Wirtschaft

Europäische Aktien mit Aufwärtspotenzial

Die aktuelle Finanzmarktkolumne von Cédric Spahr, Aktienmarktstratege bei der Bank J. Safra Sarasin AG.

 

Ein robuster Zyklus im verarbeitenden Sektor und eine generelle Beschleunigung des BIP-Wachstums im gesamten Euro-Raum stützen unsere Erwartung steigender europäischer Aktienkurse bis Jahresende. Wir sehen kein Risiko einer Erosion der Bewertung, während wir von hohen Gewinnwachstumsraten ausgehen, die den Aktienindizes Auftrieb verleihen sollten. Die allgemeine Tendenz in der europäischen Politik rechtfertigt Optimismus für die nächsten Quartale, da Frankreich und Italien mit Reformen Fortschritte machen.

Mehrere günstige Faktoren treiben den Aufwärtstrend an den kontinentaleuropäischen Aktienmärkten weiter an. Die jüngsten Indikatoren im verarbeitenden Gewerbe für den Euro-Raum und die USA untermauern die Erwartung, dass der gegenwärtige Aufschwung im verarbeitenden Sektor voraussichtlich von Dauer sein dürfte. Der Markit Einkaufsmanagerindex für den Euro-Raum stieg im September von 57,4 auf 58,1 an, während der deutsche Ifo-Index nur knapp von 115,9 auf 115,2 zurückging. Ökonomen haben seit Januar 2017 ihre BIP-Wachstumsprognosen für Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien laufend angehoben. Auch die wirtschaftliche Lage in Portugal und Griechenland verbessert sich.

Eine jährliche Gewinnwachstumsrate von knapp 20% per Ende September bietet ein solides Kissen gegen allfällige Überraschungen. Die Europäische Zentralbank bestätigte ferner am 7. September, dass sie im Jahr 2018 eine allmähliche Verringerung ihrer Liquiditätszufuhr anstrebte, was keine Gefahr für die Marktbewertung darstellt. Der Euro Stoxx 50 handelt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,1 und dem Europe Stoxx 600 mit einem KGV von 14,9. Während wir keine weitere Expansion der Bewertung erwarten, gehen wir davon aus, dass das Gewinnwachstum stark genug bleibt, um die europäischen Aktienindizes weiterhin zu beflügeln.

Der politische Ausblick im Euro-Raum sieht insgesamt solide aus.

Die Umsetzung der Arbeitsmarktreformen und einige Steuerermässigungen in Frankreich bestätigen, dass die französische Regierung sich dem Druck der Strasse nicht beugen und wahrscheinlich die angekündigten Reformen umsetzen wird. In Italien sinkt das politische Risiko, da die Movimento Cinque Stelle (M5) von Beppe Grillo in den Umfragen an Boden verliert, was die Wahrscheinlichkeit einer Mitte-Links-Koalition nach den nächsten Wahlen in 2018 erhöht. Die Interimsregierung, die Italien unter Ministerpräsident Gentiloni regiert, verdient auch eine gewisse Anerkennung für die Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen durch ihre kürzlich verabschiedete Steuerreform.

In Spanien dürfte ein starkes Wirtschaftswachstum die Fragezeichen bezüglich der Zukunft von Katalonien ausgleichen, auch wenn diese Frage langfristig nicht vom Tisch verschwinden sollte. Der Renditeunterschied zwischen spanischen und deutschen Staatsanleiherenditen stieg um bescheidene 15 Basispunkte, was nicht ernsthaft genug ist, um den spanischen Aktienmarkt in diesem Stadium deutlich zu beeinflussen.

Schliesslich verursachte das Ergebnis der deutschen Bundestagswahlen kurzfristige Hindernisse für die Schaffung einer soliden Koalition. Allerdings sollte nach längeren Verhandlungen zwischen führenden politischen Parteien wahrscheinlich dieses Hindernis überwunden werden. Wir betrachten eine sogenannte «Jamaika» Koalition zwischen der CDU / CSU (schwarz), der FDP (gelb) und den Grünen (grün) als das wahrscheinlichste Szenario. Unsere Beurteilung der kontinentaleuropäischen Politik ist, dass das Glas vielmehr halb voll als halb leer ist. Diese Situation sollte bis 2018 bestehen bleiben.

Ein Blick auf technische Parameter deutet darauf hin, dass europäische Aktien im September aus einer Konsolidierungsperiode ausgebrochen sind, die Anfang Mai nach der französischen Präsidentschaftswahl begann. Die europäischen Aktienindizes dürften mit grosser Wahrscheinlichkeit ihre Höchststände vom Mai 2017 erneut testen und im späten 4. Quartal 2017 übertreffen, da das positive saisonale Marktverhalten eintritt. Besonders optimistisch beurteilen wir den Ausblick für Banken und Energieaktien, da der Ölpreis aufgrund einer starken Nachfrage aus China und einer besseren OPEC-Produktionsdisziplin wahrscheinlich in Richtung $65-70/Fass bis Anfang 2018 steigen dürfte.  (J.S.S.)

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