner vor sich hat.
Unsicherheiten bleiben bestehen
Das wahrscheinliche Ergebnis besteht darin, dass beide Seiten eine zu starke Eskalation der Auseinandersetzung vermeiden werden, gleichzeitig aber eine umfassende und nachhaltige Entspannung des Konflikts nicht zu erwarten ist. Die neue Gesprächsrunde wird also möglicherweise eine gewisse Annäherung mit sich bringen, sodass auf weitere Zollerhöhungen vorerst verzichtet werden kann. Sie werden aber mit hoher Wahrscheinlichkeit keine umfassende Einigung bringen. Für die Weltwirtschaft folgt daraus zum einen, dass die Gefahr einer unmittelbar bevorstehenden Rezession begrenzt ist. Zum anderen kann aber mit einem neuen, kräftigen Aufschwung der Weltwirtschaft nicht gerechnet werden, und die Unsicherheiten bleiben erheblich.
(FERI Gruppe)