Triodos IM hat gestern seine Anlageaussichten für Industrie- und Schwellenländer für das dritte Quartal veröffentlicht. Nach der Corona-Pandemie fordern die Anlagestrategen von Triodos IM die politischen Entscheidungsträger und den Finanzsektor dazu auf, über die Erholung hinauszuschauen und sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Die derzeitige Erholung ist sehr ungleich und kaum nachhaltig, da die Schwellenländer weiterhin fragil sind und die Bekämpfung des Klimawandels viel zu langsam voranschreitet.
„In Bezug auf die Geld- und Fiskalpolitik ist es an der Zeit, sich auf die Schaffung einer widerstandsfähigeren und zukunftsfähigen Wirtschaft zu konzentrieren. In Bezug auf Investitionen bedeutet dies, dass wir Wort und Tat miteinander im Einklang bringen müssen: das heißt in Schwellenländer investieren, um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen“, sagt Hans Stegeman, Chefanlagestratege bei Triodos IM.
Daher behalten wir unsere vorsichtige Asset Allocation bei und bleiben in Aktien untergewichtet und in Anleihen neutral. Wir glauben nicht, dass die aktuellen Bewertungen die zugrundeliegenden Fundamentaldaten angemessen widerspiegeln und gehen davon aus, dass die Zentralbanken die Finanzanlagen auf Dauer nicht aufgebläht halten können. Die Möglichkeit eines plötzlich starken Zinsanstiegs aufgrund steigender Inflationserwartungen ist ein zusätzlicher Grund zur Vorsicht.
Ausblick für Industrieländer
Schnelle Impfkampagnen in den meisten Industrieländern haben den Weg für eine bemerkenswert schnelle Erholung der Weltwirtschaft geebnet. Wir erwarten eine weitere Beschleunigung der Wirtschaftstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte, da die fortgeschrittenen Volkswirtschaften ihre Beschränkungen weiter lockern. Erhöhte Haushaltsausgaben werden weiter der Hauptgrund für diese Erholung sein. Die enormen fiskalischen und geldpolitischen Anreize in den Industrieländern, die die konsumbedingte Erholung ankurbelten, könnten jedoch dazu führen, dass die Weltwirtschaft auf Hochtouren läuft. Dies würde zu einem Anstieg der Inflation über die Zentralbankziele führen und damit zu einer früher als erwarteten Straffung der Geldpolitik.
„Trotz der diesjährigen starken Konjunkturbelebung ist es uns bisher eindeutig nicht gelungen, unser Wirtschaftssystem neu zu gestalten“, sagt Joeri de Wilde, Investmentstratege bei Triodos IM. „Um eine wirklich nachhaltige langfristige globale Erholung zu erreichen, sollte sich die Finanzpolitik dringend auf nachhaltige Investitionen konzentrieren, statt sich auf den kurzfristigen Konsumschub zu fixieren. Nachhaltige Investitionen und politische Maßnahmen sind dringend erforderlich, um die Energiewende voranzutreiben, aber auch um der immer größer werdenden Ungleichheit entgegenzuwirken.“
Ausblick für Schwellenländer
In den meisten Schwellenländern hat inzwischen eine wirtschaftliche Erholung stattgefunden, aber es gibt noch viel zu tun, um diese Erholung nachhaltig zu gestalten, insbesondere in den ärmeren Ländern. Die Pandemie hat erhebliche Schäden angerichtet und die Ressourcen und Finanzmittel für den Aufbau stehen unter Druck.
Wo die Einführung von Impfstoffen am langsamsten war, war die Konjunkturbelebung schwach. Glücklicherweise haben fortgeschrittene Volkswirtschaften konkrete Schritte unternommen, um den Zugang zu Impfungen für den Rest der Welt zu verbessern.
Neben der Verfügbarkeit von Impfstoffen ist es wichtig, auch auf die zukünftige Gesundheit der Volkswirtschaften zu achten. Dies hat mit der Qualität des Aufschwungs zu tun, unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen den Schwellenländern bei der Haushalts- (Schulden-) und Auslandsposition (Leistungsbilanz) sowie der Inflationsdynamik und was dies für die Nachhaltigkeit des Aufschwungs bedeutet.
Dazu Maritza Cabezas Ludena, Investmentstrategin bei Triodos IM: „Ohne globale Koordination werden die Auswirkungen von Produktionsengpässen in Bereichen wie der Impfstoffproduktion und erneuerbaren Energien nur die Spitze des Eisbergs sein und die Erholung anfälliger machen. Regierungen, private Investoren und multilaterale Agenturen müssen zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass nur bestimmte Teile der Welt an der Erholung teilnehmen.“
(Triodos Investment Management)