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Zinspolitik in den Emerging Markets am Beispiel Indonesien

Seit etwa zweieinhalb Jahren liegen die Zinsen an den Emerging Markets bei über sechs Prozent. Da nun auch die Europäische Zentralbank im Begriff ist, in die quantitative Lockerung (QE) einzusteigen, und die jüngsten Konjunkturzahlen in den USA wiederum etwas enttäuschen, ist eine Anhebung der Zinsen an den entwickelten Märkten bis auf Weiteres wenig wahrscheinlich. Das Zinsgefälle von rund fünf Prozent zwischen den Schwellenländern und der entwickelten Welt müsste eigentlich zu einem erneuten Kapitalstrom in die Emerging Markets führen. Es sieht auf jeden Fall so aus, als stellten sich die politisch Verantwortlichen in der aufstrebenden Welt zunehmend auf diese Eventualität ein.

Anders ließe sich kaum erklären, warum die indonesische Zentralbank ihren Leitzins vergangene Woche um 25 Basispunkte auf 7,5 Prozent gesenkt hat. Indonesien zählt zu denjenigen Ländern, die am stärksten auf ausländisches Kapital angewiesen sind. Das liegt nicht nur an dem Leistungsbilanzdefizit von rund drei Prozent des BIP, sondern vor allem auch daran, dass es für die Banken wegen des tief verwurzelten Misstrauens aufseiten der indonesischen Sparer sehr schwer ist, sich am heimischen Markt zu finanzieren. Aus diesem Grund und nicht zuletzt auch, um die Regierung in Jakarta unter Reformdruck zu setzen, hat sich die indonesische Notenbank in den letzten Jahren zinspolitisch um größte Vorsicht bemüht. Insofern ist es bemerkenswert, dass die Bank sich gerade jetzt zu einem Zinsschnitt entschlossen hat, just in dem Monat, in dem die meisten EM-Währungen unter erheblichen Druck geraten.

Indonesien ist hier allerdings keine Ausnahme. Von den 16 größten Schwellenländern haben zwölf in den letzten Monaten die Zinsen gesenkt. Doch nicht alle dieser Länder verfügen über eine robuste Volkswirtschaft, die das Vertrauen ausländischer Anleger genießt. Im Gegenteil: Seit letztem Sommer fließt mehr Kapital aus diesen Ländern ab, als ihnen zufließt – trotz des erheblichen Zinsgefälles gegenüber den USA und Europa. Die Hauptgründe für den Abzug von Kapital sind das rückläufige Wirtschaftswachstum, das sich verschlechternde Zinsklima an einigen Emerging Markets, der Mangel an überzeugenden Reformen und die Angst, dass es sofort zu einer Kapitalflucht kommt, sobald die USA ihren Leitzins anheben.

Diese Faktoren haben weiterhin Gültigkeit und mögen sogar noch an Relevanz gewinnen, falls die Zentralbanken die Zinsen auf ein Niveau unter der wirtschaftlichen Basis senken und so Reformen rechtfertigen können. Mit jeder Zinssenkung steigt das Risiko einer Wechselkurskorrektur an den Emerging Markets. Vielleicht zielen die politisch Verantwortlichen genau darauf ab, um so eine Wachstumserholung anzustoßen, ohne sich mit unliebsamen Reformen herumschlagen zu müssen. Anlegern an den Emerging Markets sei Skepsis geraten. Es empfiehlt sich, in einem Land zu investieren, in dem die Zinsen gesenkt werden, weil wirtschaftliche Ungleichgewichte im Reformwege abgebaut wurden und nicht, weil eine Zinssenkung durch künftige Kapitalflüsse zu rechtfertigen sei oder gar um die Währung zu schwächen.

Von Maarten-Jan Bakkum, globaler Emerging Markets-Aktienstratege, ING IM



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