Schwellenländer mit großem Renditepotenzial
Maarten-Jan Bakkum, Senior Strategist, Emerging Markets bei NN Investment Partners gibt einen Ausblick auf die aktuelle Situation der Schwellenländer.
Maarten-Jan Bakkum, Senior Strategist, Emerging Markets bei NN Investment Partners gibt einen Ausblick auf die aktuelle Situation der Schwellenländer.
Laut NN Investment Partners NNIP hat der NN (L) Asian Debt (Hard Currency) zum achten Mal in Folge seine Benchmark übertroffen. Obwohl die Ausfallraten in China voraussichtlich steigen werden, hat der Fonds beim verwalteten Vermögen bereits die 500-Millionen-Dollar-Marke erreicht. Joep Huntjens, Lead Portfolio Manager, Asian Debt Hard Currency bei NNIP, ist langfristig von einem positiven Beitrag dieser Entwicklung überzeugt.
NN Investment Partners (NN IP) schreibt in seinem Ausblick zur Jahresmitte, es sei unwahrscheinlich, dass sich der Brexit zu einer ähnlichen systemischen Krise wie der Konkurs von Lehman Brothers auswachse. Die Anleger sollten nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass eine enge Beziehung zwischen wirtschaftlichen Fundamentaldaten und der politischen Entwicklung bestehe.
Zwar wird die Marktentwicklung in den kommenden drei bis sechs Monaten entscheidend von der Wechselwirkung zwischen politischen Schlagzeilen und Wirtschaftsdaten abhängen, aber nach Auffassung von NNIP deuten die jüngsten Daten, darunter der Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland, die Einkaufsmanagerindizes für die Peripherieländer und das US-Verbrauchervertrauen, sämtlich auf eine robuste Dynamik hin. NN IP hält daher an seiner grundlegenden Präferenz für Vermögenswerte mit hohen Renditen wie Aktien, Immobilien und Spread-Produkten fest und hat das Gewicht von Assetklassen mit geringen Renditen wie z.B. Staatsanleihen reduziert.
„Der Brexit stellt sicherlich eine politische Krise dar, aber nicht automatisch eine Krise des Finanzsystems. Auch wenn es nach dem britischen Referendum über die EU-Mitgliedschaft zu großer Aufregung und heftigen Kursausschlägen an den Märkten kam, befinden wir uns zahlreichen Marktindikatoren zufolge nicht kurz vor einem Systemzusammenbruch. Natürlich lässt sich das auch nicht ausschließen, aber bisher sind die Liquidität, die Kapitalströme und die Handelsbedingungen stabil.“
„An den entwickelten Märkten hat eine positive Tendenz eingesetzt, die nicht übersehen werden sollte. Die Produktivitätsentwicklung könnte überraschend günstig ausfallen, und die Märkte hinken hinter Gewinnzuwächsen hinterher.“
„Die entscheidende Frage für die Märkte lautet, wie robust diese Dynamik ist. Bisher ist die Straffung der finanziellen Bedingungen nicht so stark, dass eine deutliche Abschwächung der Daten zu erwarten ist. Dies könnte jedoch noch eintreten, und wir haben genau wie die meisten anderen Beobachter unseren Wachstumsausblick nach unten korrigiert.“ Nach Auffassung von NN IP wird der Brexit in der Tat beträchtliche negative Auswirkungen auf die britische Wirtschaft haben, die im kommenden Jahr durchaus in eine Rezession geraten könnte. Dies wird in den kommenden 12 – 18 Monaten auch den Gegenwind für das Wachstum in Europa verstärken. Auswirkungen auf das globale Wachstum ergeben sich vor allem aus der gestiegenen Unsicherheit; direkte negative Effekte dürften geringer sein. NN IP hat seine Prognose für das Gewinnwachstum im Euroraum für 2016 von 4% auf 2% bzw. für 2017 von 8% auf 3% nach unten korrigiert.
