Zwar bedauerte das Unternehmen damals, dass es nicht gelungen sei, die „rapide Verschlechterung der Bedingungen auf dem US-Hypothekenmarkt einzuschätzen“. Gleichwohl seien die S&P-Experten nicht die Einzigen, die das Ausmaß der Krise nicht richtig einschätzen konnten.
Standard & Poor’s wurde vorgeworfen, Investoren über die Qualität von Wertpapieren durch zu positive Bewertungen getäuscht zu haben, in denen schlecht abgesicherte Hypotheken gebündelt waren. Ab 2007 hatten sich in den USA die Fälle gehäuft, in denen einkommensschwache Hausbesitzer ihre Darlehen wegen steigender Zinsen nicht mehr abzahlen konnten. In einer Art Domino-Effekt löste dies eine weltweite Finanzkrise aus.
Die Klage hatte sich unter anderem auf Hinweise aus eigenen Reihen des Unternehmens gestützt. S&P räumte denn auch ein, dass sich Mitarbeiter intern Zweifel an die zu positive Bewertung der Hypothekenpapiere geäußert hätten. „Die Führung des Unternehmens hat die Warnungen von altgedienten Analysten ignoriert“, erklärte US-Justizminister Eric Holder. Das Vortäuschen der Kreditwürdigkeit von Ramschpapieren habe der Wirtschaft schweren Schaden zugefügt und zu der schlimmsten Finanzkrise seit der Grossen Depression in den 1930er Jahren beigetragen.
Nun muss Standard & Poor’s rund 687 Millionen Dollar an das US-Justizministerium überweisen, die Bundesstaaten und Washington erhalten ebenfalls gut 687 Millionen Dollar.
Einen weiteren Vergleich in Höhe von 125 Millionen schloss die Ratingagentur nach eigenen Angaben mit dem kalifornischen Pensionsfonds CalPERS. Vergangenen Monat hatte Standard & Poor’s zugestimmt, wegen zweifelhafter Bonitätsnoten für Hypothekenpapiere 77 Millionen Dollar an die Börsenaufsicht SEC und zwei andere Finanzbehörden zu zahlen.
Den US-Medien zufolge soll auch die Ratingagentur Moody’s aufgrund ähnlicher Vorwürfe im Visier des US-Justizministerium stehen. Die entsprechenden Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen, so dass es ungewiss sei, ob überhaupt geklagt wird.
Bereits im Jahr 2012 hatte sich die Chefredaktion von Anlegermagazin Mein Geld im Editorial der September/Oktober Ausgabe mit der Funktion und der Machtstellung der Ratingagenturen kritisch auseinandergesetzt und die Frage gestellt, wie Unternehmen, die selbst gewinnorientiert sind, andere Unternehmen bewerten können, da diese unternehmerische Konstellation in dieser Funktion jegliche Möglichkeit der Objektivität und der Transparenz verbietet.
Das Editorial können Sie hier lesen