Dieser positive Wachstumstrend sollte sich aufgrund von Rekordständen der Einkaufsmanagerindizes, fiskalpolitischen Lockerungen in wichtigen Ländern und einer immer noch relativ expansiven Geldpolitik fortsetzen. Im Gegensatz zu den Finanzmärkten weist die Realwirtschaft der Industrieländer keine gravierenden Anzeichen einer Überhitzung auf, sodass dieser Aufschwung noch über einen längeren Zeitraum andauern kann.
US-Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs
Mit einem prognostizierten BIP-Wachstum 2017 von 2,2 % geht der Wirtschaftsaufschwung in den USA bereits ins neunte Jahr. Mit starken Wachstumsraten des privaten Konsums, Investitionen sowie Nettoexporten steht die Konjunkturdynamik auf einer breiten Basis, auch wenn die von US-Präsident Trump versprochenen Konjunkturimpulse nicht im versprochenen Ausmaß umgesetzt wurden. Der US-Arbeitsmarkt ist in starker Verfassung, die Arbeitslosenrate betrug im November 4,1 %. Zudem signalisieren die Konjunkturvorlaufindikatoren auch für 2018 ein anhaltend robustes Wachstum. Die Inflationsrate lag im November bei 2,2 % und dürfte auch in den nächsten Monaten auf ähnlichem Niveau verweilen. Sollte sich der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau halten bzw. weiter steigen, ist erst im zweiten Quartal ein basiseffektbedingter Inflationsanstieg zu erwarten. Wie bisher würde die US-Notenbank mit graduellen Normalisierungsschritten ihrer Geldpolitik reagieren und keine restriktiven Maßnahmen zur Konjunkturdrosselung ergreifen. Für eine restriktive Geldpolitik ist es aus heutiger Sicht noch zu früh, sodass wir auch im Gesamtjahr 2018 wieder ein solides BIP-Wachstum von 2,3 % erwarten.
Hochkonjunktur in der Eurozone
Auch die Eurozone hat im vergangenen Jahr noch einmal an Dynamik gewonnen – für das Gesamtjahr 2017 wird mit einem BIP-Wachstum von 2,3 % gerechnet. Dies wäre die höchste jährliche Wachstumsrate seit zehn Jahren. Der Zuwachs ist umso erfreulicher, als er von allen BIP-Komponenten und sämtlichen Ländern der Eurozone getragen wird. Politische Unsicherheiten wie die schleppende Regierungsbildung in Deutschland und die anstehenden Parlamentswahlen in Italien können in diesem Umfeld gut bewältigt werden. Die Konjunkturvorlaufindikatoren signalisieren zudem ein anhaltend hohes Wirtschaftswachstum bis weit ins neue Jahr hinein – auch 2018 ist ein hohes Wachstum von 2,5 % absehbar. Da auch in der Eurozone kaum Symptome einer wirtschaftlichen Überhitzung auszumachen sind, kann dieser Aufschwung noch länger andauern. Obwohl sich die Arbeitslosenrate rasch nach unten bewegt, ist die Eurozone von Kapazitätsengpässen noch weit entfernt. In diesem Umfeld sollte sich auch die Teuerung weiterhin auf moderaten Niveaus bewegen – im November lag die allgemeine Inflation bei 1,5 % – und auch die Geldpolitik kann weiterhin expansiv bleiben. Leitzinsanhebungen sind für 2018 nicht absehbar, was das Wirtschaftswachstum auch in Zukunft beflügelt.
Japanische Exportwirtschaft weiter unterstützt
Mit einem BIP-Wachstum von 1,5 % befindet sich derzeit auch die japanische Wirtschaft in Hochform, wobei die Exporte überdurchschnittlich stark zur Wirtschaftsleistung beitrugen. Die Yen-Entwicklung bleibt damit ein signifikanter Einflussfaktor auf die Konjunktur, denn eine schwache Währung fördert die Exportwirtschaft. Nach dem allmählichen Ausstieg der USA und der Eurozone aus den Anleihenkaufprogrammen bleibt die Bank of Japan als einzige große Notenbank bei ihrer ultraexpansiven und damit währungsbelastenden Geldpolitik. Vor diesem Hintergrund wird es der japanischen Notenbank in Zukunft leichter fallen, den Yen schwach zu halten und damit den Wirtschaftsaufschwung zu prolongieren.
