Wirtschaft

Mittelstandsverband: Dem Mittelstand droht der wirtschaftliche Abschwung

Die Stimmung im kooperierenden Mittelstand zeigt sich zum Jahresbeginn 2024 deutlich geschwächt

Sowohl die Umsätze und Erträge im Mittelstand als auch das Investitionsklima waren zuletzt rückläufig. Im Vorfeld der EU-Wahl sehen die Unternehmen vor allem auch den Abbau von Überregulierung als Voraussetzung für einen starken und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort Europa. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandverbandes unter seinen Mitgliedern zum 1. Quartal 2024.

Der kooperierende Mittelstand ist mit Katerstimmung in das neue Jahr gestartet. Hatte sich Ende letzten Jahres die wirtschaftliche Lage noch leicht aufgehellt, befand sich diese in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 im Abwärtstrend – so bewertete mit 25 Prozent ein Viertel der Verbundgruppen den wirtschaftlichen Status Quo als schlecht (Vergleich Q4 2023: 18,5 Prozent). Gleichzeitig spiegelten rund 57 Prozent der Unternehmen ein befriedigendes Ergebnis (Vergleich Q4 2023: 51,9 %). Für rund 18 Prozent der Kooperationen ging es zwischen Januar und März bergauf (Vergleich Q4 2023: 29,6 Prozent).

Umsätze rückläufig

Dieser Trend zeigt sich auch konkret bei den Umsätzen – so waren im 1. Quartal 2024 die Umsatzzahlen bei rund 63 % der Unternehmen aus dem kooperierenden Mittelstand rückläufig, was einem Plus von mehr als 14 Prozentpunkten im Vergleich zum Schlussquartal 2023 entspricht (Vergleich Q4 2023: 48,1 Prozent). Zugleich blieben die Umsätze bei rund 20 % der Verbünde stabil (Vergleich Q4 2023: 25,9 Prozent), während sich bei 18 Prozent der Unternehmen die Umsätze positiv entwickelten (Vergleich Q4 2023: 25,9 Prozent). Ein ähnliches Bild auch bei den Anschlusshäusern der Kooperationen: Hier spiegelten mehr als 55 Prozent der Unternehmen sinkende Umsätze (Vergleich Q4 2023: 44,4 Prozent),

Die Erwartungen bleiben insgesamt eher trüb: So gehen rund 45 Prozent der Unternehmen von einer Umsatz-Verschlechterung in den kommenden Monaten aus, rund 38 Prozent rechnen hier mit einer Stagnation. Etwas mehr als 16 Prozent erwarten steigende Umsätze für das laufende Jahr.

Ein Blick auf die Erträge zeigt: Auch hier ging es zum Jahresbeginn 2024 nochmals nach unten – so meldeten rund 60 Prozent und damit das Gros der Kooperationen sinkende Ertragszahlen (Vergleich Q4 2023: 46,3 Prozent), während nur rund 14 Prozent der Unternehmen einen Anstieg verzeichneten, im Vor-Quartal hatte dieser Wert noch bei rund 24 Prozent gelegen. Auch in naher Zukunft gehen lediglich 9 % der Verbundgruppen von einem Ertrags-Anstieg aus (Vergleich Q4 2023: 20,4 Prozent, während mehr als 48 Prozent mit einem Negativ-Trend rechnen (Vergleich Q4 2023: 37 Prozent).

