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Schroders: Auf der Suche nach Ausreißern am Aktienmarkt

Die Börsen lassen sich auch angesichts beunruhigender Schlagzeilen kaum aus dem Takt bringen. Eine Erklärung dafür ist die ungebrochene Kauflaune unter Privatanlegern

Hongkong

Bob Kaynor, Head of US Small & Mid Cap, sagt dazu: „In den letzten 15 Jahren wurden Privatanleger darauf trainiert, bei jedem Rückgang zu kaufen. Das hat dazu geführt, dass man eher Angst hat, etwas zu verpassen, als dass man sich auf risikobereinigte Renditen konzentriert.“

Die Kauflaune von Privatanlegern ist ein Trend, der sich über mehrere Regionen erstreckt, wie Robin Parbrook, Co-Head of Asian Equity Alternative Investments, in Bezug auf die Investitionsströme in den chinesischen Markt feststellt: „Privatanleger lieben Trends und Momentum. Sie greifen bei Aktien zu, deren Produkte gerade dem Zeitgeist der chinesischen Konsumenten entsprechen. Wer hier das richtige Gespür hat, kann ordentliche Gewinne mitnehmen. Es bleibt allerdings fraglich, wie anhaltend die Begeisterung rund um diese Marken ist. Wenn der Markt von Privatanlegern getrieben wird, sind Themenwetten riskant. Ich halte es für besser, gegen den Strom zu schwimmen.“

Nicht nur Privatanleger treiben die Kapitalflüsse in China. Wie Robin Parbrook und Louisa Lo, Head of Asia ex Japan Equities, betonen, spielen auch Investoren eine Rolle, die gezielt auf hohe Dividendenrenditen setzen. „In China fließt zunehmend Kapital von heimischen Versicherern in bestimmte Aktien – vor allem von Banken –, weil die Dividendenrendite überzeugt“, so Lo.

Doch jene Aktien, die die Märkte dominieren, werden nicht unbedingt durch Fundamentaldaten gestützt. Beispielsweise ist es fraglich, wie tragfähig die beliebten Dividenden chinesischer Banken sind. Tom Wilson, Head of Emerging Market Equities, warnt: „Die Banken stehen bei den Nettozinsmargen unter Druck, während die Qualität der Vermögenswerte nicht nachhaltig und verdächtig günstig erscheint. Bei den bestehenden Dividendenausschüttungsquoten werden die Banken ohne Kapitalbeschaffung nicht genügend Kapital generieren, um das erforderliche Kreditwachstum zu unterstützen.“

Einige Anleger, die sich auf Fundamentaldaten konzentrieren, bevorzugen Qualitätsaktien gegenüber Faktoren wie hohen Dividendenrenditen oder Momentum, Bob Kaynor räumt jedoch mit einer weit verbreiteten Annahme auf: „Viele glauben, dass Qualitätsaktien in den USA zuletzt stark waren. Aber eigentlich ist das nur ein Large-Cap-Phänomen, weil die Aktien der Glorreichen Sieben so hochwertig sind und den S&P 500 dominieren. Bei den Small Caps kam es bei Qualitätsaktien nicht zu einer Outperformance.“

Qualitätsaktien haben sich in letzter Zeit angesichts der Begeisterung für Themen und der hohen Dividendenrendite nicht überdurchschnittlich entwickelt. Die Theorie besagt jedoch, dass Qualitätsaktien mit ihrer starken Wettbewerbsposition und konstanten Rentabilität langfristig höhere Renditen erzielen und sich im Falle eines Marktabschwungs als widerstandsfähiger erweisen können.

Wie lange kann die aktuelle Marktdynamik noch anhalten? Vieles spricht dafür, dass sich der Aufwärtstrend bei Aktien fortsetzt. „Der kurzfristige Ausblick für Aktien sieht recht positiv aus“, meint Alex Tedder, CIO Equities. „Gute Wirtschaftsdaten, Impulse durch das US-Steuergesetz, solide Unternehmensgewinne und ein leicht verbessertes geopolitisches Umfeld könnten dazu führen, dass der S&P 500 die Marke von 6.700 bis 6.800 erreicht (nach etwa 6.300 Anfang August). Natürlich bestehen weiterhin Unsicherheiten im Zusammenhang mit Zöllen, doch dieselben zugrunde liegenden Trends könnten auch für einige Märkte außerhalb der USA wie Großbritannien, Deutschland und Teile Asiens, einschließlich Japan, von Vorteil sein.“

Auch einige Schwellenländer könnten für langfristig orientierte Anleger relativ attraktiver erscheinen. James Gautrey, Portfolio Manager, Global Equities, erklärt: „Viele westliche Länder sind hoch verschuldet und weisen sehr hohe Haushaltsdefizite auf. Im Gegensatz dazu haben viele Schwellenländer – darunter Teile Asiens – ihre fiskalischen Krisen bereits hinter sich und verzeichnen nun eine geringere Verschuldung sowie eine bessere demografische Entwicklung. Das kann Unternehmen in diesen Regionen besonders interessant machen.“

Dann wäre noch die Frage, wann andere Teile des Marktes beginnen könnten, stärker an den Gewinnen zu partizipieren. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Marktbreite – also der Anteil der Unternehmen, die den Index übertreffen – in diesem Jahr zunimmt (siehe Grafik) und ein günstigeres Umfeld für aktive Investoren schafft.

Die Rückkehr der Marktbreite

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass sich für aktive Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont auch in Zeiten von Allzeithochs Opportunitäten eröffnen können.

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