Wirtschaft

Dämpfer für die USA: Delta-Variante bremst Konjunktur

Von Olivier de Berranger, CIO bei LFDE

geralt / Pixabay

Die Stimmungsumfragen bei Unternehmen (EMI, ISM) und Haushalten (Universität Michigan, Conference Board) hatten es angekündigt, die Anfang September gemeldeten Beschäftigungszahlen bekräftigt und die jüngst veröffentlichten Inflationsdaten bestätigt: Während Europa die Krisenphase relativ glimpflich überstanden hat, wurde die US-Konjunktur durch die im Zuge der Delta-Variante wiederauflebende Pandemie deutlich ausgebremst.

US-Konjunktur schwächelt: Vorübergehende Tendenz oder anhaltende Trendwende?

Die unmittelbar von der sogenannten Wiedereröffnung abhängigen Branchen litten logischerweise am stärksten. So wurden im Bereich Freizeit und Tourismus, der bis dato eine hohe Nachfrage und einen Arbeitskräftemangel verzeichnet hat, im August keine neuen Stellen geschaffen. Zudem gingen die Preise im Hotelgewerbe, die seit Februar um 27 % zugelegt hatten, im August um fast 3 % zurück. Dies war das stärkste Monatsminus seit Frühjahr 2020. Ebenso fielen die Preise für Flugtickets im August um 9 %, nachdem sie im zweiten Quartal um mehr als 20 % gestiegen waren. Eine vergleichbare Entwicklung zeichnet sich bei den Preisen für Mietwagen ab, die bereits im Juli rückläufig waren und ihre Normalisierung im August beschleunigten.

Die Frage ist, ob diese Tendenz vorübergehend ist und schnell in Vergessenheit gerät, wenn die Covid-19-Fälle in den USA allmählich wieder sinken – oder ob dies nach der äußerst kräftigen Erholung im ersten Halbjahr der Auslöser einer Trendwende ist. Die ebenfalls jüngst veröffentlichten Einzelhandelszahlen sowie weitere Inflationskomponenten deuten auf Ersteres hin. Denn obwohl bei den Einzelhandelsumsätzen ein Minus erwartet wurde, verzeichneten sie im Berichtsmonat ein Plus von 0,7 %. Dies zeugt davon, dass der Appetit der US-Verbraucher noch nicht gestillt ist. Lässt man die Automobil- und Energiebranche unberücksichtigt, sind die Umsätze im August sogar um 2,0 % gestiegen. Der einzige nennenswerte Effekt der Coronakrise war der starke Anstieg des Online-Absatzes, der in der ersten Jahreshälfte weit weniger dynamisch war als im Durchschnitt.

„Schereneffekt“ treibt Inflation

Was die Inflation betrifft, so haben zwar die am stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen sowie die stark schwankenden Segmente wie z.B. Gebrauchtwagen, die im Frühjahr kräftig zum Anstieg der Preise beigetragen hatten, eine Verlangsamung verzeichnet. Doch die Preise in anderen, weniger volatilen Segmenten sind weiterhin stark gestiegen. Dies gilt für Neufahrzeuge, mechanische Teile – die das stärkste monatliche Plus seit Erfassung dieser Daten aufwiesen – aber auch für Möbel (stärkstes monatliches Plus seit 1985). Was haben all diese Branchen gemeinsam? Sie stehen voll unter dem Einfluss eines „Schereneffekts“, ausgelöst durch eine nach wie vor sehr kräftige Nachfrage, die sich unter anderem in den Einzelhandelsumsätzen ausdrückt, und ein Angebot, das angesichts der Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung und der Engpässe in den weltweiten Fertigungs- und Lieferketten Mühe hat, Schritt zu halten.

Q4-Ausblick: US-Wachstum zieht an, Inflation bleibt hoch

In Anbetracht dessen scheint es, als sei die Verlangsamung im August lediglich Ergebnis einer vorübergehenden Bremswirkung, die vorwiegend die besonders Pandemie-anfälligen Branchen betraf, ohne die Stärke der US-Erholung infrage zu stellen. Auch wenn das Ende der außerordentlichen Beschäftigungsbeihilfen Anfang September einen moderateren Konsum der Haushalte befürchten lässt, bleiben die in der Krise aufgebauten, übermäßigen Ersparnisse eine wichtige Reserve. Das US-Wachstum dürfte daher im vierten Quartal, getragen durch eine weiterhin robuste Nachfrage, wieder anziehen. Die Inflation wiederum bleibt vermutlich hoch, da die strukturellen Segmente die eher schwankenden Bereiche ablösen.

(LFDE)

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