Zu dieser Einschätzung kommt Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management. „Das Ergebnis der Wahlen ist zwar überraschend, kann aber auch eine Chance für die USA sein“, so der Experte.
Donald Trump steht für Veränderung, während mit Hillary Clinton eher eine Zementierung des Status Quo antizipiert wurde. Die Kernfrage wird sein, inwieweit sich Trump und der republikanisch dominierte Senat sowie der Kongress zum Wohle der Gewaltenteilung entgegenkommen und welche von Trumps im Wahlkampf angedeuteten Maßnahmen letztendlich umgesetzt werden.
Höheres Wachstum durch expansive Fiskalpolitik
Trump kündigte enorme Investitionen in die Infrastruktur der Vereinigten Staaten an. Diese dürften sowohl den Arbeitsmarkt anschieben als auch für Bauunternehmen eine gute Nachricht sein. Zugleich sollen die Abgaben drastisch gesenkt werden, dabei hat Trump Firmen und Privatleute gleichermaßen im Blick. Dies dürfte enorme Steuerausfälle zur Folge haben, die nur durch weitere Schulden – also eine noch expansivere Fiskalpolitik – gegenfinanziert werden könnten.
Restriktive Handels- und Einwanderungspolitik ist möglicher Risikofaktor
Handelskriege, etwa mit China, dem Trump immer wieder Manipulationen seiner Währung vorwarf, sind eher unwahrscheinlich. Jedoch ist mit selektiven Erhöhungen von Zöllen zu rechnen, die den freien Handel behindern werden. „Das wäre nicht überraschend, nachdem sich Trump beispielsweise kritisch gegenüber NAFTA und anderen Freihandelsabkommen äußerte“, so Winzer. Auch mit einer verschärften Einwanderungspolitik ist zu rechnen, im Extremfall sogar mit der Ausweisung aller illegalen Zuwanderer. „Weil dies die Zunahme der arbeitsfähigen Bevölkerung beschränkt, schlägt sich das zwangsläufig in einem niedrigeren Potenzialwachstum nieder“, Winzer weiter. Das Resultat eines niedrigeren Potenzialwachstums, des volkswirtschaftlichen Angebots, würde bei einem gleichzeitig höherem Wachstum, der volkswirtschaftlichen Nachfrage, zu einem stärkeren Inflationsdruck führen. Laut Winzer wären in diesem Szenario Leitzinsanhebungen wahrscheinlich.
US-Dollar wird sich festigen, Rendite steigt an, Ausblick für Aktien gemischt
Das Zusammenspiel einer expansiven Fiskalpolitik und einer weniger expansiven Geldpolitik bedeutet einen zunehmenden Festigungsdruck des US-Dollars. Dies wiederum kann das Ausmaß von Leitzinsanhebungen reduzieren. Langfristig besteht die Gefahr eines Vertrauensverlusts in den Greenback als Reservewährung.
In diesem Szenario würden sich die Renditen der US Treasuries voraussichtlich nach oben bewegen. Wie bei der Geldpolitik würden mögliche Renditeanstiege durch eine Festigung des US-Dollars allerdings gedämpft. Für Aktien und das wirtschaftliche Umfeld in anderen Ländern bleibt die Aussicht gemischt. Die Zeit der erhöhten Unsicherheit, eine restriktivere Handelspolitik, ein festerer US-Dollar sowie mehr Leitzinsanhebungen sind hierfür die Ursachen. „Auch die Ausstrahlung der Wahlergebnisse auf die globale Politik darf nicht unterschätzt werden“, so Winzer abschließend. „Die Anti-Establishment-Bewegung erhält durch den Ausgang der US-Wahl weiteren Auftrieb – das ist vor dem Hintergrund bevorstehender Wahlen in Italien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden von besonderer Relevanz.“
(Quelle: Medieninformation von Erste Asset Management GmbH)