Die staatliche Förderbank KfW hat im Februar dieses Jahres für 2017 einen Rückgang der Gründungen um 14 Prozent gegenüber 2016 gemeldet. Die Zahl der Start-up-Gründungen sei jedoch um 16 Prozent gestiegen. Start-ups werden dabei als „innovations- und wachstumsorientierte Jungunternehmen“ definiert, die häufig „digital, internetbasiert und auf Geschäftskunden ausgerichtet“ seien. Zwei Studien haben sich intensiv mit der Situation der Startup-Gründungen in Deutschland und Europa befasst: der Deutsche Startup Monitor 2018 (DSM) und die Untersuchung „State of European Tech 2018“.
Letztere stellt fest, dass sowohl in Deutschland als auch ganz Europa immer mehr Geld in Start-ups investiert wird. Deutschland steht bei der Höhe der Investitionen auf Platz zwei: Gut vier Milliarden Dollar flossen 2017 in deutsche Tech-Unternehmen. Das meiste Geld geht nach Großbritannien; Platz drei belegt Frankreich. Die Risikokapital-Fonds in Europa werden ebenfalls größer. Die Investitionen erfolgen in Deutschland oftmals durch traditionsreiche Unternehmer. Kooperationen zwischen großen Unternehmen und Start-ups sollen beiden Seiten nutzen; die klassischen Unternehmen versprechen sich von solchen Partnerschaften sowohl Rendite als auch Innovationen und digitale Kenntnisse.
Um die Zahl der Entwickler ist es laut der Studie ebenfalls gut bestellt. So gebe es in Europa inzwischen mehr von ihnen als in den Vereinigten Staaten, mit Deutschland und insbesondere Köln an der Spitze. Die Stadt am Rhein sei mit rund 165.9000 professionellen Entwicklern aktuell der größte Digitalstandort Deutschlands. Der DSM kommt, was die Verfügbarkeit von Entwicklerinnen und Entwicklern angeht, allerdings zu einem anderen Ergebnis: digitale Expertise sei eher Mangelware, vor allem wenn es um Personal aus dem Bereich der angewandten Informatik geht. So gaben vier von fünf Start-ups an, dass sie Schwierigkeiten beim Recruiting von IT-Fachkräften haben. Das betrifft vor allem die Suche nach Coderinnen und Codern, aber auch nach Fachkräften für die IT-Administration.
Im kaufmännischen Bereich sei es statistisch gesehen einfacher, geeignetes Personal zu finden. Im Zuge der Digitalisierung und Automatisierung werden hier einige Aufgaben leichter – Experten sagen sogar, der Bereich der Buchhaltung könnte zu 100 Prozent automatisiert werden und somit in Zukunft vollkommen ohne Personal auskommen. Selbst komplexe buchhalterische Aufgaben wie die doppelte Buchführung sind schon jetzt durch digitale Produkte sehr viel schneller und mit weniger Aufwand zu bewerkstelligen als in der Vergangenheit.
Neben der finanziellen Situation der Start-ups betrachtet die „State of European Tech“-Studie auch die aktuelle Gleichstellungssituation. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Anteil an Frauen in der Tech-Branche, die im vergangenen Jahr von Diskriminierung betroffen waren, 46 Prozent beträgt; Deutschland verzeichnet mit 62 Prozent den höchsten Wert. Frauen haben es zudem schwerer, an Risikokapital zu kommen. Dabei sind Start-ups, die von Frauen gegründet werden, statistisch gesehen erfolgreicher und somit eine lohnenswerte Option für Investoren.
(MG)