Leider lassen sich Veränderungen des Marktregimes häufig erst im Nachhinein bestätigen – wenn man alles schon ganz bestimmt wüsste, dann könnte man auf volles Risiko gehen. Dennoch hat der Markt in den letzten Monaten einige interessante Signale ausgesendet. Zumindest wäre es daher unklug, dem, was als nächstes folgen könnte, selbstgefällig gegenüberzustehen.
Märkte ungewöhnlich stabil
Etliche Aktienindizes haben zuletzt Rekordhöchststände erreicht, wobei die Volatilität dieser Indizes über weite Strecken des zurückliegenden Jahres ungewöhnlich niedrig war. Die innere Dynamik des Marktes erzählt allerdings eine andere Geschichte. So notieren beispielsweise die State Street Turbulence Indizes mittlerweile auf einem extrem hohen Niveau. Dies deutet darauf hin, dass sich die Vermögenswerte derzeit untereinander in einer Weise bewegen, die im Vergleich zu historischen Verhaltensmustern ungewöhnlich ist. Wie aus relevanten Daten hervorgeht, fallen Phasen übermäßiger Turbulenzen oft mit „übertriebener Risikoaversion, Illiquidität und einem Wertverlust riskanter Anlagen“ zusammen. Wenn dieser Indikator einen hohen Wert anzeigt, wäre es für Anleger somit vielfach sinnvoll zu überlegen, weniger Risiko einzugehen.
Eine weitere Dynamik, die Jupiter derzeit genau verfolgt, ist der Bewertungsunterschied zwischen „Growth“ und „Value“. Wachstumsaktien haben sich als wichtigster Treiber der jüngsten Marktperformance erwiesen, während Substanzwerte das Nachsehen hatten. Inzwischen gibt es erste Anzeichen für eine Umkehr dieses Trends. Dies könnte insofern von Bedeutung sein, als die Aktienmarktrotation von Wachstum zu Substanz im Vorfeld von bereits mehreren Finanzkrisen zu beobachten war (zum Beispiel in den letzten Phasen der Dotcom-Blase, als die Aktien von Technologieunternehmen extrem hoch bewertet wurden).
Gier vs. Not
Es gibt noch andere Hinweise darauf, dass sich in den Märkten Risiken aufbauen könnten: die spekulative Leidenschaft für die Internetwährung Bitcoin zum Beispiel oder die jüngsten Exzesse am Kunstmarkt, wo ein Gemälde, von dem man nicht genau weiß, ob es von Leonardo da Vinci stammt, 450 Millionen US-Dollar erzielte.
Das Besondere an dieser spätzyklischen Phase ist jedoch, dass die „Gier“ nur eine untergeordnete Rolle gegenüber einem Phänomen spielt, das durch jahrelange üppige Notenbankliquidität erzeugt wurde: die „Not“. Seit Jahren sind Pensionsfonds gezwungen, anleiheähnliche Vermögenswerte zu finden, durch die sie ihre langfristigen Verbindlichkeiten abdecken können. Auch ETFs und Indexfonds sind unfreiwillig – und unabhängig vom Preis – zu Assetkäufern mutiert, da sich die Anleger zuletzt scharenweise auf diese Fonds gestürzt haben. Nach Jupiters Ansicht ist es die Not, die das Marktverhalten inzwischen über weite Strecken bestimmt. Anders als die Gier, die mit einer Anlageentscheidung verbunden ist, mündet die Not immer in einer Transaktion. Scheibar liegt darin die eigentliche Ursache für die derzeit anfällige Marktlage. Nun, da sich die US-Fed und die Notenbanken in Großbritannien und Europa nach Jahren der quantitativen Lockerung und Niedrigzinsen langsam von ihren Stützungsmaßnahmen zurückziehen, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis einige dieser Schwächen offen hervortreten.
Kommt ein neues Marktregime?
Auch wenn man einen Wechsel des Marktregimes nicht vorhersagen kann, so scheint es doch wichtig, der Möglichkeit, dass eine solche Veränderung anstehen könnte, offen gegenüberzustehen. Gegen einen spätzyklischen Markt zu wetten, ist grundsätzlich schmerzhaft, da oft Exzesse entstehen und die Aktienkurse dabei möglicherweise völlig unrealistische Erwartungen widerspiegeln. Jupiters Strategie besteht deshalb darin, sich gegen die vorherrschende Tendenz der Märkte „aufzulehnen“ und moderate Positionsgrößen zu wählen sowie in Bezug auf neue Informationen und Storys zu Aktien mit Bedacht und nicht überstürzt zu handeln. Dabei kann es helfen, Unter- und Überreaktionen auf Veränderungen zu vermeiden. Es bedeutet außerdem, dass Jupiter seine ursprünglichen Ansichten zu einer Position ständig überprüft sowie den Wert neuer und alter Informationen vorsichtig abwägt. Man geht davon aus, dass Jupiters Strategie davon profitieren dürfte, wenn andere Marktteilnehmer ein größeres Risikobewusstsein entwickeln würden.
(Jupiter)