Investmentfonds

Was ist aus den “Fragile Five” geworden?

Die Reduktion der Anleihekäufe, der Anstieg der 10-jährigen amerikanischen Staatsanleihen und die schwachen Wachstumszahlen Chinas – diese Konstellation machte vor allem den „Fragile Five“, Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und der Türkei, zu schaffen. Dr. Ernst Konrad, Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH und Fondsmanager der Phaidros Funds, wirft in den aktuellen Makroperspektiven einen Blick auf die derzeitige Situation dieser fünf Schwellenländer und erklärt weshalb das Umfeld für Kapitalanlagen auch zum aktuellen Zeitpunkt eher ungünstig ist.

Laut Konrad war den „Fragile Five“ trotz mancher Unterschiede in der Vergangenheit eines gemeinsam: Ein Leistungsbilanzdefizit, das vor allem durch kurzfristig orientierte Kapitalzuflüsse aus dem Ausland finanziert wurde. „Droht allerdings wie Mitte letzten Jahres auf einmal eine Liquiditätsverknappung, können die Kapitalimporte plötzlich wegbrechen. Währungs- und Finanzmarktturbulenzen sind dann die Folge“, so Konrad. Mitte des letzten Jahres gaben die Währungen der „Fragile Five“-Länder auf breiter Front nach, die Notenbanken erhöhten die Zinsen, um weitere Kapitalabflüsse zu verhindern, die Anleiherenditen stiegen und Aktienkurse fielen.

Während in Indien bereits Lehren aus dem letzten Jahr gezogen wurden, sei in den anderen Ländern bislang wenig passiert. In Indien ginge es seit der Wahl des als wirtschaftsfreundlich geltenden Premierministers Modi wieder bergauf. Laut Konrad wuchs die Wirtschaft zuletzt mit 5,7 Prozent, auch die Industrieproduktion und Bauausgaben seien wieder gestiegen und der Notenbank sei es gelungen, die Inflationsrate von 10 auf 7,5 Prozent zu drücken. „Auch Indonesien gibt Anlass zu Optimismus“, so Konrad. Das Leistungsbilanzdefizit habe sich dank der letztjährigen Abwertung der Rupie zumindest stabilisiert und der neugewählte Präsident Widodo habe eine Sanierung des Haushaltes durch die Streichung von Subventionen auf Benzin vor.

„Die Aktienmärkte in Brasilien und der Türkei hingegen haben unter der Reformunwilligkeit der dortigen Regierungen zu leiden“, sagt Konrad. Die Wachstumserwartungen in Brasilien seien seit mehreren Monaten kontinuierlich auf zuletzt nur noch 0,5 Prozent für 2014 und 1 Prozent für 2015 gekürzt worden und auch das Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit nehme laut Konrad zu. Solange die Wirtschaftspolitik zu wenig entschlossen Inflation und Budgetdefizit bekämpfe, werden sich brasilianische Aktien und Anleihen schwer tun.

„Ähnliches gilt für die Türkei“, meint Konrad. „Auch dort bekommt die Zentralbank die Inflationsrate nicht in den Griff, obwohl die kurzfristigen Zinsen bei über 8 Prozent liegen.“ Trotz der Abwertung der Lira um 25 Prozent gegenüber dem US-Dollar im letzten Jahr habe sich auch die Leistungsbilanz kaum verbessert. Südafrika habe zwar ebenfalls Probleme bei der Inflationsbekämpfung, allerdings genieße die Zentralbank unter internationalen Investoren einen besseren Ruf als die türkische oder brasilianische, was sich in niedrigeren Notenbankzinsen und Anleiherenditen niederschlägt.

Für die nächsten Monate werde das Geschehen in den „Fragile Five“ aber weniger von binnenwirtschaftlichen Daten als von der Entwicklung in den USA abhängen. In der Vergangenheit profitierten Aktien und Anleihen aus den Schwellenländern von fallenden US-Renditen. „Da wir für die USA über die nächsten Monate im Trend leicht steigende Renditen erwarten, drängt sich aus dieser Perspektive eine Investition in den Schwellenländern aktuell nicht auf“, meint Konrad.

Laut Konrad basierte in der Vergangenheit eine deutliche Outperformance von Schwellenländer-Aktien auf Phasen ausgeprägter Dollar-Schwäche (wie zwischen 2002 und 2007). Wertete sich der US-Dollar allerdings deutlich auf, wie zwischen 1994 und 2000, blieb die Wertentwicklung der Aktien aus den Schwellenländern hinter der aus den Industrieländern zurück. „Unseres Erachtens stehen wir erneut am Beginn einer Periode nachhaltiger Dollar-Stärke“, so Konrad.

Insgesamt sei das Umfeld für Anlagen in den Schwellenländern vor dem Hintergrund steigender Renditen in den USA und eines festeren US-Dollars also eher ungünstig.

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