Die globalen Rentenmärkte stehen unter dem Eindruck politischer Entwicklungen in den USA, insbesondere was die Inflation und die langfristige Tragfähigkeit der Staatsverschuldung angeht. Wie sich Anleger im aktuellen Umfeld positionieren sollten, beschreibt Sam Vereecke, CIO Fixed Income von DPAM:
US-Renditen hoch, aber auch ausreichend?
Lockerung, aber gedehnt
Das kurze Ende der US-Zinsstrukturkurve (d. h. Laufzeiten unter 10 Jahren) beurteilen wir positiv. Bei längerfristigen US-Staatsanleihen sind wir vorsichtiger, da hier die Bedenken hinsichtlich Schuldentragfähigkeit und Inflation stärker greifen.
Noch eine EZB-Zinssenkung
In Europa ist das Konjunkturumfeld gedämpfter, die Inflation hat sich weitgehend normalisiert und dürfte unter das EZB-Ziel von 2 % fallen. Hierzu tragen ein starker Euro, eine gedämpfte Binnennachfrage und steigende Importe von Billigwaren (insbesondere aus China) bei. Höhere Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben werden Jahre brauchen, bis sie spürbar für mehr Wachstum sorgen. Dies stärkt die kurz- bis mittelfristigen Disinflationsaussichten und dürfte die EZB in ihrer unterstützenden Haltung bestärken. Wir sehen Spielraum für mindestens eine weitere Zinssenkung; was künftige Erhöhungen angeht, dürfte der Markt derzeit falsch liegen. Daher stehen wir der Duration in Europa über die gesamte Zinsstrukturkurve hinweg positiv gegenüber.
Neutrale Position bei Kreditanleihen
Neue Kreditanleihen kamen zuletzt reichlich an den Markt und wurden dort aufgenommen. Die Renditeaufschläge (Spreads) hatten sich kurzzeitig ausgeweitet, liegen jetzt wieder nahe ihrem Niveau zu Jahresbeginn. Dies vergütet das Halten von Unternehmensanleihen angemessen, eine weitere Spreadeinengung ist jedoch unwahrscheinlich. Wir bleiben bei unserer neutralen Position. Die aktuellen Bewertungen lassen zwar keine unmittelbare Outperformance erwarten, aber auch das Risiko einer Ausweitung ist begrenzt – sowohl bei Investment-Grade- als auch bei Hochzinsanleihen.
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