Der in Düsseldorf ansässige Künstler gehört seit einigen Jahren zu den aufstrebenden Talenten der europäischen Gegenwartskunst. Bereits während seiner Studienzeit an der Kunstakademie Düsseldorf nahm ihn sein Lehrmeister, der international renommierte Maler Herbert Brandl, unter seine Fittiche. 2015 wurde Szücs zum Meisterschüler ernannt, er agierte zeitweise auch als Brandls Assistent. Seit 2019 lebt und arbeitet der geborene Ungar als freier Künstler in Düsseldorf.
In seinen Arbeiten spielt Szücs gekonnt und farbenprächtig mit der Realitätswahrnehmung des Publikums und den Konventionen des Kunstbetriebs. Malerei und Fotografie, Abstraktion und Naturalismus, Bewegung und Stase verbinden sich hier zu einem neuen Bedeutungsgeflecht, in dem der Maler eine sehr präzise Position bezieht. Der Künstler scheint dem Publikum zu zurufen: „Es ist alles Konstruktion. Vergiss’ die Wirklichkeit, sie täuscht dich nur.”
Kurator Günther Holler-Schuster über “Augmented Nature”:
„Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt Levente Szücs in Ungarn. Die Tradition des „Sozialistischen Realismus“ ließ ihn das Handwerk des Malers akribisch erlernen. Sein Interesse galt bis zu seinem Wechsel nach Düsseldorf der gegenständlichen Abbildung der sichtbaren Wirklichkeit. Die abstrakte gestische Malerei als absoluter Gegenpol kam erst danach ins Spiel. Warum eines gegen das andere austauschen und nicht beides behalten? Das eine mit dem anderen zu ergänzen, zu verändern und zu etwas komplett Neuem werden lassen, dazu ist die Malerei von Levente Szücs im Stande.”
Durch direkte Belichtung von Fotos auf einem mit Emulsion beschichteten Malgrund bringt der Künstler hyperrealistische Bilder – meist von Waldgebieten – auf die Bildfläche. Die gestisch gesetzten Pinselstriche bedecken die Walddarstellungen teilweise. Übermalungen? Nein, Szücs malt die abstrakten Farbflecken vor den realistischen Passagen, er dreht das System der Übermalung gleichsam um. Er reagiert somit nicht auf ein bestehendes Bild, zerstört, ergänzt oder akzentuiert dieses, sondern seine Malerei stellt eine Lösung dar, die diese beiden Extrempole – Gegenständlichkeit und Abstraktion – gleichwertig einsetzt. Die vom Zufall geprägten Flecken und Spritzer helfen nicht das Bild eines tatsächlichen Waldes wiederzugeben. Sie können aber helfen den subjektiven Zugang des Wanderers, des Beschauers zu veranschaulichen.
„Augmented Reality“ nennt man eine digitale Erweiterung eines realen Zustandes. Dieses Prinzip setzt Szücs in seiner Kunst ein. Es sind nicht grafische Linien, Texte, Sounds oder andere naheliegende Dinge und er benötigt dazu auch keinen Computer. Es ist Malerei kontra fotografisches Bild.
Die Farbflecken sind, nebenbei betrachtet, ebenso Teil der Realität – nicht des Waldes, aber möglicherweise einer individuellen Seh- bzw. Wahrnehmungsweise. Sicher aber sind sie unteilbar und unverwechselbar ein Synonym für Malerei. Der Wald ist als Thema eines der bedeutungsvollsten der Malerei- und Kulturgeschichte. Gleichzeitig ist er Ort der Romantik, der Erholung, des Sinistren, des Bedrohlichen und Wohnung von allerlei Getiers und Wesen der Finsternis. Die informelle Malerei wiederum hat den heroischen Zugang, der den Maler zum Medium, zum Täter macht. Er kämpft sich durch das Dickicht (der Malerei) um dem Publikum von der erlebten Wirklichkeit zu berichten.
Levente Szücs wurde 1989 in Miskolc, Ungarn, geboren. 2002 zog er nach Deutschland um, 2012 begann er das Studium der Freien Malerei bei Prof. Herbert Brandl. 2019 erhielt er den Akademiebrief der Kunstakademie Düsseldorf.
(REINISCH CONTEMPORARY)