Investitionen könnten weiter sinken

Wie hat sich zum Anfang des Jahres das Investitionsklima im kooperierenden Mittelstand entwickelt? Mit mehr als 64 Prozent hat Gros der Unternehmen genauso viel investiert wie zum Ende des letzten Jahres (Vergleich Q4 2023: 63 Prozent. Gleichzeitig stieg im Vergleich zum Schlussquartal 2023 die Zahl jener Kooperationen, die zuletzt weniger investiert haben, auf rund 20 Prozent an (Vergleich Q4 2023: 9,3 Prozent). Mehr als 14 Prozent der befragten Unternehmen haben Ihr Investitionsvolumen von Januar bis März 2024 erhöht, was einem Minus von rund 12 Prozentpunkten im Vergleich zum Vor-Quartal entspricht. Vor allem der Ausblick scheint noch weniger optimistisch: So rechnet mehr als ein Drittel der Unternehmen in naher Zukunft mit sinkenden Investitionen, während nur rund 20 Prozent mit einem Plus kalkulieren. Im Vor-Quartal waren das immerhin noch rund 32 Prozent.Prozent

Beschäftigung stabil

Bei den Beschäftigungszahlen im Mittelstand zeichnete sich im ersten Quartal 2024 tendenziell Stabilität ab – so blieb bei mehr als 64 Prozent der Verbundgruppen die Mitarbeitendenzahl von Januar bis März unverändert (Vergleich Q4 2023: 74,1 Prozent), während rund 20 Prozent mehr Personal eingestellt haben (Vergleich Q4 2023: 20,4 Prozent). Auch hier ein ähnliches Bild bei den Anschlusshäusern der Verbundgruppen: Bei rund 61 Prozent der Unternehmen blieb die Beschäftigung zwischen Januar und März unverändert zum Vor-Quartal (Vergleich Q4 2023: 68,5 Prozent). Der Ausblick für das laufende Jahr schließt sich dem an – rund 70 Prozent der Unternehmen prognostizieren eine stabile Beschäftigung.

Für eine starke EU: Überregulierung abbauen

Der Mittelstand ist nicht nur das Rückgrat der deutschen, sondern ebenso der europäischen Wirtschaft. Deshalb haben wir unsere Mitglieder im Vorfeld der Europa-Wahl gefragt, was ihnen in der EU besonders wichtig ist (hierbei waren bis zu drei Antworten möglich). Dabei teilen sich die Warenverkehrsfreiheit und eine einheitliche Währung mit je 66,1 Prozent den 1. Platz. Aber auch ein einheitlicher regulatorischer Rahmen und einheitliche Standards haben bei den Unternehmen Priorität – dies war rund 52 Prozent der befragten Unternehmen besonders wichtig. Weit oben im Ranking stehen ebenso die geopolitische Stabilität (37,5 Prozent) und die Dienstleistungsverkehrsfreiheit (32,1 Prozent). Der Arbeitnehmerfreizügigkeit (12,5 Prozent) und der Kulturellen Annäherung bzw. länderübergreifenden Verständigung (10,7 Prozent) wurden von den Unternehmen eine etwas geringere Bedeutung zugemessen.

Doch Europa gerät immer stärker unter Druck und droht, als Wirtschaftsstandort an Attraktivität zu verlieren. Welche Voraussetzungen braucht es also, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Auch dazu haben wir unsere Mitglieder befragt (hierbei waren bis zu vier Antworten möglich). „Überregulierung abbauen“ war dabei mit rund 84 Prozent der Antworten klarer Sieger – gefolgt von der Modernisierung des Steuerrechts und der Senkung der Steuerbelastung für Unternehmen (58,9 Prozent). Aber auch Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen sehen die Unternehmen des kooperierenden Mittelstandes als prioritär an (55,4 %). Ebenfalls relativ oft genannt wurden die Schaffung einer europäischen digitalen Infrastruktur (33,9 Prozent), die Vereinfachung des Arbeitsmarktzugangs für Fachkräfte aus Drittstaaten (25 %) und die Verwirklichung eines einheitlichen europäischen Beschaffungsmarktes (23,2 Prozent).

An der Konjunkturumfrage haben sich 56 Verbundgruppenzentralen mit rund 42.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 17 Branchen beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk sowie Lebensmittel & Getränke. Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des Mittelstandsverbundes durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten. Zu den befragten Einkaufs-, Marketing- und Dienstleistungskooperationen zählen beispielsweise Edeka, Rewe, Sport 2000, expert, MEGA und BÄKO.

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