Schwacher Immobilienmarkt belastet Chinas Wirtschaftswachstum
Das chinesische Wirtschaftswachstum erwies sich im Vorjahr mit 6,8 % als überraschend robust. Höhere Finanzierungskosten, der erschwerte Zugang zu Krediten für den Mittelstand und Beschränkungen am Immobilienmarkt belasten jedoch bereits seit mehreren Monaten die Immobilieninvestitionen. Ein Anhalten dieses Trends dürfte in den kommenden Quartalen verstärkt den Bausektor belasten – die bisher treibende Kraft für das Wirtschaftswachstum. Die Finanzmärkte rechnen jedoch im Falle eines zu starken Abschwungs mit staatlichen Stimuli. Das Vertrauen in die chinesische Konjunktursteuerung ist weiterhin hoch, die geplante Wachstumsabkühlung sollte ohne nennenswerte Abweichungen vom Zielpfad gelingen. Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte sich 2018 auf 6,0 % bis 6,5 % merklich verlangsamen.
Heterogene Entwicklung in den Emerging Markets
Die schwächeren Konjunkturaussichten in China dürften sich auch in weiteren asiatischen Ländern wie Indonesien, Thailand oder Malaysia niederschlagen. Dagegen sollten die osteuropäischen Länder im Windschatten der hochkonjunkturellen Eurozone im neuen Jahr ihren Schwung beibehalten. Eine markante Wachstumsbeschleunigung ist in Lateinamerika in Sicht, wo sich Brasilien nun endgültig aus der Rezession befreit hat und Argentinien einen soliden Aufschwung erlebt. Mexiko, das unter möglichen US-Handelsbeschränkungen leiden könnte, hat sich auf einem moderaten Niveau stabilisiert. Lediglich in Venezuela ist die Lage mit BIP-Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich und Hyperinflation weiter trostlos. Das durchschnittliche Wachstum der gesamten Emerging Markets sollte 2018 mit 4,8 % das Vorjahresniveau erreichen.
Positive Performance der Aktienmärkte
Die Steuerreform in den USA sollte im ersten Quartal 2018 dem US-Aktienmarkt weiteren Rückenwind geben. Auch in Europa dürfte sich nicht nur das starke globale Wirtschaftswachstum positiv auf die Unternehmensergebnisse auswirken, sondern auch eine weitere Erholung der Gewinnmargen, die noch immer unter dem historischen Durchschnitt liegen. Der positive Trend an den Aktienmärkten sollte sich damit weiter fortsetzen – bei gleichzeitigem Anstieg der Volatilität. Mögliche Enttäuschungen in Bezug auf niedrigeres Wachstum, höhere Inflationsraten und sich verschlechternde Liquiditätsbedingungen könnten die Stimmung der Investoren kurzfristig eintrüben. Trotz der steigenden Gefahr zwischenzeitlicher Korrekturen rechnen wir für 2018 mit einer positiven Performance des Aktienmarktes, die jedoch geringer ausfallen dürfte als im Vorjahr.
Anleihen mit geringeren Ertragserwartungen
Nach einer im Vorjahr überwiegend positiven Performance müssen Anleiheinvestoren ihre Ertragserwartungen für 2018 zurückschrauben, da die meisten Renditen und Risikoaufschläge nahe historischer Tiefs notieren. Trotz teurer Bewertungen ist die Wahrscheinlichkeit größerer Korrekturen im Jahr 2018 noch gering. Die Notenbanken reduzieren ihre Stimuli sehr behutsam, ein Inflationsanstieg ist derzeit nicht absehbar und der globale Konjunkturausblick ist intakt. In Summe dürfte in den risikobehafteten Segmenten wie High-Yield- oder Emerging-MarketsAnleihen noch immer eine positive Wertentwicklung zu erzielen sein, während wir heuer bei den sicheren Häfen wie bei deutschen Bundesanleihen oder US-Treasuries, einen Null-Ertrag oder sogar eine leicht negative Performance erwarten.
(Semper Constatia)