Inwieweit ergänzen sich GKV und PKV und warum können sie voneinander profitieren?
MICHAEL ALBRECHT: Deutschland hat eines der besten Gesundheitssysteme weltweit:
Diese internationale Spitzenposition verdanken wir nicht zuletzt dem Nebeneinander von GKV und PKV. Alle Versicherten profitieren vom gesunden Wettbewerb der beiden Systeme, unter anderem durch kurze Wartezeiten, freie Arztwahl und guten Zugang zum medizinischen Fortschritt, weniger Leistungskürzungen. Ihnen steht ein flächendeckendes Netz von Kliniken und Ärzten zur Verfügung. Im Gegensatz dazu tendieren Länder, in denen die Krankenversicherung in Einheitssystemen organisiert ist, zu einer stärkeren Rationierung. Dort gibt es in der Regel nur eine medizinische Grundversorgung auf niedrigem Niveau. Nur Menschen, die den Arzt direkt bezahlen können oder eine Zusatzversicherung abschließen, haben Zugang zu Spitzenmedizin außerhalb der Einheitsversorgung. So entsteht eine echte „Zwei- Klassen-Medizin“. Zudem steuert die PKV dazu bei, dass jedes Jahr über 33 Milliarden Euro ins Gesundheitssystem fließen. So können Ärzte und Krankenhäuser investieren und so den hohen medizinischen Standard sichern, von dem alle profitieren. Wären die Privatversicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung mit einem anderen Vergütungssystem versichert, würde das Gesundheitswesen über 13 Milliarden Euro verlieren.
Und nicht zuletzt macht auch der demografische Wandel die PKV zu einer unverzichtbaren Säule im Gesundheitssystem. Denn dort sorgt jeder für seine im Alter steigenden Gesundheitskosten selbst vor – so konnten die Privatversicherten im Jahr 2019 mehr als 260 Milliarden Euro an Rücklagen in der Kranken- und Pflegeversicherung bilden. Das ist generationengerecht und unverzichtbar für unser Gesundheitssystem.
Welchen Nachteil haben Gesundheitssysteme anderer Länder, die keine PKV haben?
MICHAEL ALBRECHT: In allen einheitlich organisierten Krankenversicherungsmärkten des europäischen Auslands kann man Versorgungsunterschiede in Abhängigkeit von den individuellen
finanziellen Möglichkeiten feststellen. In diesen Ländernist die Krankenversicherung steuerfinanziert. In Deutschland erweist sich hingegen der Wettbewerb aus GKV und PKV in einem gemeinsamen Versorgungssystem als Sicherung gegen Rationierung und „Zwei-Klassen-Medizin“.
Stoßen Patienten im öffentlichen Gesundheitssystem auf Zugangshürden (zum Beispiel lange Wartezeiten, Einschränkungen der Arztwahl oder Leistungsausschlüsse), dann werden gewünschte Leistungen auf dem privaten Gesundheitsmarkt nachgefragt. Im Unterschied zu Deutschland existiert in fast allen europäischen Ländern – parallel zum staatlichen System – ein gut ausgebauter privater Gesundheitsmarkt mit Ärzten, die rein privat praktizieren. Mit einer Privatbehandlung können dann unter anderem Wartezeiten im öffentlichen Gesundheitssystem umgangen werden. Auch ein direkter Zugang zum privat praktizierenden Facharzt der eigenen Wahl ist möglich.
So erbringen zum Beispiel in Frankreich über 25 Prozent und in Österreich über 50 Prozent der niedergelassenen Ärzte ihre Leistungen ausschließlich gegen Privatrechnung. Die so generierten Einnahmen fließen – im Gegensatz zum dualen System in Deutschland – aber nicht in das für alle Patienten offen stehende Versorgungssystem, sondern verbleiben ausschließlich im privaten Sektor. Das ist bei uns in Deutschland durch den Systemwettbewerb besser und solidarischer für die gesamte Bevölkerung.
Haben GKV-Patienten in Zeiten einer Pandemie einen Nachteil im Vergleich zur PKV?
MICHAEL ALBRECHT: Nein. Die Leistungen in Pandemie-Zeiten werden von allen Akteuren getragen.
Aber: Die PKV hat alle verabschiedeten Gesetzespakete zur Unterstützung des Gesundheitswesens und der Pflege bei der Bewältigung der Krise unterstützt. Die PKV garantiert nicht nur ihren Versicherten Schutz bei Krankheit und Pflege, sie steht auch zu ihrer gesellschafts- politischen Mitverantwortung, die medizinische und pflegerische Versorgung in Krisenzeiten sicherzustellen. Sie beteiligt sich an den Mehrkosten der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen.
Darüber hinaus wurde zum Beispiel mit der Bundeszahnärztekammer und ebenso mit der Bundesärztekammer eine Extra-Vergütung für den Corona-Schutz vereinbart, um die immensen Anforderungen, auch bei der Beschaffung von Schutzmaterial, schnell und unbürokratisch zu lösen. Die Ärzte können nun eine Corona-Hygiene- Pauschale von 14,75 Euro und die Zahnärzte in Höhe von 14,23 Euro abrechnen. Die Regelung gilt zunächst befristet bis zum 31. Juli 2020.
Auch beim Thema Online-Sprechstunden ist die PKV sehr gut aufgestellt, denn die tariflichen Bestimmungen der meisten PKVAnbieter sehen keine Einschränkungen vor. So bietet gerade auch die Barmenia videogestützte Arztgespräche sowohl für PKVaber auch GKV-Versicherte an. Wir arbeiten hier mit einem sehr erfahrenen Anbieter zusammen und können nur empfehlen, ein Gespräch außerhalb der Arztpraxis zu suchen. Denn so muss man Praxisräume nicht betreten und kann die Ansteckungsgefahr auf diesem Weg minimieren.
Was trägt die PKV zum Gesundheitssystem noch bei?
MICHAEL ALBRECHT: Die PKV beteiligtsich auch mit 290 Millionen Euro an den Kosten aus dem Krankenhausentlastungsgesetz. So sollen Krankenhäuser zum Beispiel einen Ausgleich dafür erhalten, dass planbare Operationen verschoben werden mussten. Aber auch Boni für Intensivbetten, Zuschläge für Schutzausrüstungen sowie weitere Unterstützungen werden bezuschusst.
Noch wichtiger ist aber die der aktuellen Lage angepasste zügige Rechnungsbegleichung. Das stellt die PKV überall da, wo es elektronisch möglich ist, durch eine schnelle Direktabrechnung sicher. Letztlich bedeutet dies, dass unsere Kunden sich nicht um die Abrechnung kümmern müssen und die Kliniken ihr Geld schneller erhalten. In der Regel geschieht dies innerhalb weniger Tage.
Alles in allem unterstreicht die PKV mit allen Maßnahmen noch einmal, dass sie im deutschen Gesundheitssystem ein wichtiger und attraktiver Partner ist, der Versicherten, Ärzten, Krankenhäusern und anderen Therapeuten hervorragende Lösungen bietet.
Vielen Dank für das Gespräch.