Falls es infolge des Brexit zu einer länger anhaltenden Risikoaversion an den globalen Märkten käme, wäre auch mit negativen Auswirkungen auf die Schwellenländer zu rechnen. Maarten Jan Bakkum, Senior Emerging Markets Strategist bei NN IP, führte aus: „Zahlreiche Schwellenländer leiden weiterhin unter schwachen Wachstumsraten, einem übermäßigen Schuldenaufbau in den vergangenen Jahren, der den Spielraum für eine Erholung der Binnennachfrage einschränkt, eine hohe Abhängigkeit von ausländischem Kapital und gestiegenen politischen Risiken.“ „Durch den Brexit hat sich außerdem die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der US-Dollar über längere Zeit hinweg stark notiert, was für die Schwellenländer nie gut ist. Der globale Handel war bereits schwach, und Europa ist der wichtigste Handelspartner für Mitteleuropa und Asien. Zudem könnte sich der Gegenwind für den globalen Handel nach den US-Wahlen verstärken.“
„Positiv ist dagegen zu vermerken, dass die Geldpolitik der Zentralbanken in den entwickelten Ländern nicht zuletzt aufgrund des Brexit noch längere Zeit unterstützend bleiben dürfte. Dies sollte zu verstärkten Kapitalströmen in die Schwellenländer und zu einer Lockerung der Finanzmarktbedingungen in diesen Ländern führen.“
leicht übergewichtet; Euroraum unter- und USA übergewichtet; vollständiger Abbau der Übergewichtung von zyklischen Sektoren; neutral in Japan Die Gewinndynamik und die Daten zu wirtschaftlichen Überraschungen verbessern sich, der Minizyklus in China setzt sich fort, die US-Geldpolitik bleibt akkommodierend, und die Daten zum Verhalten der Marktteilnehmer deuten auf eine vorsichtige Positionierung bzw. Stimmung hin.
NN IP gibt den USA aufgrund ihres Status als sicherer Hafen und der positiven Gewinndynamik ein mittleres Übergewicht. Nach Auffassung von NN IP ist eher nicht damit zu rechnen, dass europäische Aktien besser abschneiden als US-Titel, solange die politische Unsicherheit anhält und die Auswirkungen auf die Realwirtschaft nicht abgeschätzt werden können. Diese Situation könnte noch geraume Zeit lang anhalten. Angesichts der Abwärtskorrektur der Wachstums- und Gewinnprognosen ist nicht mit einer Outperformance zyklischer Sektoren zu rechnen, vor allem nicht derjenigen Sektoren, die von Unternehmensinvestitionen in Europa abhängig sind. Auch der private Konsum erscheint anfällig.
Schwellenländer werden leicht untergewichtet. Trotz der Beschleunigung des Kreditwachstums und des Schuldenabbaus bestehen Zweifel daran, wie widerstandsfähig Chinas Wachstum ist, und das Wachstum der Schwellenländer dürfte noch auf Jahre hinaus durch Kapitalabflüsse gedämpft werden. Allerdings hat sich der Druck auf die Schwellenländer dadurch verringert, dass die Fed eine Pause im Zinsanhebungszyklus eingelegt hat. NN IP präferiert die folgenden Schwellenländer: Indien (gute Fundamentaldaten), Argentinien (Potenzial für einen Wandel), Taiwan und Chile (geringe makroökonomische Ungleichgewichte), Thailand und Südkorea (sollten von einer moderaten Erholung des Welthandels profitieren) sowie Kolumbien (bereits umfangreiche Marktanpassung). Die Kapitalabflüsse und der Schuldenabbau dürften in Brasilien, Malaysia, der Türkei und Südafrika am stärksten und schmerzhaftesten ausfallen. Japanische Aktien werden weiterhin neutral gewichtet; ihre Kurse hängen vom Wechselkurs ab.
Stärkere Untergewichtung von Staatsanleihen Bunds werden deutlich untergewichtet, weil das Risiko-Ertrags-Verhältnis bei dem derzeitigen Renditeniveau nicht mehr günstig ist. Bei Spread-Produkten erfolgt eine mittelgroße Übergewichtung, weil der globale Wachstumsausblick weiterhin günstig ist, auch wenn das Basisszenario etwas nach unten korrigiert wurde. Euro-Investment-Grade-Anleihen werden wegen der Pläne der Europäischen Zentralbank zum Kauf von Unternehmensanleihen leicht übergewichtet. Die Übergewichtung von Schwellenländer-Staatsanleihen in harten Währungen bleibt bestehen, weil die Bewertungen günstig sind und es aufgrund der Renditen zu Kapitalzuflüssen kommt. Dagegen wurde die Übergewichtung von Schwellenländer-Fremdwährungsanleihen vollständig abgebaut und Lokalwährungs-Unternehmensanleihen aus Schwellenländern wurden untergewichtet.
