In dem mit 20 Mio. Euro geförderten Feldversuch werden 1.000 Wohnungen mit intelligenten Assistenzsystemen (AAL) ausgerüstet, die Senioren dabei unterstützen, ihren Alltag zu Hause zu meistern. AAL sind etwa Sensor-Systeme, die einen Sturz signalisieren oder beim Verlassen der Wohnung dafür sorgen, dass Herd und Bügeleisen ausgeschaltet werden.
Den Leitgedanken gesellschaftliche Teilhabe haben auch Branchen wie IT/Kommunikation, Gesundheit, Tourismus und Wohnungswirtschaft erkannt. Sie alle entwickeln derzeit zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen für die Generation 60 plus, die immerhin jährlich über eine Kaufkraft von rund 320 Milliarden verfügt und bald ein Drittel der Bevölkerung stellt.
Wohnungen werden so gebaut, dass auch Familien mit Kindern darin leben können. Und sie werden mit sozialen Betreuungsdiensten verknüpft, barrierefrei umgebaut und mit intelligenter Technik ausgestattet, wie etwa beim Konzept SOPHIA, das inzwischen bundesweit vertrieben wird. „Keine Seniorengettos bitte“, erklärte Lutz Freitag, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. „Ziel ist es, dass Menschen bis Pflegestufe 3 in der eigenen Wohnung weiterleben können.“
Reiseveranstalter zeichnen ihre Reisen bewusst nicht als Seniorenreisen aus, weil das für viele abschreckend wirkt. „Unsere älteren Kunden buchen nur dann, wenn auch jüngere dabei sind“, sagte Guido Wiegand, Geschäftsführer von Studiosus Reisen. IT-Anbieter passen Oberflächen und Funktionen von Smartphones und I-pads auf die Bedürfnisse von Senioren an. „Der Touch Screen mit einfach verständlichen Symbolen kommt bei unserer Zielgruppe viel besser an als der Senioren-PC mit Maus und Tastatur“, berichtete Bernd Klein, Geschäftsführer der CIBEK technology GmbH. Und Internetanbieter wie feierabend.de machen das Surfen im Netz auch für Ältere attraktiv.
Das Zukunftsforum ließ keinen Zweifel daran, dass es Ideen und technische Innovationen in Hülle und Fülle gibt. Doch vielfach mangelt es noch an der Umsetzung. Gerade an den Schnittstellen Wohnen, Pflege, Krankenversicherung bestehen noch erhebliche Hürden. „Hier müssen flexiblere Strukturen geschaffen werden, auch auf Gesetzesbasis“, betonte Franz Knieps von der Wiese Consult GmbH. Sinnvoll sei etwa ein Innovationsfonds für Krankenkassen, aus dem zukunftsfähige Versorgungsleistungen bezahlt werden könnten.
Die Pflegekassen übernehmen zwar heute schon einen Teil der Kosten für den pflegegerechten Wohnungsumbau. Für telemedizinische Anwendungen hingegen gibt es derzeit kein Vergütungssystem; Telemonitoringlösungen wie sie vom Medizintechnikunternehmen Biotronik für die 1,5 Millionen Menschen mit einen implantierten Herzschrittmacher oder Defibrillator, angeboten werden, werden bislang nur von einzelnen Kassen erstattet. „Obwohl die Kassen durch Telemonitoring Millionen einsparen können, müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten“, meinte Dr. Manfred Elff, Geschäftsführer der Biotronik GmbH.