auch verschiedene europäische Regierungschefs sowie US-Finanzminister Geithner gaben ihm Rückendeckung. An den Märkten herrschte daraufhin tagelang große Aufregung, bevor in der vergangenen Woche die letzte EZB-Sitzung vor der Sommerpause mit anschließender Pressekonferenz stattfand.
Draghis Vorgesehensweise halten wir für konsequent
Nach der Sitzung waren die Reaktionen anfangs negativ. Die Investoren zeigten sich enttäuscht, weil keine sofortigen Maßnahmen versprochen worden waren. Zudem mangelte es den Plänen an konkreten Angaben zu Umfang und Modalitäten. Wir halten Draghis Kommentare jedoch für konsequent und möchten den Blick auf einige der positiveren Teile seiner Rede lenken, die uns wichtig erscheinen. So betonte Draghi erneut, die EZB werde alles Notwendige tun – Interventionen an den Staatsanleihemärkten eingeschlossen –, um den Transmissionsmechanismus der Geldpolitik wiederherzustellen. In Betracht kämen etwa „Offenmarktgeschäfte in dem Umfang, wie er zur Erreichung des Ziels erforderlich“ sei. Das Ausmaß etwaiger Anleihekäufe wird zwar nicht genau definiert, doch die EZB behält sich vor, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen. Draghi ist (wie alle) unglücklich darüber, dass die Renditen an den Anleihemärkten einiger europäischer Randstaaten nicht auf die Maßnahmen reagiert haben, die dort zur Verbesserung der Finanzlage getroffen worden sind. Er machte auch klar, dass die EZB erst tätig werden könne, wenn Mitgliedsstaaten (Spanien und/oder Italien) einen Antrag auf Unterstützung gestellt hätten. Die mit einem solchen Ersuchen verbundene Stigmatisierung sowie die Mitsprache der „Troika“ in haushaltspolitischen Fragen haben bisher verhindert, dass es dazu gekommen ist. Bleibt zu hoffen, dass dieser Schritt für nationale Regierungen akzeptabler wird, wenn auch die „Feuerkraft“ der EZB hinzukommt.
Die EZB wird mit durchgreifenden Maßnahmen intervenieren
Trotz der gemischten Reaktionen glauben wir, dass Draghi begonnen hat, das Fundament für durchgreifende Maßnahmen zu schaffen. Wir rechnen mit weiteren Interventionen an den Anleihemärkten (in erster Linie erwarten wir Käufe von Anleihen mit kurzen Laufzeiten) und mit unterstützenden Aktionen in allen Bereichen. Dabei dürften die Instrumente zum Einsatz kommen, die gegenwärtig zur Verfügung stehen, während im Hintergrund weiter gehende Maßnahmen vorbereitet werden. Tatsächlich sind die Renditeaufschläge an den peripheren Anleihemärkten in der Zwischenzeit gesunken, und die Aktienmärkte haben den größten Teil ihrer Verluste von Donnerstagnachmittag wieder aufgeholt.