Der Wahlbetrug geht auf das Konto von Präsident Karsai und seines Lagers. Das Wort Demokratie dürfte jedoch auch bei der Not-Stichwahl wie eine Farce klingen. Wer einmal beim Fälschen ertappt wurde, ohne eine Strafe zu bekommen, manipuliert weiter, nur geschickter.
Dass eine korrupte Elite die neue Klasse Kabuls darstellt,
verdeutlicht das Scheitern der westlichen Staaten bei ihren
Bemühungen, ein kriegszerstörtes Land in eine bessere Zukunft zu
führen. Es rächt sich nun bitter, dass beim Aufbau eines Staatswesens
die UNO versagt hat. So wie Deutschland katastrophalerweise nur
einige Polizeiausbilder geschickt hat, so brach Italien sein
Versprechen, die Justiz aufzubauen.
Jetzt haben die Taliban die Hauptstadt eingekreist. Bei der ersten Wahl lag die Beteiligung der Afghanen bei weit unter 40 Prozent. In zwei Wochen dürften noch weniger ihre Stimme abgeben – teils aus Angst vor den Fanatikern, teils aus Frust über korrupte Politiker, die mit Dollars und Euros aus Washington und Berlin gefüttert werden. Die Frage vieler Bürger ist berechtigt: Warum sollen deutsche Soldaten dafür ihr Leben riskieren?
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