Die Schwellenländer haben sich erholt und die Talsohle vom März hinter sich gelassen. Dabei wurden sie zunächst durch die beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Impulse angetrieben und weiter durch die allmähliche Lockerung der Lockdowns beflügelt, von denen die Märkte eine wirtschaftliche Erholung in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 erwarten. Die Märkte tendieren weiterhin nach oben, trotz eines stetigen Tauziehens: Auf der einen Seite steht die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle und den Verzögerungen bei der wirtschaftlichen Erholung. Auf der anderen Seite die aktuellen positiven Wirtschaftsdaten, Anreize und Hoffnungen auf einen Durchbruch bei der medizinischen Behandlung. Die Schwellenländer sind seit Jahresbeginn nur noch um rund 2 Prozent im Minus, nachdem sie den Großteil ihrer Verluste des ersten Quartals wieder wettgemacht haben. Derzeit werden sie mit einem 1,6x Kurs-Buchwert-Verhältnis gehandelt, was einer Standardabweichung von +1 über dem langfristigen Durchschnitt entspricht. Im Vergleich: Der S&P 500 liegt bei einem 3,4x Kurs-Buchwert-Verhältnis, was eine Standardabweichung von +2 über seinem langfristigen Durchschnitt bedeutet.
Es ist wichtig, neben der Betrachtung des Indexniveaus sowohl nach Chancen als auch Risiken zu suchen. Nicht zu vergessen: Viele Unternehmen sind nicht vom gleichen Ausgangspunkt in die zweite Jahreshälfte gestartet, an dem sie noch zu Beginn des Jahres standen – auch wenn einige Indizes diesen Eindruck vermitteln. Value-Aktien aus Schwellenländern sind dieses Jahr um 12 Prozent gefallen, während Growth-Aktien um 10 Prozent (1) gestiegen sind. Die anhaltende Erholung hat das Anlegerinteresse auf wirtschaftlich sensiblere Value-Sektoren gelenkt, die derzeit zu niedrigen Bewertungen gehandelt werden – nahe dem Niveau der globalen Finanzkrise. Die Marktstimmung hat sich verbessert und Erwartungen verlagerten sich auf eine deutliche Erholung der wirtschaftlichen Aktivität.
Anleger müssen jedoch mögliche weitere wirtschaftliche Schäden abwägen, falls es zu einer zweiten COVID-19-Welle kommt und sich die Volkswirtschaften wieder in Richtung diverser Lockdowns bewegen. Auch der Zeitpunkt und die Wirksamkeit der Impfstoffe, die aktuell entwickelt werden, sind noch lange nicht klar. Insgesamt ist die Stimmung in der Wirtschaft und bei den Verbrauchern nach wie vor gedrückt und die Spannungen zwischen den USA und China nehmen wegen Huawei und Hongkong zu. Unserer Ansicht nach wird die Welt nach der anfänglichen wirtschaftlichen Erholung wahrscheinlich weiterhin in einem langsam wachsenden Umfeld bleiben. Dementsprechend konzentrieren wir uns in unserem Fonds wie bisher hauptsächlich auf qualitativ hochwertige Wachstumsunternehmen. Am Rande ergänzen wir zyklische Positionen, die genügend Sicherheitsreserven aufweisen und bei denen das Unternehmen von mittel- und langfristigen Katalysatoren profitieren kann. Mittel- bis langfristig stellen die Schwellenländer immer noch eine sehr solide Investitionsgeschichte dar: Mit einem neuen Wachstumszyklus in der Technologie, sozialdemografischen Veränderungen in der wachsenden Mittelschicht der Bevölkerung, einer Urbanisierung und intelligenten Städten mit neuer Infrastruktur sowie einer verbesserten Dienstleistungswirtschaft.
(Federated Hermes)