Wirtschaft

Globale institutionelle Investoren verlagern Risiken von öffentlichen auf private Märkte Investoren sorgen sich, dass der Wirtschaftszyklus kippt

Kippt der Wirtschaftszyklus? Wie reagieren institutionelle Investoren? Die jährliche weltweite Umfrage von BlackRock gibt Aufschluss.

Angesichts zunehmender Bedenken, dass der Wirtschaftszyklus kippen könnte, wollen institutionelle Investoren Risiken aus ihren Portfolios nehmen. Dazu bauen sie ihre Engaments in Privatmärkten – sprich in Märkten abseits von Handelsplätzen mit öffentlich gelisteten Wertpapieren – aus, wie eine jährliche Umfrage von BlackRock unter institutionellen Investoren weltweit zeigt.

Darin geben mehr als die Hälfte (56 Prozent1) der Befragten eine mögliche Wende im Wirtschaftszyklus als eines der wichtigsten Makrorisiken an, die Einfluss auf Portfolioumschichtungen und Anlagepläne haben. Die Umfrage zeigt, dass 2019 vor allem Privatmärkte gefragt sind. Umschichtungen des Risikos auf der Suche nach voneinander unabhängigen Renditen sind ein struktureller, jahrelanger Trend, der weiter anhält. In diesem Umfeld dürften illiquide alternative Anlageklassen weitere Mittelzuflüsse verbuchen. Der Umfrage zufolge wollen 54 Prozent ihre Engagements in Sachwerten bzw. Real Assets ausbauen. In Bezug auf Private Equity beabsichtigen dies 47 Prozent und hinsichtlich Immobilien 40 Prozent.

An der Umfrage haben 230 institutionelle Kunden teilgenommen, die ein investierbares Vermögen von mehr als sieben Billionen Dollar weltweit repräsentieren. Davon will 2019 mehr als die Hälfte (51 Prozent) ihre Aktienpositionen herunterfahren. 2018 lag die entsprechende Quote noch bei 35 und 2017 bei 29 Prozent, was auf einen zunehmenden Trend hindeutet. Dieser ist in den USA und Kanada besonders stark ausgeprägt, wo mehr als zwei Drittel (68 Prozent) ihre Aktienquoten reduzieren wollen. In Kontinentaleuropa sind es dagegen nur 27 Prozent.

„Der Wirtschaftszyklus dreht sich. Wir denken, dass Privatmärkte Investoren helfen können, die damit verbundenen, zunehmenden Herausforderungen zu meistern“, sagt Edwin Conway, Globaler Leiter des Geschäftes mit institutionellen Kunden bei BlackRock. „Wir betonen bereits seit einiger Zeit das Potenzial alternativer Anlageklassen, wenn es darum geht, Renditen zu erhöhen und die Risikostreuung zu optimieren. Daher sind wir nicht überrascht, dass unsere Kunden nun zunehmend in illiquide Anlageklassen investieren – einschließlich der privaten Kreditmärkte.“

Fixed Income dürfte weitere Zuflüsse verbuchen, Cash bleibt wichtig

Bei den geplanten Allokationen im Bereich Fixed Income gibt es einen deutlichen Anstieg – von 29 Prozent, die im vergangenen Jahr stärkere Engagements in diesem Bereich planten, auf 38 Prozent in diesem Jahr. Innerhalb der Anlageklasse setzt sich der Wechsel in Privatplatzierungen fort. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Teilnehmer planen in diesem Segment höhere Investitionen. Zudem wollen sie auch andere Fixed-Income-Segmente stärker nutzen, etwa den Bereich kurze Durationen bzw. Zinsbindungsfristen (30 Prozent), Verbriefungen (27 Prozent) und Schwellenländer (29 Prozent). Darin spiegeln sich Relative-Value-Opportunitäten in diesen Anlagesegmenten wider, bei denen Investoren relative Bewertungsunterschiede nutzen.

Zudem will die Mehrheit der institutionellen Investoren ihre Cash-Bestände 2019 beibehalten oder sogar ausbauen, wie die Umfrage zeigt. Das gilt speziell für die Region Asien-Pazifik. Dort plant ein Drittel (33 Prozent) Cash-Positionen auszubauen, um Portfolios abzusichern. „Umschichtungen in den Bereich Fixed Income sind bei Pensionseinrichtungen von Unternehmen besonders ausgeprägt. Denn viele Pläne mit festen Leistungszusagen konzentrieren sich darauf, Risiken abzubauen, verbesserte Funding-Level abzusichern und sich auf die Auslaufphasen vorzubereiten“, ergänzt Conway.

Prioritäten bei Aktien verschieben sich – Alpha- und ESG-Strategien auf der Agenda

Kurzfristig besteht der weltweite Trend darin, Aktienpositionen abzubauen. Gleichzeitig verändern sich Fokus und Prioritäten innerhalb der Aktienquote. Die drei Überlegungen, die am weitesten verbreitet sind, lauten: Portfoliorisiken reduzieren, was bei zwei Fünfteln (41 Prozent) im Vordergrund steht; Allokationen in Alpha-Strategien erhöhen, worauf ein Drittel (32 Prozent) den Schwerpunkt legt; und ein stärkerer Fokus auf Umwelt-, soziale und Governance-Aspekte (auf Englisch: Environmental, Social und Governance; kurz ESG) sowie Impact Investing, was bei einem Viertel (28 Prozent) Priorität hat.

„In einer Welt mit erhöhter Marktvolatilität und ausgeprägter Unsicherheit überdenken Investoren, wie sie mit Risikoanlagen umgehen“, schlussfolgert Conway. „Es ist wichtig für Anleger, investiert zu bleiben. Denn Aktien spielen auch weiterhin eine signifikante Rolle in Portfolios, und Alpha-Strategien sind gerade im aktuellen Marktumfeld sinnvoll. Wir gehen davon aus, dass Investoren in Bezug auf ihre Alpha-Strategien künftig entschlossener handeln werden.“

Unter institutionellen Investoren in Deutschland ist vor allem im Bereich Infrastruktur ein steigendes Interesse erkennbar. „Der Anteil entsprechender Investitionen in den Portfolios ist zum Beispiel bei Versicherern in den vergangenen Jahren von deutlich unter einem Prozent auf etwa fünf Prozent gestiegen“, sagt Marcus Severin, Leiter des Geschäftes mit Versicherern in Deutschland und Österreich bei BlackRock. „Gleichzeitig nimmt das Interesse an ESG-konformen Lösungen über Kundensegmente hinweg zu.“

(BlackRock)

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