Die Indikatoren für konjunkturelle Überraschungen in den Schwellenländern haben sich seit Mai erneut verschlechtert, wohingegen sich die makroökonomischen Daten für die USA nach einer Schwächephase wieder verbessert haben. Die Stimmungs- und Momentumindikatoren für die Schwellenländer haben sich ebenfalls abgeschwächt. Immobilien: Neutrale Gewichtung In einem Umfeld mit niedrigen Wachstumsraten und niedrigen Renditen profitieren Immobilien von der Suche nach Renditen. Die Assetklasse wird weiterhin fundamental durch die günstigere Lage am Arbeits und Immobilienmarkt unterstützt. Zugleich nehmen die institutionellen Zuflüsse in die Assetklasse in allen Regionen wieder zu. Die gemäßigte Politik der Zentralbanken dürfte weiterhin stützend wirken, wenngleich die Fed letztendlich die Zinsen weiter anheben dürfte.
Leichte Untergewichtung Die Folgen des Brexit sind am Rohstoffmarkt bisher insgesamt begrenzt, wobei jedoch bestimmte Trends zu erkennen sind, die sich fortsetzen könnten. Die Wachstumsprognosen für Großbritannien und den Euroraum dürften nach unten korrigiert werden, so dass sich die Nachfrage nach Rohstoffen – insbesondere Industriemetallen und Energie – abschwächen sollte. Auch der Anstieg der chinesischen Makrodaten ist zuletzt abgeklungen, wenngleich ausgewählte Industriemetalle noch von der Entwicklung im chinesischen Infrastruktur- und Immobiliensektor profitieren.
Trotz Rezession und galoppierender Inflation haben russische Unternehmensanleihen sich bislang bemerkenswert gut gehalten.
Nun dauert es nicht mehr lange, bis heute Nacht das lang ersehnte Ergebnis des EU-Referendums in Großbritannien bekannt gegeben wird. Da die Volksabstimmung in den letzten Wochen an den Märkten ein großes Thema war und bei vielen Menschen große Emotionen auslösen und auch die politische Landschaft in den kommenden Monaten prägen wird, wird es vermutlich auch große Auswirkungen auf das Anlegerverhalten und ihre Positionierung haben – unabhängig vom Ergebnis. Außerdem wird es auch endlich wieder die Möglichkeit geben, über etwas anderes als die Risiken eines Brexits nachzudenken, zu sprechen und zu schreiben. Beispielsweise eine Analyse des globalen Wachstumsumfelds und der Aussichten auf eine zunehmende Gewinndynamik sowie die Überlegung, ob Kapitalerhalt, die Suche nach Rendite oder die schnelle Ergreifung von Renditechancen das nächste Investmentthema an den globalen Märkten sein werden.
Auch wenn es inspirierend sein wird, sich mit anderen Themen zu befassen, kann man sich kaum vorstellen, dass die Politik komplett vom Anlegerradar verschwindet. Andere Teile des europäischen Politik-Puzzles werden nach wie vor nicht an ihrem Platz sein, die politischen Risiken in einigen wichtigen Schwellenländern werden andauern und ein außergewöhnlicher US-Wahlzyklus steht ebenfalls vor der Tür.
Momentan geht es aber vor allem darum, ob am Tag nach der Brexit-Abstimmung ein Gefühl von Stabilität einkehren wird oder nicht. Das einzige Szenario, das für dieses Gefühl sorgen kann, ist vermutlich ein überzeugendes Ergebnis zugunsten eines Verbleibs in der EU, bei dem der Anteil der Befürworter einer EU-Mitgliedschaft insgesamt bei oder über 55% liegt. In einem solchen Szenario dürften sich die politischen Folgen wahrscheinlich auf die politische Landschaft in Großbritannien begrenzen, in der die Befürworter eines Brexits die Gelegenheit ergreifen und neue Karrierewege einschlagen dürften. In Bezug auf die britische Regierung, ihre Politik und ihre Beziehung zur restlichen EU wäre dieses Ergebnis ein Vertrauensbeweis und würde die Fortsetzung des aktuellen Ansatzes stark unterstützen.
Die daraus entstehende Stabilität würde die Anleger, den britischen Haushalt und die Unternehmen aufatmen lassen und sollte risikobehaftete Vermögenswerte begünstigen, da viele Anleger einige ihrer vorsichtigen Positionen auflösen würden. Außerdem würde sich vermutlich der Wachstumsausblick in Großbritannien aufhellen, da die jüngste Serie enttäuschender britischer Daten wahrscheinlich Rückenwind bekäme, da die Kauflaune der britischen Verbraucher steigen würde und britische Unternehmen zunehmend bereit wären, zu investieren und neue Mitarbeiter einzustellen, wenn sich die dunkle Unsicherheitswolke über der Zukunft Großbritanniens verzogen hätte.
