Investmentfonds

Viele schlechte Nachrichten sind an den Börsen bereits eingepreist

Russell Investments Composite Sentiment Index ist deutlich überverkauft

pasja1000 / Pixabay


Die Verlangsamung der Kerninflation sollte es der US-Notenbank ermöglichen, Anfang 2023 eine Pause im Straffungszyklus einzulegen, so die Perspektive der Investmentstrategen von Russell Investments. Die überverkaufte Stimmung an den Aktienmärkten ist den Experten zufolge zudem ein Indikator dafür, dass viele schlechte Nachrichten bereits eingepreist sind.

„Derzeit gibt es an den Kapitalmärkten kaum Lichtblicke. Eine Quelle für Zuversicht könnte jedoch sein, dass die Anlegerstimmung sehr negativ ist“, sagt Andrew Pease, Global Head of Investment Strategy bei Russell Investments. „Dies könnte ein Indikator dafür sein, dass die Märkte die schlechten Nachrichten bereits eingepreist haben.“ Dies signalisiert auch der Composite Sentiment Index von Russell Investments. Der Index, der die Anlegerstimmung für den S&P 500® anhand einer Reihe technischer Indikatoren, Positionsdaten und Umfragen misst, ist aktuell um fast zwei Standardabweichungen überverkauft.

Dass die US-Wirtschaft 2023 in eine Rezession fällt, ist Pease zufolge zwar nicht sicher, die Wahrscheinlichkeit dafür steigt aber. Als wichtigstes Warnsignal nennt Pease die inverse Treasury-Renditekurve. So ist die Differenz zwischen der 10- und der 2-jährigen Rendite so negativ wie seit 40 Jahren nicht mehr ist. Darüber hinaus haben sich einige der Frühindikatoren für die US-Wirtschaft, wie der Index des Institute for Supply Management für Auftragseingänge, abgeschwächt. Zudem konzentriert sich die Fed unter anderem auf Lohnsummen sowie Löhne, die nach wie vor überhitzt sind und der Lage der Gesamtwirtschaft tendenziell hinterherhinken. So besteht Pease zufolge das Risiko, dass die Fed die Geldpolitik weiter strafft, während die Wirtschaft bereits schwächelt.

„Wir erwarten in den USA weiterhin eine weiche Landung. Dank der starken Finanzlage sowohl der Haushalte als auch der Unternehmen sollte der Abschwung schlimmstenfalls eine leichte Rezession nach sich ziehen“, so Pease. Für Europa prognostiziert er einen schwierigen Winter. Es zeichnet sich ab, dass die hohen Energiekosten den Konsum und die Industrieproduktion bremsen. Außerdem ist zu erwarten, dass die weiterhin hohe Inflation die EZB zu Zinserhöhungen veranlasst. „Da die Industrieproduktion wegen der hohen Energiepreise zu sinken beginnt, ist in Europa zumindest eine leichte Rezession kaum zu vermeiden“, so Pease.

Der Zyklus-, Value- und Sentiment-Anlageentscheidungsprozess von Russell Investments ist zu Beginn des 4. Quartals 2022 neutral ausgerichtet. Dabei setzen die Strategen aktuell folgende Präferenzen:
Aktien: Russell Investments zieht Nicht-US-Aktien aus Industrieländern gegenüber US-Aktien vor, da sie relativ günstig sind und von einer Schwächung des US-Dollars profitieren, falls die Fed einen defensiveren Kurs einschlägt. „Unsere Bewertungsmethodik stuft US-Aktien nicht als günstig ein, allerdings hat sich die Bewertung verbessert“, so Pease. „Es zeigt sich jedoch, dass nicht-US-Aktien jetzt einen Value bieten.“

Schwellenländer-Aktien: Aktien aus Schwellenländern können sich erholen, wenn aus China erhebliche Konjunkturimpulse kommen, die Fed das Straffungstempo verlangsamt, die Energiepreise nachgeben und der US-Dollar abschwächt. Vorerst ist eine neutrale Haltung angebracht.

High-Yield- und Investment-Grade-Anleihen: Die Renditeaufschläge für Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen liegen nah an ihren langfristigen Durchschnittswerten; die Gesamtrendite für US-Hochzinsanleihen erscheint mit etwa 8,5 % attraktiv. „Die Spreads sollten weiterhin auseinanderlaufen, wenn eine Rezession in den USA wahrscheinlicher wird“, so Pease. „Wir haben einen neutralen Ausblick auf die Kreditmärkte, werden aber positiver, wenn eine Rezession in den USA unwahrscheinlicher wird.“

Staatsanleihen: Die Bewertungen von Staatsanleihen haben sich verbessert. Vor allem US-amerikanische, britische und deutsche Anleihen bieten Potenzial. Japanische Anleihen sind hingegen immer noch teuer. „Die Renditen sind in den letzten Monaten an den meisten Märkten stark angestiegen. Das Risiko eines weiteren deutlichen Ausverkaufs scheint begrenzt zu sein, da die Inflation kurz vor dem Höhepunkt steht und die Märkte für die meisten Zentralbanken einen härtere Gangart eingepreist haben“, so Pease.

Real Assets: Global Listed Infrastructure (GLI) zählt seit Jahresbeginn zu den Anlageklassen mit der besten Performance, während REITs mehr als 20 % verloren haben. GLI ist jedoch mit Blick auf Faktoren wie die Dividendenrenditen und Kurs-Gewinn-Verhältnisse teuer. Im Gegensatz dazu weisen REITs gute Bewertungen auf. Rohstoffe waren 2022 die bisher am besten abschneidende Anlageklasse. Hier besteht 2023 bei einer Erholung der chinesischen Nachfrage infolge gelockerter Lockdowns und Stimulierungsmaßnahmen weiteres Aufwärtspotenzial.

US-Dollar: Der US-Dollar hat in diesem Jahr wegen der entschlossenen Fed-Politik und als sicherer Hafen während des Russland/Ukraine-Kriegs an Attraktivität als sicherer Hafen gewonnen. Der Greenback sollte sich jedoch abschwäche, wenn die Inflation zu sinken beginnt und die Fed Anfang 2023 zu einer weniger restriktiven Haltung übergeht. Bei diesem Szenario ist zu erwarten, dass der Euro und der japanische Yen die Hauptprofiteure sein sollten.

(Russell Investments)

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