In einem Gespräch mit dem Hamburger Magazin stern antwortete Gauck auf eine entsprechende Frage: „Ja, warum nicht!?“ Gauck äußerte zwar Verständnis für die Entscheidung Merkels, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) ins Rennen zu schicken – „Ihr Handeln wird sehr stark von Überlegungen zum Machterwerb und Machterhalt bestimmt.“ Gleichzeitig kritisierte er aber auch die taktischen Erwägungen, die hinter der Nominierung Wulffs stehen. „Ist es in einer Krisensituation wie der jetzigen angemessen, das übliche Nominierungsverfahren durch die Parteien fortzusetzen? Oder besteht mit einem parteiunabhängigen Präsidenten nicht eine besondere Chance, dem Denken für das Ganze einen größeren Stellenwert zukommen zu lassen?“ fragte Gauck im stern.
Gauck kritisierte das Erscheinungsbild, das die Politik in Berlin derzeit abgibt heftig: „Sie wirkt gerade wie eine Mannschaft, die krampfhaft gegen den Abstieg spielt.“ Er wisse allerdings auch, so Gauck, dass Politik nicht immer dazu da sein könne, Begeisterung auszulösen. Das positive Echo, das seine Kandidatur auslöse, liege womöglich im „Bedürfnis nach Vertrauen und Glaubwürdigkeit“, so Gauck. Er sei aber auch alt und erfahren genug, „um zu erkennen, dass mit meiner Kandidatur auch ein taktisches Kalkül von SPD und Grünen verbunden ist“.
Quelle: obs / Gruner+Jahr, stern