Mit der Auszeichnung würdigt Gesundheitsstadt Berlin Selbmanns vorbildliches Engagement auf dem Gebiet der Qualitätssicherung und Patientensicherheit in der Gesundheitsversorgung. Selbmann sei der „Wegbereiter für die Qualitätssicherung in der Medizin in Deutschland“, betonte der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums Daniel Bahr (FDP) in seiner Laudatio.
17.000 Todesfälle sind die Folge fehlerhafter Krankenhausbehandlungen
In Deutschland enden pro Jahr – auf Grund von vermeidbaren Fehlern – rund 17.000 Krankenhausbehandlungen tödlich. Bis zu 180.000 nosokomiale Infektionen wären nach Angaben der Hygieneexpertin Prof. Petra Gastmeier vermeidbar, wenn selbstverständliche Hygienemaßnahmen eingehalten würden. „Der Handlungsbedarf ist enorm und er wird mit der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen Zunahme chronisch kranker und multimorbider Patienten weiter wachsen“, erklärte Kongresspräsident Ulf Fink. Daher müsse ein wirksamer Ordnungsrahmen für einen Qualitätswettbewerb geschaffen werden. „In Deutschland gibt es weder einen echten Qualitätswettbewerb noch eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Sektoren“, monierte Prof. Matthias Schrappe, Leiter des Instituts für Patientensicherheit an der Universität Bonn. „Informationsbrüche zwischen den Sektoren führen aber zu erheblichen Qualitäts- und Sicherheitsproblemen.“
GBA erarbeitet sektorenübergreifende Qualitätssicherung
Noch gibt es keine Indikatoren, die die Qualität der ambulanten und stationären Versorgung zugleich messen können. Diese Aufgabe hat jetzt der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) übernommen und für die Entwicklung sektorenübergreifender Qualitätsindikatoren das Heidelberger AQUA-Institut beauftragt. Bis Anfang Dezember wird AQUA ein Methodenpapier vorlegen, das neben der Behandlung von Akutkranken auch die Versorgung chronisch kranker und multimorbider älterer Patienten in die Betrachtung einbezieht. „Die Parameter müssen längere und komplexere Versorgungsprozesse sektorenübergreifend abbilden“, sagte Prof. Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des AQUA-Instituts.
Größere Anbieternetze sollen in Zukunft die regionale Gesundheitsversorgung sicherstellen
Im Sondergutachten 2009 hatte der Sachverständigenrat ein Konzept zur generationenspezifischen Versorgung vorgelegt. Darin schlägt der Rat ein Zukunftsmodell vor, das in einer koordinierten, generationenspezifischen und nach regionalen Bedürfnissen differenzierten Gesundheitsversorgung besteht. „In Zukunft wird es nicht der Landarzt mit der Tasche sein“, sagte Schrappe, der das Gutachten mit erarbeitet hat, „vielmehr wird die ambulante Versorgung durch größere Anbieternetze im Sinne des Patient Centered Medical Home übernommen.“ In diesem Modell hat jeder Patient einen persönlichen Arzt, der ein Team von Gesundheitsprofessionals leitet, das für die Behandlung verantwortlich ist.
Pay-for-Performance als Schrittmacher für mehr Qualitätswettbewerb
Strukturveränderungen können nur erfolgreich sein, wenn die Beteiligten von ihrem Nutzen überzeugt sind. Aus diesem Grund sollten Anreizsysteme wie etwa mehr Geld für bessere Leistung (Pay-for-Performance) geschaffen werden, meinten die Experten in Berlin. „Wichtig ist uns die Motivation und nicht die Abschreckung der Ärzte, sagte Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). Die KVB hatte mit Qualitätsprüfungen und qualitätsabhängiger Leistungsvergütung für Aufsehen gesorgt. Von 1.000 Einrichtungen, die in Bayern Endoskopien durchführten, seien heute noch ganze 450 auf diesem Gebiet tätig. „Jeder hatte die Chance, die Prüfung zu bestehen“, erklärte Munte. „Das ist echter Qualitätswettbewerb.“
Auf dem 3. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit trafen sich am 26. und 27. November 2009 in Berlin rund 400 Entscheider aus Medizin, Wissenschaft, Krankenhausmanagement, Politik und Kostenträgern, um Weichen für die Qualitätssicherung in der Gesundheitsversorgung zu stellen. http://www.qualitaetskongress-gesundheit.de/
Quelle: News Aktuell
Bildquelle: „obs/Gesundheitsstadt Berlin“