Anleger waren zuletzt wieder bereit, das Risiko in ihren Depots zu erhöhen. Im Mai agierten sie deutlich offensiver als im Vormonat. Diese Tendenz ist anhand der aktuellen Auswertung des UBS Investor Sentiment Index ersichtlich. Das Barometer zeigt, welches Risiko Käufer von UBS Discount Zertifikaten auf den DAX eingehen. So notierte der durchschnittliche Cap der Discounter im Mai nur 8,99 Prozent unter dem jeweils aktuellen DAX-Stand – im April hatte der Cap im Schnitt noch 19,55 Prozent unter dem DAX-Niveau gelegen.
Der UBS Investor Sentiment Index misst die Höhe der Caps, die Anleger beim Kauf von UBS Discount- Zertifikaten auf den DAX gewählt haben, und vergleicht diese Werte mit dem jeweiligen Stand des deutschen Aktienindex. Erreicht der DAX am Laufzeitende den Cap oder liegt sogar darüber, erzielen die Inhaber der Discount Zertifikate die maximal mögliche Rendite. Liegt der Cap weit unterhalb des DAX, zeigt dies, dass Anleger größere Kursrückgänge erwarten. Die Höhe des gewählten Caps ist daher ein Indikator für den Optimismus beziehungsweise Pessimismus der Anleger. Der UBS Investor Sentiment Index spiegelt also die Risikobereitschaft der Anleger wieder.
Bei einem Blick auf das Verhalten der Anleger über den gesamten Monat Mai zeigt sich, dass viele Akteure offenbar antizyklisch agierten: Während der DAX bis zur Monatsmitte Verluste hinnehmen musste, zeigten sich die Anleger davon unbeeindruckt und wählten teilweise sogar offensiver ausgestaltete Produkte. Im Schnitt lag der Cap zu Monatsbeginn 4,96 Prozent und zur Monatsmitte 5,48 Prozent unter dem DAX-Stand. Als der deutsche Leitindex dann am Monatsende zulegte, reduzierten die Anleger ihr Risiko. Im Schnitt befand sich der Cap der Discounter in diesem Zeitraum 16,54 Prozent unter dem DAX. Unterm Strich waren die Investoren mit einem Cap von rund 9 Prozent unter dem DAX-Stand jedoch relativ zuversichtlich. Zum Vergleich: Der rollierende Zwölfmonats-Mittelwert liegt aktuell 9,94 Prozent unterhalb des DAX.
„Das Stimmungsbarometer deutet darauf hin, dass Anleger dem Markt durchaus Aufwärtspotenzial zutrauen“, sagt Steffen Kapraun, Zertifikate-Experte bei UBS. „Andererseits scheint sich die Zuversicht ab einem gewissen Punkt in Grenzen zu halten – insbesondere dann, wenn die Kurse ein Stück nach oben geklettert sind.“
Seitdem die EZB am 10. März den Leitzins erneut auf nun 0 % gesenkt hat, sind die Aktienkurse der drei größten deutschen Wohnungsgesellschaften um 10,6 % gestiegen. Der Dax stieg seitdem um lediglich 3,2 %. Dies zeigt: Deutsche Wohnimmobilien sind für Investoren noch attraktiver geworden. Trotzdem ging das Transaktionsvolumen am deutschen Wohninvestmentmarkt im 1. Quartal 2016 um 85 % gegenüber dem Vorjahresquartal auf 1,5 Mrd. Euro zurück. Allerdings sorgte die Übernahme der Gagfah durch die Deutsche Annington im Vorjahr auch den höchsten je in einem Quartal registrierten Umsatz. Lässt man diese Transaktion unberücksichtigt, so ergäbe sich im Vorjahresvergleich ein Umsatzplus von 27 %.
Dennoch deutet sich für dieses Jahr – nicht zuletzt wegen der gescheiterten Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia – ein deutlicher Umsatzrückgang an. Ein weiterer wesentlicher Grund hierfür ist die extrem geringe Verkaufsneigung der Eigentümer, zumal die Leitzinssenkung eine rentierliche Reinvestition von Verkaufserlösen nochmals erschwert hat. Verkäufe größerer Wohnungspakete werden deshalb in diesem Jahr die Ausnahme bleiben. Im 1. Quartal wechselten lediglich vier Portfolios mit jeweils mindestens 1.000 Einheiten den Eigentümer. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre waren es mehr als doppelt so viele. „Wir beobachten eine drastische Angebotsverknappung, die sich auch im Preisniveau widerspiegelt. In den letzten drei Monaten stiegen die Preise nochmals deutlich auf nun knapp 76.000 Euro je Einheit an“, erläutert Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany.
„Der Aufbau größerer, homogener Portfolios ist in dem aktuellen Marktumfeld kaum noch möglich und lässt sich am ehesten mit einer Beteiligung an bestehenden Plattformen realisieren“, ergänzt Matthias Pink, Director und Head of Research bei Savills Germany. Eine steigende Zahl von Kaufgelegenheiten lässt sich einzig im Projektentwicklungssegment beobachten. Das mit Projektentwicklungen erzielte Transaktionsvolumen war mit ca. 540 Mio. Euro höher als in jedem Quartal des Vorjahres. Aufgrund der deutlich steigenden Neubauaktivität ist im weiteren Jahresverlauf mit einer Fortsetzung dieses Aufwärtstrends zu rechnen.
Beil²
Im Februar hat sich die seit Beginn des Jahres vorherrschende Skepsis der Kapitalmärkte gegenüber Geopolitik und internationaler Notenbankpolitik weiter verstärkt.
Die Einschätzung der Handlungsfähigkeit der politischen Akteure ist weiterhin problematisch.
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