Wirtschaft

Principal AM: Die Reaktion der Märkte

Eine kommentierende Analyse von den Portfolio Managern Martin Frandsen und Seema Shah zur Reaktion der M ärkte auf die US-Zölle

Frankfurt

Martin Frandsen, Portfolio Manager bei Principal Asset Management, über die Auswirkungen auf europäische Aktien:

„In einer Zeit großer Unsicherheit sind die ohnehin schon günstigen europäischen Aktien noch billiger geworden. Dies ist zwar einerseits verständlich, da die Kombination aus Zöllen und Unsicherheit weltweit zu einem niedrigeren Aktivitätsniveau führen wird. Andererseits ändert diese Entwicklung nichts an der Tatsache, dass bestimmte Gruppen von Aktien längerfristig sehr attraktiv erscheinen dürften, da der Markt einen äußerst negativen Ausblick einpreist.

Das gilt insbesondere für die in Europa neu erweckten Ambitionen, Investitionen in Infrastruktur, Verteidigung und Innovation zu erhöhen, um das europäische Wachstum neu zu entfachen. Das könnte einen Teil der Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheit und des niedrigeren Handelsvolumens abfedern. Unternehmen mit Exposure in den Bereichen digitale und physische Infrastruktur sowie führende europäische Technologieunternehmen könnten daher in Europa zunehmend Wachstumschancen vorfinden, die es in der Vergangenheit so nicht gab.“

Seema Shah, Chief Global Strategist bei Principal Asset Management, über die makroökonomischen Auswirkungen der US-Zölle und der Marktturbulenzen für Europa und China:

Die Folgen für Europa:

„Wir hatten unsere Prognose für das BIP-Wachstum des Euroraums im Jahr 2025 zunächst von 0,9 Prozent auf 0,7 Prozent gesenkt, wobei wir von einem gezielten Zoll von 10 Prozent auf europäische Exporte ausgingen. Ein Pauschalzoll von 20 Prozent deutet nun auf eine direkte Belastung des Wachstums um 0,9 Prozentpunkte hin – mit einem weiteren Abwärtsrisiko, falls Europa Vergeltungsmaßnahmen ergreift. In diesem Fall ist eine weitere Herabstufung der europäischen Wachstumsaussichten wahrscheinlich.

Die Auswirkungen auf die Inflation sind nach wie vor ungewiss, aber die Abwärtsrisiken für das Wachstum deuten darauf hin, dass der geldpolitische Kurs der EZB relativ geradlinig ist. Während in den letzten Wochen ein gewisses Zögern hinsichtlich der Notwendigkeit weiterer Zinssenkungen zu beobachten war, macht die Kombination aus schwächeren Wachstumsaussichten und einem stärkeren Euro eine Zinssenkung zur nächsten EZB-Sitzung im April sehr wahrscheinlich. Sollte eine Rezession wahrscheinlicher werden, könnten weitere Zinssenkungen folgen.

Hinzuzufügen ist, dass Deutschlands historischer fiskalpolitischer Kurswechsel mittelfristig für einen positiven Ausgleich sorgen und Europa dabei helfen dürfte, den durch die US-Zölle bedingten Gegenwind zu bewältigen. Darüber hinaus ist es möglich, dass Europa neue gezielte Maßnahmen einführt, um stark betroffene Sektoren zu unterstützen.“

Die Folgen für China

„Chinas Zollsatz von 54 Prozent liegt nahe an den ursprünglich von Präsident Trump angedrohten 60 Prozent. Dabei ist der aktuelle Zollsatz immer noch höher, als die meisten Prognosen erwartet hatten. Da die Zölle für mehrere andere asiatische Volkswirtschaften auf ein Niveau steigen, das sie wahrscheinlich in eine Rezession stürzen wird (Vietnam beispielsweise wurde mit einem Zoll von fast 50 Prozent belegt), wird es für China schwierig sein, Exporte umzuleiten.

Um die Auswirkungen der Zölle auszugleichen, werden wahrscheinlich zusätzliche geld- und fiskalpolitische Anreize angekündigt. Auf der jüngsten Sitzung des Nationalen Volkskongresses im März war das angekündigte Fiskalpaket nur mäßig expansiv, aber die politischen Entscheidungsträger erklärten ihre Bereitschaft, die politischen Maßnahmen bei Bedarf zu erhöhen. Der nächste Beobachtungszeitpunkt wird Ende des Monats sein, wenn das Politbüro seine vierteljährliche Sitzung zur Wirtschaft abhält.

Die ersten Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der Gegenwind bei den Exporten verstärken und das Wachstum noch stärker belasten wird. Zusätzliche Stimulierungsmaßnahmen werden jedoch wahrscheinlich den Schlag abfedern, indem sie den Inlandsverbrauch ankurbeln. Dennoch gehen wir davon aus, unsere BIP-Wachstumsprognose für China für 2025 nach unten zu korrigieren – von starken 4,5 Prozent auf bescheidenere 4,2 bis 4,3 Prozent, je nach Umfang und Geschwindigkeit der politischen Unterstützung.“

Die weiteren Aussichten

„Auch wenn der ‚Liberation Day‘ dazu beigetragen hat, die Zollunsicherheit zu verringern, hat er sie nicht vollständig beseitigt. Die Märkte warten immer noch darauf, ob weitere sektorspezifische Zölle angekündigt und ob die Länder verhandeln oder Vergeltungsmaßnahmen ergreifen werden.

Durch Verhandlungen könnten einige der höheren individuellen Zollsätze gesenkt werden, während Vergeltungsmaßnahmen das Risiko für einen Eskalationszyklus mit sich bringen. Erste Berichte aus Europa und China deuten auf Vergeltungsmaßnahmen hin, obwohl eine Reaktion wahrscheinlich vorsichtig ausfallen dürfte, um den Weg mit den geringsten Schäden abzuwägen. Für einige Länder werden die Verhandlungen besonders schwierig sein. Im Falle der EU beispielsweise wird die Mehrwertsteuer als gerechte, nichtdiskriminierende Steuer angesehen, da sie für inländische und importierte Waren gleichermaßen gilt.

Letztlich deutet die Ankündigung der USA darauf hin, dass die Unsicherheit über den endgültigen Umfang, die Höhe und den Zeitpunkt der Zölle wieder zunimmt, unabhängig davon, ob es sich um Verhandlungen oder Vergeltungsmaßnahmen handelt.“

Infos hier

 

 

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