Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit: Die Finanzbranche soll es richten

Jürgen Dumschat spricht Klartext in der Investment-Kolumne.

 

JÜRGEN DUMSCHAT          Jahrgang 1955, ist geschäftsführender Gesellschafter der AECON Fondsmarketing GmbH. Seit mehr als 25 Jahren favorisiert er vermögensverwaltende Fonds, um den Kapitalerhalt nicht dem Streben nach guter Performance zu opfern. Dabei verlässt er gerne die ausgetretenen Pfade herkömmlicher Sichtweisen.

„Nur noch kurz die Welt retten“ sang Tim Bendzko im Jahr 2011. Inzwischen dürfte längst klar sein, dass es „so eben mal kurz“ nicht gehen wird, auch wenn es nach wie vor Menschen (und Politiker) gibt, die bezweifeln, dass die unstrittigen Merkmale des Klimawandels oder der Verschmutzung der Weltmeere menschengemacht sind. Europa will mit gutem Beispiel vorangehen und es gibt wohl kaum ein Branche, die nicht ihren Beitrag dazu leisten könnte. Eine Branche hat die EU-Kommission jedoch ausgemacht, die ihren Einfluss im Sinne einer nachhaltigeren Welt geltend machen soll.

Die Finanzbranche soll es richten. Sie soll durch die sich anbahnende EU-Regulierung zu nachhaltigem Investieren verpflichtet werden und damit den Druck, den Politiker offensichtlich nicht auszuüben bereit sind, an (börsennotierte) Unternehmen weitergeben. Der Plan scheint Erfolg versprechend: Wenn die großen Kapitalsammelstellen – Investmentfonds inklusive – künftig nur noch dort investieren, wo nachhaltig gewirtschaftet wird, werden Unternehmen, die gegen die ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) verstoßen, von der Möglichkeit, sich zu re finanzieren, ausgeschlossen. Ob die Rechnung aufgeht, bleibt jedoch abzuwarten. Wenn nämlich alle namhaften Börsenindizes die Umweltsünder aus ihrem Index verbannen, dann wird es massive Umschichtungen geben.

Unternehmen, die ins Nachhaltigkeitsraster passen, werden massiv gekauft und damit teurer, während die „Sünder“ verkauft werden, so dass sich deren Aktienkurse zwangsläufig verringern. Damit werden nachhaltige Unternehmen im Vergleich zu den Gesellschaften, die nicht ESG-konform agieren, aufgrund des höheren KursGewinn-Verhältnisses deutlich unattraktiver.

Anleger werden damit früher oder später vor der Frage stehen, ob sie umweltgerecht oder profitabel investieren wollen. Während in den Euro-Staaten viele Institutionen zu nachhaltigem Investieren verpflichtet werden können, hat die EU-Politik auf Anleger außerhalb der EU keinen Einfluss. Ob die Rechnung aufgeht, dass die Finanzbranche die Umweltziele für Politik und Gesellschaft durchsetzt, ist deshalb fraglich. Doch was sind die Alternativen, solange die USA das Klimaschutzabkommen kündigen und Brasilien die Brandrodung des Regenwaldes beschleunigt? Nur wenn die globale Staatengemeinschaft an einem Strang zieht, können wir unseren Nachkommen einen lebenswerten Planeten übergeben. Traurig, aber wohl leider wahr: Die Finanzbranche kann hier letztendlich wohl weniger bewegen, als ein 16-jähriges Mädchen aus Schweden. Trotzdem sollten wir es versuchen und als Anleger dabei unsere Renditeerwartungen anderen Prioritäten unterordnen.

(Dumschat)

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