Der allmähliche Abbau der Überbewertungen nach der Corona-Krise und die Auswirkungen der im Jahr 2022 beschlossenen restriktiven Geldpolitik zeigen allmählich ihre Wirkung. So dürfte sich der Inflationsrückgang in den USA in den kommenden Monaten fortsetzen. Die Straffung der Geldpolitik wirkt sich deflationär auf die Lebenshaltungskosten und insbesondere auf die Mieten aus, die im US-Preisindex ein erhebliches Gewicht haben.
In diesem Zusammenhang sei auf den deutlichen Abschwung im Immobiliensektor verwiesen. Der Index zur Erfassung neuer Wohnbauflächen ist im Jahr 2022 kontinuierlich gesunken. Die Verkäufe bestehender Wohnimmobilien haben wieder das Niveau von 2010 erreicht. Auch die Preise für Wohnimmobilien beginnen zu fallen, wenngleich nur langsam. In den kommenden Monaten dürfte ein neuerlicher Einbruch der Hausverkaufspreise auch den Druck von den Mieten nehmen und den Rückgang der Kerninflation (mit Ausnahme von Energie und Nahrungsmitteln) weiter vorantreiben.
In Anbetracht der nicht mehr weiter sinkenden Preise für Industriemetalle und Rohöl lässt nun jedoch auch die inflationsdämpfende Wirkung der sinkenden Rohstoffpreise nach. Allerdings hinkt der Konjunkturzyklus in der Eurozone hinterher. Hier macht sich der Rückgang des Erdgaspreises erst jetzt bemerkbar. Der jüngste Rückgang der Gaspreise unter das Niveau von vor dem Ukraine-Krieg wird sich in den kommenden Monaten auf die Inflationszahlen niederschlagen.
Mit dem Rückgang der Inflation rückt das Ende der Straffung der Geldpolitik immer näher.
Die US-Notenbank dürfte die Geldpolitik auch im März weiter straffen, um den Inflationsrückgang zu stärken. Allerdings dürfte sie die Zinsen nur leicht anheben, um dann ihre Straffungsmaßnahmen zu beenden.
Die EZB, die das Tempo ihrer Zinserhöhung ebenfalls gedrosselt hat, hielt sich über ihre künftigen Absichten bedeckt. Doch trotz der Verschwiegenheit der EZB geht der Geldmarkt davon aus, dass die Zentralbank ihre restriktiven Maßnahmen im Frühjahr beenden wird.
Mindestens zwei Gründe sprechen dafür, dass die EZB nicht allzu lange eine von der Fed abweichende Haltung einnehmen wird. Erstens gibt es Anzeichen dafür, dass die Inflation auch in den kommenden Monaten weiter zurückgehen wird. Zweitens hat die Zinserhöhung der EZB den Euro gestärkt und könnte ihn weiter stützen. Ein starker Euro begrenzt die importierte Inflation, bremst die Wirtschaftstätigkeit und dämpft die Exporte.
Im Zuge der Inflationsrückgangs wird sich der Fokus der Anleger verstärkt auf die Widerstandsfähigkeit des Wirtschaftswachstums verlagern.
Die im vergangenen Monat veröffentlichten Wirtschaftsdaten sprechen eher für ein Soft- als für ein Hard Landing. Dabei sind es gerade die Daten zum Arbeitsmarkt, die zur Beurteilung des Ausmaßes der Konjunkturabschwächung besonders aufmerksam verfolgt werden sollten. Die Hypothese eines Soft Landings geht von einer kontrollierten Arbeitsmarktanpassung aus. Eine plötzlich rückläufige Beschäftigungsentwicklung wäre hingegen ein Anzeichen für einen Hard Landing. Dies ist die wichtigste Entwicklung, die es in den kommenden Monaten zu beobachten gilt.
(GFD)