Allein in Deutschland waren es 213 Milliarden Euro. Und der Trend hält an. Dies zeigt ein Blick auf die Statistik des Deutschen Fondsverbandes (BVI). So erzielten Mischfonds in den ersten acht Monaten dieses Jahres einen Nettomittelzufluss in Höhe von 17,8 Milliarden Euro. Es folgen weit abgeschlagen Immobilienfonds mit 3,5 Milliarden Euro und Aktienfonds mit 2,4 Milliarden Euro. Insgesamt, so der BVI, stieg das Mischfondsvermögen in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten um 13 Prozent.
Neben der Nachfrage wuchs auch das Angebot beständig. Heute findet sich am Markt eine Vielzahl an Multi Asset-Fonds mit unterschiedlichen Anlageprofilen. Anleger haben so die Möglichkeit, im Hinblick auf ihre eigene Risikobereitschaft und Renditeerwartung aus unterschiedlichen Risikoprofilen auszuwählen. Sie können beispielsweise mehr auf Werterhalt setzen, oder auf Einkommen aus Dividenden und Kupons. Oder sie orientieren sich stärker am Kapitalzuwachs und wählen überwiegend stärker risikobehaftete Anlageklassen.
Je nach Anlagekonzept konnten die Anleger mit Multi Asset-Fonds in der Vergangenheit vielfach ordentliche Renditen erwirtschaften. Das jedenfalls ergibt sich aus einer Studie des BVI aus dem vergangenen Jahr. Darin wurde die durchschnittliche Wertentwicklung verschiedener Multi AssetKonzepte über unterschiedliche Anlagezeiträume hinweg betrachtet. Wer beispielsweise über fünf Jahre in einen ausgewogen gemanagten Euro-Mischfonds investierte, konnte sich über eine Rendite von 6,3 Prozent pro Jahr freuen. Wer sein Geld über den gleichen Zeitraum in einen aktienbetonten Euro-Mischfonds gesteckt hatte, erreichte sogar eine durchschnittliche Jahresrendite von 8,1 Prozent. Zwar blieben die Renditen der Mischfonds klar hinter denen reiner Aktienfonds zurück. Anleger mussten dafür allerdings auch deutlich weniger Volatilität in Kauf nehmen.
Dunkle Wolken am Himmel
Beständig steigende Nachfrage, hohe Produktvielfalt und im Durchschnitt eine solide Performance: Multi AssetFonds scheinen sich also bisher für Anleger und Anbieter überwiegend gelohnt zu haben. Ob dies allerdings angesichts eines sich signifikant verändernden Investmentumfeldes in jedem Fall so bleiben wird, ist nicht ausgemacht. Steigende Zinsen, ungelöste Handelsstreitigkeiten, geopolitische Krisen und zunehmende Fragezeichen beim Blick auf den weltweiten Konjunkturverlauf werfen erste dunkle Schatten voraus. Dass es in einem solchen Umfeld auch für Mischfonds schwieriger geworden ist, zeigt eine Auswertung des Analysehauses Scope von Ende Juli. Im Bereich der Multi Asset-Fonds hatten sich die Analysten aufgeteilt in 13 Kategorien die Performance von mehr als 2 000 Mischfonds im ersten Halbjahr 2018 angeschaut. Das ernüchternde Ergebnis: In keiner der betrachteten Kategorien konnten Multi Asset Fonds im Durchschnitt eine positive Rendite erzielen. Das Spektrum reichte von -0,4 Prozent bei globalen dynamischen Mischfonds bis hin zu -2,6 Prozent bei Fonds der Gattung Absolute Return Multi Strategy High Risk. Immerhin, über den Betrachtungszeitraum von fünf Jahren zeigten alle Multi Asset Fonds im Durchschnitt positive Performancewerte. Allerdings gilt auch hier der Standardhinweis der Investmentbranche: die Performance der Vergangenheit gibt keine verlässliche Auskunft über die künftige Wertentwicklung.
Zentrale Assetklassen verändern ihr Profil
Wo die Herausforderungen liegen, zeigt unter anderem der Blick auf Renten und Aktien als die zentralen Assetklassen von Multi Asset-Fonds. Renten galten lange Zeit als der Stabilitätsanker in gemischten Portfolios. Diese Rolle werden sie künftig nicht mehr uneingeschränkt wahrnehmen können. Die eingeleitete Zinswende setzt Anleihen nun einem erhöhten Risiko aus. Nach wie vor sind viele Emittenten zudem einer hohen Schuldenlast ausgesetzt. Auch dies könnte im Umfeld steigender Zinsen zu Problemen führen. „Die Leute sind es gewohnt, Anleihen als sichere Anlage zu betrachten. Nun kommen wir aber in eine andere Lage“, erklärte unlängst Joubeen Hurren, Fondsmanager von Aviva Investors gegenüber der Börsen-Zeitung. „Die Bond Märkte schützen nicht nur nicht mehr gegenüber Verlusten, sondern verursachen sogar Verluste.“
Auch Aktien dürfte eine Neubewertung ihres Anlageprofils bevorstehen. Lange Zeit kannten die Märkte nur eine Richtung, nämlich die nach oben. In den vergangenen Jahren wurde das erhöhte Risiko von Aktien also mit sehr ordentlichen Renditen entlohnt. Damit könnte allerdings schon bald Schluss sein. Das globale Wachstum wird schwächer und die Normalisierung der Geldpolitik durch die Notenbanken setzt die Aktienmärkte zusätzlich unter Druck. Noch trotzt vor allem der US-Aktienmarkt der drohenden Renditeverflachung. Die positive Entwicklung markbreiter Indizes wie etwa dem S&P 500 sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese längst nicht von allen Titeln getragen wird. Etliche US-Aktiengesellschaften haben in diesem Jahr an der Börse bereits kräftig Federn lassen müssen. Und die Kurseinbrüche von Anfang Oktober zeigen, dass die Märkte auf die veränderte Geldpolitik der Fed zunehmend nervös reagieren.
Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten
Das veränderte Investmentumfeld stellt Multi Asset-Fonds also vor neue Herausforderungen, ist aber prinzipiell kein Anlass, sich deshalb gleich von ihnen abzuwenden. Im Gegenteil: Das Multi Asset-Fonds innewohnende Grundprinzip der Diversifikation ist genau das, worauf es nun verstärkt ankommt. Anleger sollten daher künftig noch genauer darauf achten, in welchem Umfang ein Fonds unterschiedliche Assetklassen und Investmentstrategien nutzt. So können neben Aktien und Renten beispielsweise auch Immobilien, Rohstoffe, Infrastruktur, Private Equity oder Währungen Bestandteil eines Multi Asset-Portfolios sein. Der Einsatz von Derivaten ist ebenfalls möglich, etwa um damit Long/ Short-Strategien umzusetzen oder um alternative Risikoprämien zu
vereinnahmen. Eines jedenfalls scheint gewiss: traditionelle und wenig dynamische Mischfonds werden es künftig deutlich schwerer haben, die Anleger zu überzeugen.
(MG)