Sachwerte / Immobilien

Gläubiger der insolventen Green Planet AG können hoffen

Die Anleger und Gläubiger der insolventen Green Planet AG können darauf hoffen, einen Teil ihres investierten Kapitals zurück zu bekommen. Doch bis es soweit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Das war die Quintessenz des Berichts, den der vom Amtsgericht Frankfurt am Main bestellte Insolvenzverwalter Miguel Grosser nun zur ersten Gläubigerversammlung erstatten konnte. Die insgesamt wohl mehr als 760 Anleger haben demnach zwar entgegen den Versprechungen in den Unternehmensprospekten keine eigenen Teakholz- oder Kautschukbäume erworben, jedoch gibt es verwertbares Vermögen in Form von Gesellschaftsbeteiligungen in Costa Rica, das vom Insolvenzverwalter für die Insolvenzmasse zur Befriedigung der Gläubiger gesichert wurde.

Die Green Planet AG hatte Anlegern in einer „Renditebeispiels-Rechnung“ eine jährliche Rendite von 13 Prozent aus einer Investition in Teakholzbäumen in Aussicht gestellt. Nach 20 Jahren sollten die Bäume gefällt werden und der Kunde die Erlöse aus dem Holzverkauf erhalten. Der Kunde erhielt nach dem Eingang seiner Zahlung bei der Schuldnerin ein „Baumzertifikat“.

Die Gesellschaft selbst unterhielt tatsächlich keine eigenen Teakholz- und Kautschukplantagen. „Aufgrund der gewählten vertraglichen Konstruktion und des Umstandes, dass die Schuldnerin überhaupt nicht Eigentümerin von Teakholzplantagen ist, konnte der jeweilige Kunde kein Eigentum an Teakholzbäumen in Costa Rica erwerben. Dem Kunden wurde damit etwas suggeriert, was sowohl tatsächlich als auch rechtlich gar nicht möglich war“, so der Insolvenzverwalter in seinem Bericht.

„Da die utopischen Renditen, die den Kunden versprochen wurden, niemals am Markt erzielt werden können, wird eine Auszahlung der versprochenen Summen an die Anleger nicht möglich sein. Diese Problematik verschärft sich noch dadurch, dass ein Großteil der vereinnahmten Gelder durch den laufenden Geschäftsbetrieb der Schuldnerin und ihrer in Deutschland ansässigen Tochtergesellschaften verbraucht wurde und überhaupt nicht in Teakholzplantagen in Costa Rica investiert wurde“, machte Grosser in seinem Bericht an die Gläubiger weiter deutlich.

Der Insolvenzverwalter und spanischsprachige Spezialist der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter war Ende Oktober selbst in Costa Rica, um mit Mitarbeitern und Forstingenieuren vor Ort die Werthaltigkeit der Anlagen zu prüfen. Wie er dabei feststellen konnte, gibt es 41 Plantagen mit über 1.200 Hektar Fläche und eine Finca, die sich im Eigentum der Green Planet Costa Rica S.A. oder anderer costaricanischer Tochtergesellschaften der Green Planet AG befinden.
„Wir haben bei der Green Planet Costa Rica S.A. einen funktionierenden, forstwirtschaftlichen Betrieb vorgefunden, der grundsätzlich in der Lage ist, rentabel zu arbeiten. Wir führen deshalb diesen Betrieb mit seinen rund 15 Mitarbeitern unter der Regie eines von uns eingesetzten Vorstands fort. Ohne zum jetzigen Zeitpunkt eine abschließende Bewertung vornehmen zu können, ist festzustellen, dass doch erhebliches am Ende für die Masse veranschlagbares Vermögen in den Beteiligungen vorhanden ist“, so Grosser.

Derzeit wird untersucht, wie die vorhandenen Werte bestmöglich erhalten und verwertet werden können. Der Zustand der Plantagen ist dabei höchst unterschiedlich, aus einigen Pflanzungen sind frühestens in einigen Jahren Erträge zu erwarten, andere müssen voraussichtlich sogar neu angelegt werden.

„Im Hinblick auf die Verfahrensdauer sowie eine etwaige Quotenerwartung der verfahrensbeteiligten Gläubiger können daher zum aktuellen Zeitpunkt keine belastbaren Aussagen getroffen werden. Die weitere Verfahrensdauer wird maßgeblich von der Verwertbarkeit und Verwertung der schuldnerischen Gesellschaftsbeteiligungen in Costa Rica beziehungsweise der in diesen verkörperten Werte abhängig sein“, beschrieb Grosser in seinem Bericht die Aussichten für die Gläubiger.
Ebenfalls noch nicht abschließend geklärt ist, wie viele Gläubiger tatsächlich Ansprüche gegen die Green Planet AG haben und wie hoch ihre Forderungen sind. Nach ersten Erkenntnissen hatte die Green Planet AG seit 2009 mehr als 15 Mio. Euro von Kunden für die beworbene Investition in den Kauf von Teak- und Kautschukbäumen eingenommen. Derzeit haben 761 Gläubiger Forderungen von über 21 Mio. Euro zur Insolvenztabelle angemeldet. Bei der Gläubigerversammlung waren nun insgesamt 178 Gläubiger mit einem Forderungsvolumen von rund 9,7 Mio. Euro vertreten.

Nach seinem Bericht bestätigte die Gläubigerversammlung Insolvenzverwalter Miguel Grosser in seinem Amt. Das weitere Vorgehen hinsichtlich der Verwertung der gesicherten Vermögenswerte will er mit den Gläubigern abstimmen. Unter anderem dazu wurde von der Versammlung ein Gläubigerausschuss gewählt, in dem neben auf Kapitalanlagerecht spezialisierten Gläubigervertretern auch Anlegerschutzvereinigungen wie der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. vertreten sind.
Die Green Planet AG hatte am 23. Juli 2014 Insolvenzantrag gestellt, nachdem aufgrund mehrerer Strafanzeigen verschiedener Kunden ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Vorstand eröffnet und dieser in Untersuchungshaft genommen worden war. In der Folgezeit kam der Geschäftsbetrieb der Green Planet AG vollständig zum Erliegen. Am 09.09.2014 wurde dann das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Green Planet AG eröffnet und Miguel Grosser zum Insolvenzverwalter bestellt.

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