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Beim Oldtimerkauf kühlen Kopf bewahren

Oldtimer erweisen sich weiterhin als ziemlich „sicherer Hafen“ für Kapitalanleger – dennoch gilt es einiges zu beachten

Cobra & Co. - Oldtimer erfreuen sich nach wie vor großer Nachfrage und hoher Wertschätzung

Oldtimer erfreuen sich nicht nur hierzulande nach wie vor guter bis sehr guter Nachfrage und hoher bis höchster Wertschätzung. Daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert, wie Marktkenner feststellen.

Wer angenommen hatte, die Preise für die „alten Schätzchen“ würden nennenswert nachgeben, weil wegen der Lockdowns kaum noch Ausfahrten, Rallyes und Messen möglich waren, sah sich getäuscht.

Siebenstelliger Bereich mit Trend nach oben

So registrierten die Marktbeobachter von Classic Data weniger Notverkäufe als gedacht, etwa weil sich Oldtimerbesitzer aus wirtschaftlichen Gründen von ihrem „Garagengold“ trennen mussten. Und wenn, dann fanden diese Objekte meist schnell einen neuen Liebhaber.

Insofern erweisen sich Oldtimer weiterhin als ziemlich „sicherer Hafen“ für Kapitalanleger. Bestimmte Modelle notieren im siebenstelligen Bereich mit weiterem Trend nach oben.

Wertzuwächse auch bei Youngtimern

Doch nicht nur solche Anlageobjekte auf vier Rädern erfreuen ihre Besitzer mit Wertsteigerungen. Selbst die Käufer sogenannter Youngtimer, als solche werden in der Regel sogenannte Klassiker im Alter zwischen 20 und 30 Jahren bezeichnet, dürfen bereits auf Wertzuwächse hoffen.

Und schon sie genießen es, mit Fahrzeugen unterwegs zu sein, die in ihren Augen mehr Charme, Charisma und einen gewissen Kultstatus versprechen.

Dafür nehmen es solche Autofahrer auch gern in Kauf, öfter selbst Hand an ihr Fahrzeug anzulegen als viele Eigner von Neuwagen. Nicht umsonst werden Oldtimerliebhaber im englischen Sprachraum als „enthusiasts“ bezeichnet …

Experten zu Rate ziehen

Damit die Freude am „alten Eisen“ nicht getrübt wird, raten Fachleute immer wieder eindringlich dazu, sich beim Kauf eines alten Autos nicht von persönlicher Schwärmerei verleiten und von Äußerlichkeiten blenden zu lassen.

Denn eine falsche Kaufentscheidung kann nicht nur viel Geld, sondern im ungünstigsten Fall auch die Freude an dem „Auto der Träume“ kosten.

Deshalb sollten Nicht-Fachleute möglichst Experten zu Rate ziehen, bevor sie möglicherweise auf einen „Blender“ hereinfallen. Denn leider hat die in den vergangenen Jahren rasant gestiegene Nachfrage nach Old- und Youngtimern gleich auch Betrüger mit auf den Plan gerufen.

Diese frisieren ihre Angebote oberflächlich von „kranken Gurken“ zu schicken Klassikern um, denen man ihren anstehenden Reparaturbedarf nicht auf den ersten Blick ansieht. Da kann mit heißem Herzen schnell viel Kapital versenkt werden.

Check mit starken Magneten

Besser man hat einen neutralen Betrachter an seiner Seite, der das „Objekt der Begierde“ mit kühlem Blick auf Herz und Nieren untersucht und anschließend realistisch taxiert.

So checken Profis alte Autos beispielsweise mit einem starken Magneten oder besser noch mit einem Schichtdickenmessgerät, um zu erkennen, wo unter glänzendem Lack Spachtelmasse versteckt ist, die auf frühere Reparaturen schließen lässt.

Ein genauer Blick auf die sogenannten Spaltmaße, also die Passungen von Hauben und Türen, gibt weitere Auskunft darüber, ob die Karosserie des Fahrzeugs bereits nachgebessert werden musste, etwa nach einem Unfall.

Thema Rost

Ein besonders virulentes Thema bei alten Autos ist der Rost. Denn früher wurden den Fahrzeugen meist nicht vergleichbare Rostschutzmaßnahmen zuteil wie dies bei jüngeren Autos der Fall ist.

Hier gilt es, bei dem möglichen Kaufobjekt gezielt nach Rostnestern zu suchen oder die Qualität schon durchgeführter Reparaturen zu bewerten.

In dem Zusammenhang lohnt es, Informationen bei Modellclubs oder in Fachmedien einzuholen, weil nahezu jedes Auto Stellen hat, wo die „braune Pest“ unerkannt wütet. Die gilt es aufzuspüren und zu kontrollieren.

Generell sollten sich Interessenten an einem Oldtimer zunächst grundsätzlich fragen, ob sie für weniger Geld ein Auto in einem schlechteren Zustand erwerben wollen, um daran dann selbst zu schrauben.

Die Alternative hierzu sind Autos in einem guten Zustand mit weniger anstehendem Reparaturbedarf, die beim Erwerb entsprechend teurer sind.

Mehr Geld für bessere Basis anlegen

Vor dieser Entscheidung sollte man die eigenen Fähigkeiten, die für eine Restaurierung zur Verfügung stehenden Mittel und nicht zuletzt auch die eigenen zeitlichen Möglichkeiten realistisch einschätzen.

Denn ein Restaurationsprojekt, das nicht vollendet werden kann, bedeutet unterm Strich nur Frust. Grundsätzlich raten die meisten Oldtimer-Experten dazu, bei der Auswahl eines Klassikers besser mehr Geld für eine bessere Basis anzulegen. Das rechnet sich in der Regel eher, als wenn man immer weiter in ein „Fass ohne Boden“ investieren muss.

In diesem Sinn sind auch immer Fahrzeuge mit einer „lückenlosen Historie“ zu bevorzugen: sprich der Verkäufer kann nachweisen, dass das Fahrzeug regelmäßig gewartet wurde.

Anhand solcher Unterlagen lässt sich ebenfalls nachvollziehen, ob die angegebene Laufleistung des alten Schätzchens tatsächlich stimmt. Leider gehört es nämlich auch in Oldtimer-Kreisen nicht zu den Ausnahmen, dass der Kilometerzähler manipuliert wird.

Kritischer Blick in Innenraum

Über den selbstverständlichen Technik-Check hinaus, also die Prüfung von Motor, Fahrwerk, Lenkung, Getriebe, Bremsen etc. auf Funktionstüchtigkeit und vor allem auf mögliche Leckagen, ist auch ein kritischer Blick in den Innenraum des Fahrzeugs ratsam.

Denn für viele alte Autos ist Ersatz für Armaturenbrett, Sitze oder Verkleidungen von den Herstellern nur noch schwer bis gar nicht mehr zu bekommen. Hier können vielfach Marken- oder Modellclubs weiterhelfen, die zum Teil sogar eigeninitiativ Ersatzteile nachbauen lassen.

Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des passenden Oldtimers darf bei der Entscheidungsfindung ebenfalls nicht ausgeklammert werden: nämlich die Frage, ob man das gute Stück im Alltag nutzen will oder nur für Ausfahrten bei schönem Wetter?

Denn alte Autos müssen nicht mehr alltagstauglich sein – können es aber durchaus. Und dann hat man im besten Fall Tag für Tag Freude an seinem Old- oder Youngtimer, insbesondere wenn sein Marktwert auch noch steigt.

(Goslar Institut)

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