ETF / Zertifikate

Zu viel Energie kann zur Last werden

Lassen Sie sich nicht festlegen von High-Yield-ETFs Nur wenige Anleger in Hochzinsanleihen haben den jüngsten Preissturz im Energiesektor wirklich unbeschadet überstanden. Diejenigen, die sich auf breit aufgestellte börsengehandelte Fonds (ETFs) für ihr Marktengagement konzentrierten, erlitten jedoch die schlimmsten Verluste. Zufall? Wir denken nicht. Aber weshalb war der Ölpreisrückgang für High-Yield-ETFs so schlimm?

Bild: Shutterstock

Gewichtung ist nicht alles

High-Yield-ETFs sind darauf ausgerichtet, einen Index nachzubilden. Ihre Vermögensallokation hat also die des Index widerzuspiegeln. Im Hochzinssektor geht dies mit einem erheblichen Engagement im Energiesektor einher. Warum? Energieunternehmen gingen in den letzten Jahren fleißig an die Kreditmärkte, um technologische Innovationen und die Entdeckung von Schiefergas in den USA und Kanada durch erhöhte Investitionen zu finanzieren. Hochzinsanleihen aus dem Energiesektor machen derzeit ca. 15 Prozent des US High Yield Index aus – mehr als jeder andere Sektor1.

Und mehr ist bekanntlich nicht immer besser. Als im letzten Jahr die Energiepreise einbrachen, wurden High-Yield-ETFs wegen ihres hohen Engagements in Schuldtiteln von Energieunternehmen in Mitleidenschaft gezogen. Aktive Manager konnten reagieren, indem sie ihre Bestände im Energiesektor reduzierten, denn sie waren nicht an den Index gebunden. ETF-Anleger konnten sich indes den Verlusten nur entziehen, indem sie sich von ihrer Anlage vollkommen trennten. Dieser Aspekt ist jedoch nicht nur in Bezug auf Energie ein Problem. Etwas Ähnliches ereignete sich 2002 mit Telekommunikationsunternehmen, obwohl es damals natürlich noch keine ETFs gab. Unlängst wäre ein Anleger mit einem Bestand in einem in Emerging-Market-Anlagen investierten ETF einem Engagement in Argentinien und Venezuela ausgesetzt gewesen – zwei der fragilsten Volkswirtschaften Lateinamerikas – und auch in Russland, dessen Wirtschaft unter niedrigen Energiepreisen und Wirtschaftssanktionen, in Zusammenhang mit dem Konflikt mit der Ukraine, zu leiden hat.

Qualität, nicht Quantität

Bei Hochzinsanleihen geht es nicht nur um die Quantität der Anlage. Welche Anleihen gehalten werden, ist ebenfalls wichtig, vor allem in Zeiten hoher Volatilität. So sind nicht alle Energieanleihen gleich. Einige, insbesondere diejenigen, die von Unternehmen im Explorations- und Produktionssektor begeben werden, sind niedrigeren Ölpreisen stärker ausgesetzt als andere. Mithilfe sorgfältiger Kreditanalysen können aktive Manager Wertpapiere identifizieren, die gut abschneiden dürften oder aber mit den meisten Risiken behaftet sind. Dies gilt für alle Teile des Hochzinsmarktes, nicht nur für die Energietitel. So ist die Titelauswahl bei Junk-Bonds mit CCC-Rating, die von anfälligen, stark verschuldeten Unternehmen aus allen Sektoren begeben werden, sehr wichtig für das Portfolio. ETFs müssen jedoch den gesamten Index abbilden. Sie haben keine freie Wahl.

Achten Sie auf die Transaktionskosten

Und schließlich noch ein Wort zu den Kosten. Passive High-Yield-ETFs wurden auch deshalb beliebt, weil sie einen einfachen und kostengünstigen Zugang zum Markt bieten. Die Verwaltungsgebühren sind im Allgemeinen niedriger als bei aktiv gemanagten Investmentfonds, sogar im Vergleich zu einigen passiven Fonds. Allerdings gilt es, auch die Transaktionskosten zu berücksichtigen, die schnell steigen können. Zum einen nimmt bei steigender Volatilität die Geld-Brief-Spanne, d.h. die Differenz zwischen dem Preis, den Käufer zu zahlen und Verkäufer zu akzeptieren bereit sind, zu. Durch die damit verbundenen Kosten können sich die Renditen vermindern.

Zum anderen kann ein häufiger Handel in ETFs dazu führen, dass ihre Anteile zu einem Auf- oder Abschlag gegenüber dem berechneten Nettoinventarwert gehandelt werden. Sehen sich also Anleger gezwungen, zu ungünstigen Zeitpunkten zu kaufen oder verkaufen, kann dies ebenfalls zu erhöhten Kosten und niedrigeren Renditen führen. Und die Transaktionen nehmen in schwierigen Marktperioden in der Regel zu. Gewöhnlich machen ETFs rund 15 Prozent des Handelsvolumens auf Anteilsbasis aus. Während des Abverkaufs im letzten Oktober stieg dieser Anteil jedoch auf 23 Prozent und im Jahr 2008 gar auf 34 Prozent, gemäß Morgan Stanley.

Mehr Flexibilität mit einem aktiven Ansatz

Wie wir zeigen konnten, können High-Yield-ETFs ihre Allokationen nicht durch eine Untergewichtung eines bestimmten Sektors anpassen. In wirklich schwierigen Zeiten sind die Anleger unter Umständen dazu gezwungen, zu verkaufen. Aktive Manager haben indes mehr Handlungsspielraum und können ihre Kosten über eine sorgfältige Titelauswahl und durch weniger Transaktionen, vor allem in volatilen Zeiten, senken.

Wir gehen davon aus, dass die in den letzten Monaten verzeichnete Volatilität im weiteren Jahresverlauf anhalten wird. Anleger, die bei der Titelauswahl sorgfältig vorgehen und ihre Engagements streuen, haben von der Volatilität jedoch nichts zu befürchten. Während High-Yield-ETFs, die Indizes nachbilden, die für kurzfristige Anlagen sinnvoll sein können, bietet ein aktiverer Ansatz, unseres Erachtens, in einem stürmischeren Marktumfeld einen besseren Schutz.

Gershon Distenfeld – Director of High-Yield Debt bei AB

1Anleihenindizes sind Schuldnerindizes, d.h. das Unternehmen oder der Staat, das/der die meisten Schulden aufnimmt, erhält im Index mehr Gewicht. Über ein passives Investment werden diese Titel mitunter zu einem Zeitpunkt stärker gewichtet, zu dem sich der fundamentale Ausblick aufgrund des Verschuldungsgrads verschlechtert.

Ausschließlich für professionelle Kunden. In diesem Dokument, stellen zum Ausdruck gebrachte Meinungen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.


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