Wirtschaft

Wachsender Ruf der Verbraucher nach mehr Nachhaltigkeit treibt Innovationen europäischer Unternehmen

Marktanalyse identifiziert drei Sektoren mit effektivsten innovativen Anwendungen: traditionell „schmutzige Industrien“, Gesundheitswesen, Mobilität & Logistik

geralt / Pixabay

Läuft Europa Gefahr, im Rennen um die digitale Vorreiterschaft von Asien und den USA überflügelt zu werden? Werden europäische Unternehmen aufgrund fehlender Investitionen in Forschung und Digitalisierung langfristig ins Hintertreffen geraten? Im Gegenteil: Der internationale Wettbewerbsdruck fordert europäische Unternehmen heraus, Innovationen effektiver zu gestalten. Gleichzeitig steigen die Erwartungen und das Nachhaltigkeitsbewusstsein der europäischen Verbraucher und Interessenvertreter, die ein zunehmend wichtiger Treiber für Innovationen bei den Unternehmen sind. Dies ist eine wesentliche Erkenntnis der aktuellen Marktanalyse „Exponentielle Technologien in Europa“ von Dr. Aleksandra Gadzala, Dozentin an der Hochschule St. Gallen und Universität Zürich, Senior Fellow beim Atlantic Council und Mitglied des Expertenbeirats von The Singularity Group (TSG). TSG ist ein Schweizer Anlageberater für Investitionen in weltweite Innovation. Die Sondierungsstudie verdichtet die Ergebnisse verschiedener Einzelstudien sowie Daten und Erkenntnisse von TSG und deutet darauf hin, dass Innovationen am stärksten – aber nicht nur – in Europas Produktions-, Gesundheits- und Mobilitätssektoren wertschöpfend angewendet werden.

Steigender Druck der Verbraucher auf Unternehmen als Treiber von Innovation

„Die Verbraucher diktieren wann, wo und wie sie sich mit Marken beschäftigen und erwarten zunehmend nachhaltigere Produkte und personalisierte Lösungen“, sagt Studienleiterin Dr. Aleksandra Gadzala. Um dem geänderten Verbraucherverhalten zu begegnen, wenden sich europäische Unternehmen verstärkt exponentiellen Technologien zu. „Es gibt eine Verschiebung von Konsumentenorientierung hin zu Konsumentenzentriertheit in den Strategien von Unternehmen.”

88 Prozent der europäischen Manager erwarten, dass das Innovationsbudget ihres Unternehmens in den nächsten zwei Jahren steigen wird, angetrieben durch die Integration neuer Technologien in bestehende Geschäftsmodelle und Prozesse.(1) Der Fokus liegt dabei auf Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI), Erweiterter und Virtueller Realität (ER/VR), Robotik und Blockchain. Neue Energielösungen sind ein weiterer strategisch wichtiger Bereich, der von Umweltbelangen (2) und den Klimazielen des Europäischen Parlaments (3) angetrieben wird.

Technologie in Europa differenziert sich durch ihren Zweck: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich Zweck und Nachhaltigkeit bei den sogenannten ‚schmutzigen Industrien‘ – wie Öl, Energie und Gas sowie Zellstoff und Papier –, im Gesundheitssektor sowie im Sektor Mobilität und Logistik am größten sind“, so Dr. Gadzala. Als Folge dessen finden hier bereits umfassende Transformationsprozesse statt.

„Schmutzige Industrien“ werden „grüner” und bieten erhebliche Wachstumschancen

Gemäß einer Verbraucherumfrage von Pro Carton sagen 75 Prozent der Europäer, dass die Umweltauswirkungen der Produktverpackungen ihre Kaufentscheidungen direkt beeinflusst.(4) Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat die europäische Papier- und Forstindustrie – die wegen ihres Anteils an Abfall, Entwaldung und Energieverbrauch als schmutzige Industrie angesehen wird – begonnen, exponentielle Technologien in ihren Wertschöpfungsprozess zu integrieren. Erste Erfolge in Schweden zeigen, dass die Anwendung von KI-Systemen in der Fertigung den Energieverbrauch drastisch reduzieren. Ein weiteres Beispiel, bei dem exponentielle Technologien zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen, ist das Ölraffinerieunternehmen Neste Corporation. Das finnische Unternehmen ist mittlerweile unter anderem der größte globale Hersteller von erneuerbarem Diesel und bedeutender Anbieter von Biokunststoffen für die Verpackungsindustrie. Es wurde 2019 im Global 100 Index als drittnachhaltigstes Unternehmen der Welt eingestuft.

Soziale Nachhaltigkeit und Healthtech: Deutschland Vorreiter bei mobile Health (mHealth)

Auch der Gesundheitssektor unterliegt einem starken Wandel. Steigende medizinische Kosten, eine alternde Bevölkerung, eingeschränkte Gesundheitsbudgets und Patienten, die zunehmend maßgeschneiderte und zugängliche Lösungen erwarten, sorgen für Umbrüche in der Branche. „Zu den Technologien, die wir bislang beobachten, zählen vernetzte und kognitive Geräte, Robotik, KI und VR/ER, 3D-Druck sowie nanofähige Biomaterialien“, sagt Dr. Aleksandra Gadzala. Die Verbesserung der Patientenerfahrung durch den Einsatz exponentieller Technologien ist ein weiterer wichtiger Faktor für Kliniken und Krankenhäuser, um die Marke aufzubauen, besseren Service anzubieten und die Rentabilität zu steigern. „MHealth gewinnt in ganz Europa an Bedeutung, wobei Deutschland mittel- bis langfristig als einer der lukrativsten Standorte für die Branche gilt.“ Der deutsche mHealth-Markt wächst laut Prognose von Reuters bis 2025 auf eine Bewertung von 22,3 Mrd. USD an (2018: 2,3 Mrd. USD).(5)

Einer der Innovationspioniere im allgemeinen Gesundheitsmarkt ist die schweizerische Straumann-Gruppe, die frühzeitig 3-Druck sowie den Einsatz von KI, Biomaterialien und Robotik in der Dentalindustrie implementiert hat. Starke Veränderungen sind außerdem in der Versicherungsbranche zu beobachten. Von digitalen Patientenakten bis hin zu virtuellen Therapieangeboten sind zahlreiche Verbesserungen für Verbraucher zu erwarten, welche auch die Interaktion zwischen Versicherungen, Gesundheitsanbietern und Ärzten revolutionieren wird.

Europäische Unternehmen: Vorsprung nicht allein durch Anwendung von Innovation

„Im Mittelpunkt unserer Investitionsstrategie steht die Überzeugung, dass jedes Unternehmen – auch und vor allem in traditionellen Branchen – ein Innovationsunternehmen sein kann oder sollte“, sagt Evelyne Pflugi, CEO und Mitbegründerin von TSG. „Unserer Erfahrung nach erfüllen die durch Innovation erfolgreichen Unternehmen mehrere Faktoren: Sie haben einen mehrdimensionalen Innovationsansatz, gehören einem Ökosystem an und verfolgen mit technologischer Innovation einen Zweck.“ Um jene Unternehmen zu identifizieren, filtert TSG die tatsächliche Wertschöpfung durch Innovation. „Die Überlebensfähigkeit einer Technologie zeigt sich in ihrer Anwendung und ist messbar – unter anderem monetär”, ergänzt Pflugi. Für Investoren bedeutet das, dass sich manche der attraktivsten Anlageoptionen außerhalb des Technologiesektors finden lassen.

(The Singularity Group)

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