Seit dem Hochpunkt der US-Regionalbankenkrise im März haben sich interessante Divergenzen an den Kapitalmärkten ausgebildet, die ein Warnsignal darstellen. Obwohl die US-Technologie-Giganten Nvidia, Microsoft, Apple, Amazon und Alphabet rekordverdächtige Anstiege vorweisen können und zum Teil neue 1-Jahres-Höchststände ausgebildet haben, hat sich der breite Aktienmarkt seit Februar nicht von der Stelle bewegt. Das gilt für den breiten US-Index S&P 500, aber auch für die europäischen Pendants DAX 40 und Eurostoxx 50 Index.
Der Dow Jones Industrial Average und Russell 2000 Index weisen sogar eine negative Wertentwicklung seit ihren Höchstständen im Februar auf. Lediglich der Nasdaq 100 Index ist nahezu vertikal angestiegen. Diese Entwicklung des breiten Aktienmarkts überrascht uns zugegebenermaßen weniger. Die global wichtigen Zentralbanken haben in den vergangenen fünfzehn Monaten historisch betrachtet einen der steilsten Zinsanhebungszyklen vollzogen.
Anhebung der US-Schuldenbremse Stimmung
Die privaten Haushalte sind weiterhin mit einer hohen Inflationsrate konfrontiert und die Konjunktur gerät allmählich ins Stottern. Daneben belastet die Anhebung der US-Schuldenbremse die Stimmung und die anfängliche Euphorie nach Beendigung der No-Covid-Politik in China verfliegt zunehmend.
Auf der anderen Seite spielt der Kapitalmarkt derzeit das neue Trend-Thema „Künstliche Intelligenz“ und preist dieses über diverse Technologiewerte ein. Selbstverständlich gilt die Aussage: „The Trend is your friend“. Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass Trends durchaus endlich sein können und einem Realitäts-Check unterzogen werden müssen. Nach unserer Einschätzung ist diese starke Divergenz zwischen dem breiten Aktienmarkt und dem Technologiesektor nicht nachhaltig und wir nähern uns einer Korrektur in diesem Sektor.
Erste Zinssenkung in den USA im Spätsommer?
Ein Auslöser könnte neben der konjunkturellen Entwicklung vor allem die Zentralbankpolitik sein. Der Kapitalmarkt spekuliert auf eine erste Zinssenkung in den USA im Spätsommer. Wir denken jedoch, dass diese optimistische Erwartung enttäuscht wird und weiter steigende Zinsen Gift sind für den zinssensitiven Technologiesektor.
Aus diesem Grund haben wir in den letzten Tagen den US-Technologiesektor reduziert und Technologiegiganten zum Teil veräußert. Zudem haben wir Gewinne bei britischen Konsum- und Pharma-Einzelwerten realisiert, da der britische Aktienmarkt sich ebenfalls in diesem Jahr stark entwickelt hat.
In unserer chancenorientierten Multi-Asset-Strategie liegt die Aktienquote derzeit bei 63 Prozent, in der Spitze lag dieser Wert in diesem Jahr bei 95 Prozent. Darüber hinaus haben wir Gold mit 7,5 Prozent allokiert und 25 Prozent in kurzlaufenden europäischen und US-amerikanischen Staatsanleihen bei Renditen von 3,25 bis fünf Prozent investiert. Kurzlaufende Rentenpapiere sind mittlerweile eine interessante Alternative.
(Do Investment AG / Manuela Blisse / surpress)