Zwischen 2001 und 2013, wurden in den USA für Übernahmen von Firmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 200 Mio. und 4 Mrd. Euro Übernahmeprämien von 25% gezahlt, wie Allianz Global Investors analysiert hat. So genannte Mid Caps mit einer Marktkapitalisierung bis zu 10 Mrd. Euro erzielten im Schnitt Übernahmeprämien von 26%, während bei Übernahmen von höher kapitalisierten Unternehmen im Schnitt nur 10% Prämie gezahlt wurde.
Andrew Neville, Fondsmanager des Allianz Global Small Cap Equity, kommentiert den Unterschied bei den Prämien folgendermaßen:
„Der Wettbewerb bei der Übernahme von kleineren Firmen ist sehr ausgeprägt, da häufig viele größere Unternehmen ein Angebot für die Übernahme eines kleineren Unternehmens abgeben. Demgegenüber können es sich nur wenige Großunternehmen erlauben für größere Übernahmeziele Gebote abzugeben.
Außerdem werden große Aktiengesellschaften von mehr Analysten untersucht, sodass sie meist an der Börse nahe ihres fairen Unternehmenswert gehandelt werden. Im Unterschied dazu gibt es bei Small und Mid Caps deutlich weniger Research, sodass sie häufiger unter dem fairen Wert gehandelt werden.
Auch sind die Kosten für große Übernahmen beispielsweise bei der Finanzierung höher. Bei der Übernahme eines kleineren Unternehmens kann dessen Kostenstruktur meist sehr schnell durch die Größenvorteile des Käufers reduziert werden. Daneben lassen sich Übernehmen häufig mit Cash oder einer günstigen Fremdfinanzierung bewältigen, wohingegen Aktien, die bei größeren Deals als Übernahmewährung zum Einsatz kommen, deutlich kostspieliger sind.
Die M&A-Aktivität läuft im Einklang mit der Konjunktur: wenn letztere anzieht mehren sich Zusammenschlüsse und Übernahmen. In Europa geht die Konjunktur wieder bergauf, und Firmenlenker haben mehr Vertrauen in die Konjunktur und sehen daher größere Chancen darin, durch den Zukauf die Wachstumsperspektiven ihres Unternehmens zu verbessern.”
Stefan Scheurer, Kapitalmarktanalyst bei AllianzGI und Autor der Publikation, hebt hervor:
“Weltweit haben die M&A-Aktivitäten in den vergangenen Wochen zugenommen. Die Vermutung liegt nahe, dass davon auf Jahressicht weitere Impulse für die Aktienmärkte ausgehen dürften. Zwar erreichen die in diesem Jahr angekündigten Transaktionsvolumina von derzeit 680 Mrd. US-Dollar[1] noch nicht die Höchststände aus den Jahren 2000 und 2007-8, aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Volumen um 56 % gestiegen.
Das erstarkte Interesse an M&A-Aktivitäten ist den seit der Finanzkrise verbesserten Unternehmensbilanzen sowie der lockeren Geldpolitik und den damit verbundenen günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten geschuldet. So liegt das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Bruttoerträgen[2] inzwischen weltweit bei 1,5 und damit gut 10 % unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre.”
Auch der „Free Cash Flow“ bei US-Unternehmen außerhalb der Finanzbranche liegt inzwischen bei 4% des Bruttoinlandsprodukts und damit nicht weit von der Rekordmarke von 4,4% entfernt. In den G4-Ländern, d.h. USA, Großbritannien, Europa und Japan, ist die Quote 2013 auf 3% gestiegen, nachdem der Wert Mitte 2009 noch bei 2% lag. Häufig spielen bei US-Firmen auch steuerliche Gründe eine Rolle für Übernahmeaktivitäten in Übersee, um außerhalb der USA angefallene Gewinne dort auch wieder zu reinvestieren.