Blicken wir auf das Jahr 2021, sind bereits Anzeichen zu erkennen, dass wir am «Anfang vom Ende» dieser Krise stehen. Obwohl sich viele der Gewinner aus dem Jahr 2020 auf einem höheren Wachstumspfad als vor der Pandemie befinden, stellen diese in vielen Fällen nicht zwangsläufig die aussichtsreichsten Anlagechancen für das Jahr 2021 dar. Stattdessen bieten einige der weniger beliebten Unternehmen des Jahres 2020 gute Chancen, sobald die aufgrund von Covid-19 erlassenen Beschränkungen aufgehoben werden. Reisen kam beinahe über das gesamte Jahr 2020 (sowohl zu geschäftlichen als auch zu privaten Zwecken) buchstäblich zum Erliegen, und verständlicherweise litten die Reiseunternehmen stark darunter. Jüngste Umfragedaten deuten darauf hin, dass die Hauptaktivität, der sich die Menschen nach der Krise widmen wollen, das Reisen ist, insbesondere für Urlaubszwecke, was eine enorme Nachholnachfrage mit sich bringt. Gleichzeitig erwarten Konsensschätzungen für mehrere Jahre keine vollständige Erholung der Reisebranche. Diese Lücke zwischen den Schätzungen zur Konjunkturerholung und dem Nachholbedarf bietet Anlegern interessante Chancen.
In der ersten Jahreshälfte war internationales Reisen unglaublich schwierig und sogar Inlandsreisen wurden gemieden. Die Auswirkungen auf die Reisebranche waren erheblich größer als je zuvor, da die Sitzplatzkapazitäten der Fluggesellschaften zusammenbrachen (siehe Abbildung 1 im Anhang).
Die Prognosen deuteten darauf hin, dass sich die Reisebranche nur langsam und über einen längeren Zeitraum erholen würde und dass die Umsätze über mehrere Jahre nicht auf das Niveau von 2019 zurückkehren. Hier sehen wir ein klares Missverhältnis zwischen den Schätzungen und den nachweislichen Verbraucherprioritäten, wie sie aus den Umfragen hervorgehen. Zusätzlich zu dieser zyklischen Chance im Reisesektor sehen wir eine mehrjährige strukturelle Chance bei der digitalen Transformation. Wir bewegen uns von einer Welt mit Milliarden von Geräten (Digital 3.0) zu einer Welt mit Billionen von Geräten (Internet der Dinge und Digital 4.0). Obwohl das Konzept des Internets der Dinge (IoT) nicht neu ist, befinden wir uns jetzt an dem Wendepunkt, an dem es tatsächlich beginnt. Dank der Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz (KI), bei der Fähigkeit, Daten zu verarbeiten, zu verwenden und zu speichern, und beim Aufbau von 5G ist dies jetzt möglich.
Internet der Dinge, 5G, Big Data & KI – Digitalisierung hat noch viel Potenzial
Mit zunehmender Digitalisierung und einer größeren Anzahl von digitalisierten Geräten und Anwendungen, insbesondere in den Unternehmen, ist die Menge der generierten Daten explodiert und wächst mit zunehmendem Tempo. Im Jahr 2015 gab es 584 Dateninteraktionen pro verbundener Person und Tag. Diese Zahl soll bis 2025 um mehr als das Achtfache steigen – auf 4.909 Interaktionen pro verbundener Person und Tag. Es mag den Anschein haben, dass es die Digitalisierung schon lange gibt, aber wir befinden uns noch in den Anfängen: In den USA beträgt der Anteil des digitalen BIP am gesamten BIP unverändert lediglich 5 %. Dies zeigt sich in mehreren Branchen, insbesondere im Gesundheitswesen, im Transportsektor, in der Robotik und bei der Automatisierung der wissensbasierten Arbeit.
Das Herzstück von Digital 4.0 ist die Cloud, und die vor uns liegenden Chancen sind immer noch enorm: Die Durchdringungsrate der Cloud liegt unverändert unter 10 Prozent. Das Jahr 2020 wird als der Wendepunkt angesehen, an dem die digitale Transformation, in vielen Fällen durch die Pandemie erzwungen, ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt wurde. In 2021 und darüber hinaus wird jedoch die tatsächliche Umsetzung erfolgen, was eine weit verbreitete Änderung der Denkweise unterstreicht, die Technologie in den Mittelpunkt stellt. Ein Bericht von McKinsey schätzt, dass bis 2030 400 Millionen Vollzeitstellen durch den Einsatz von Technologie ersetzt werden. Bereits heute können 50 Prozent der derzeitigen Arbeitsaktivitäten durch Anpassung der gegenwärtig verfügbaren Technologie automatisiert werden. Folglich müssen sich die Mitarbeiter anpassen, um nicht obsolet zu werden. Da die Unternehmen im Jahr 2020 ums Überleben kämpften, hat sich das Bestreben verstärkt, die Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern. Mit Blick auf den weiteren Verlauf des Jahres 2021 wird der Druck zur Digitalisierung zwecks Verwirklichung von Telearbeit leicht nachlassen. An dessen Stelle tritt jedoch die Notwendigkeit, Technologie als Mittel zur weiteren Kostensenkung einzusetzen.
Mit Blick auf Digital 4.0, umfasst die nächste Phase der Einführung disruptiver Technologien das Internet der Dinge (IoT), 5G, Big Data und KI. Dies sind die Treiber dessen, was unseres Erachtens in den nächsten fünf bis zehn Jahren die größten Chancen bieten wird. Während Digital 3.0 der Zyklus der Plattform war, ist Digital 4.0 ein Zyklus der Datenerstellung und -nutzung zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen. Die Vernetzung von allem, zunehmend in Echtzeit, wird den Wandel in Sektoren vorantreiben, die bisher noch nicht so stark von Disruption geprägt waren – dazu gehören die Automatisierung von wissensbasierter Arbeit, das Gesundheits- und Transportwesen, die Industrie und FinTech.
(GAM)