Diese Wolke wird sich vermutlich nicht komplett verziehen, wenn die EU-Befürworter nur knapp gewinnen. Auch wenn das Endergebnis von den EU-Gegnern nicht angefochten würde, ist die Wahrscheinlichkeit bei einem solchen Szenario doch recht hoch, dass das Brexit-Thema relativ schnell wieder auf der politischen Bühne auftauchen wird. Die aktuelle britische Regierung könnte kaum einen überzeugenden Sieg deklarieren, und einige politische „Kompromisse“ in Richtung Brexit-Lager würden von Premierminister Cameron und seinen Anhängern eventuell als politisch notwendig erachtet werden. Trotzdem wäre ein tatsächlicher Austritt aus der EU in naher Zukunft erst einmal vom Tisch. Deshalb würden die Märkte vermutlich nicht komplett einbrechen, aber eine Erleichterungsrally bei risikobehafteten Vermögenswerten würde wahrscheinlich ausbleiben und die schwache Wirtschaftsdynamik in Großbritannien dürfte sich fortsetzen.
Und dann gibt es noch den Brexit. Es wäre anders als bei der Lehmann-Pleite oder bei einem Grexit, aber es käme sicherlich zu einem extremen politischen Schock mit unklaren, schleichenden politischen Ansteckungsrisiken sowohl innerhalb Großbritanniens (Wird es nach der Ankündigung des nächsten schottischen Unabhängigkeitsreferendums überleben?) als auch innerhalb der restlichen EU (Werden auch Wähler in anderen EU-Ländern ihre Stimme für eine Exit-Strategie erheben?). Das Zusammenspiel der politischen Notfallreaktionen und klare Zeichen für ein Engagement der Regierungschefs in vielen europäischen Hauptstädten, Geschlossenheit zu signalisieren, wären maßgeblich dafür, inwieweit die anfänglichen negativen Auswirkungen auf die Märkte abgefedert würden. Aber auch wenn hier alles glatt läuft, würden die Märkte trotzdem das politische Risiko in der Region neu bewerten und risikobehaftete Vermögenswerte auf Talfahrt schicken. Die Rückkoppelungsschleifen dieser politischen und marktbezogenen Dynamik in die Realwirtschaft wären ebenfalls so negativ, dass sie eine britische Rezession in Aussicht stellen würden und negative Auswirkungen auf den Wachstumsausblick der Eurozone hätten.
Gleichzeitig würde es aber nicht automatisch einen Kurzschluss im globalen Finanzsystem auslösen oder massive Abschreibungen in den Bankbilanzen verursachen. Man darf auf keinen Fall davon ausgehen, dass ein Brexit automatisch zu einer globalen Rezession führen wird. Und falls er es doch täte (hierfür gibt es natürlich keine Garantie), könnte es auch passieren, dass nach einer Phase mit großer Risikoaversion – in Kombination mit einer bereits vorsichtigen, auf Barbeständen sitzenden Anlegergemeinde – allmählich interessante konträre Anlagechancen entstehen. Die notorischen Stimmungsschwankungen von „Mr. Market“ könnten im Nachgang eines Brexits extrem ausarten. Aber sobald klar wird, dass die Weltwirtschaft nicht in ein schwarzes Loch gefallen ist, könnten risikobehaftete Vermögenswerte in der zweiten Jahreshälfte locker beeindruckende Wiederanstiege verzeichnen.
Morgen werden wir das Ergebnis kennen, aber es kann durchaus passieren, dass aus Anlegersicht erst dann die harte Arbeit beginnt. Das Risiko erhöhen, aber wann und wie – das könnte eine Überlegung in mehreren Szenarien sein. Aber auch abwarten oder sich defensiver aufstellen ist denkbar. Insbesondere, wenn uns allmählich bewusst wird, dass das Brexit-Referendum nicht die einzige Kraft im Universum war, die unsere Zukunft bestimmt. Viel Glück beim Verdauen der Geschehnisse und eine gute Reise ans nächste Ziel.
Marcelo Assalin, Head of Emerging Market Debt bei NN Investment Partners, skizziert die jüngste Entwicklung der Assetklasse und ihre Perspektiven im weiteren Jahresverlauf.
Die Renditen auf festverzinsliche Werte werden in den nächsten fünf Jahren kaum mit denen der letzten fünf Jahre mithalten können. Doch die Marktvolatilität der vergangenen fünf Quartale liefert nunmehr weitere Argumente für ein Investment in Wandelanleihen (Convertible Bonds, „CBs“) im Rahmen der Portfoliodiversifizierung. Für mich ist es dabei immer noch ein Rätsel, warum eine so große Zahl institutioneller Investoren CBs scheinbar ignoriert.
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