Das befürchten etliche Autofahrer, wenn es um das Thema autonomes oder automatisiertes Fahren geht. Auf der anderen Seite sehen Verkehrsexperten in der Automatisierung und Vernetzung von Fahrzeugen und Straße die Chance, um des weltweit deutlich wachsenden Verkehrsaufkommens und einer immer größeren Anzahl an Verkehrsteilnehmern Herr zu werden. Dieser technische Fortschritt werde insbesondere Autofahren effizienter, sicherer und umweltverträglicher machen, so die Überzeugung der Fachleute. Auch Automobilclubs wie der ADAC erwarten sich vom automatisierten Fahren langfristig eine positive Auswirkung auf die Verkehrssicherheit und die Leistungsfähigkeit der Fahrer im Straßenverkehr.
Die Experten gehen allerdings nicht davon aus, dass das automatisierte Fahren von heute auf morgen über uns hereinbrechen wird. Vielmehr erwarten sie, dass sich die Automatisierung in Form einer kontinuierlichen Entwicklung sukzessive durchsetzen wird. So nahm in den vergangenen Jahren die Anzahl der Fahrerassistenzsysteme, die den Fahrer bei seiner Aufgabe am Steuer unterstützen können, schon immer weiter zu. Dadurch sei möglicherweise der Eindruck entstanden, dass autonome Fahrzeuge schon bald technisch machbar sein könnten, stellt der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Berlin fest. Viel wahrscheinlicher dürfte demnach jedoch sein, dass diese Entwicklung „evolutionär“ verlaufen wird: Automatisierte Funktionen werden auf der Grundlage erprobter Fahrerassistenzsysteme kontinuierlich weiterentwickelt und in immer mehr Neuwagen eingebaut. So wird auch der Autofahrer Schritt für Schritt an die Automatisierung herangeführt.
Dadurch soll auch der Übergang vom Autofahren mit Unterstützung von Assistenzsystemen zum automatisierten Fahrer geschmeidiger ablaufen. Fünf Etappen sind dafür vorgesehen. Die Stufe 1 haben wir zum Teil bereits hinter uns: Dem Fahrer stehen hier elektronische Assistenten, wie etwa der Tempomat oder Abstandsautomat, der Tote-Winkel-Warner und die Spurhalte-Hilfe, unterstützend zur Verfügung. In Stufe 2 ist die Technik schon einen ganzen Schritt weiter, es geht um das sogenannte teilautomatisierte Fahren. Hierbei kann der Fahrer einige Fahrfunktionen teilweise dem System überlassen. Dieses muss aber von der Person am Steuer dauernd überwacht werden – und zwar so aufmerksam, dass der Fahrzeuglenker die Fahraufgaben bei Bedarf – und ohne Aufforderung – jederzeit wieder selbst übernehmen kann. Auf diesem Niveau sind wir heute inzwischen angekommen.
In der Entwicklungsstufe 3 führt der Wagen bestimmte Aufgaben, wie etwa den Blinker setzen, die Spur wechseln oder die Geschwindigkeit dem fließenden Verkehr anpassen, eigenständig aus. Dabei erkennt das elektronische System selbstständig seine Grenzen. Wenn dieser Fall eintritt, fordert das Fahrzeug seinen Fahrer von sich aus auf, die Fahrfunktion zu übernehmen. Der Fahrer muss das System zwar nicht dauerhaft im Auge haben, aber jederzeit zur Übernahme der Fahrfunktion bereit sein.
Die Automatisierungsstufe 4 soll dem Fahrer ermöglichen, die Verantwortung für sein Fahrzeug in spezifischen Anwendungsfällen vollständig an das elektronische System abgeben zu können. Level 3 wird auch als hochautomatisiertes Fahren, Level 4 als vollautomatisiertes Fahren bezeichnet. Die Vorgaben des Gesetzgebers für die beiden Stufen sind ausdrücklich gleich – sprich der Fahrer bleibt verantwortlich.
Stufe 5: Die letzte Entwicklungsstufe wird als das fahrerlose Fahren bezeichnet. Das Fahrzeug kann auf allen Straßentypen, in allen Geschwindigkeitsbereichen und unter allen Umfeldbedingungen die Fahrt vollständig allein durchführen. Damit würde dann autonomes Fahren tatsächlich Realität. Mithilfe dieser Technik soll auch für Personen ohne Fahreignung, wie etwa Blinde, das Autofahren möglich werden. Doch bis dieser Grad der Automatisierung erreicht ist, wird nach Einschätzung von Experten noch geraume Zeit verstreichen. Mit Prognosen dazu halten sich die Experten noch zurück.
(Goslar Institut)