Drei Fragen an Gerit Heinz, Chef-Anlagestratege Wealth Management UBS Deutschland AG
Herr Heinz, im internationalen Vergleich dürfte das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im laufenden Jahr eher mager ausfallen. Dennoch beurteilen Sie die Aussichten für die Aktien der Währungsunion positiv. Was macht Sie so optimistisch?
Heinz: Zunächst einmal ist solch ein schwaches Wachstum durchaus normal angesichts der Tatsache, dass die Eurozone zwei Finanzkrisen, eine globale und eine europäische, hinter sich hat. Das weiterhin ungelöste Problem der hohen Verschuldung vieler europäischer Staaten wird zudem das Wachstum noch längere Zeit belasten. Das darf allerdings nicht den Blick dafür verstellen, dass sich die Lage im Euroraum verbessert hat. Mit Spanien und Irland haben zwei Peripherieländer den Rettungsschirm verlassen und Italien hat das Defizitverfahren abgeschlossen. Von den großen Euro-Ländern fällt Deutschland nach unserer Einschätzung die wirtschaftliche Führungsrolle zu. Auch wenn dort von den Staatsausgaben nur begrenzte Konjunkturimpulse zu erwarten sind, dürfte die Binnennachfrage ausreichen, um das Wachstum in Deutschland über die langfristige Trendrate hinaus zu beschleunigen. Wir rechnen mit 1,6 Prozent in diesem und 1,9 Prozent im kommenden Jahr. Dank günstiger Finanzierungsbedingungen und der gesamtwirtschaftlichen Stabilität in Europa nimmt die Investitionstätigkeit deutscher Unternehmen bereits zu.
Trotz der über viele Monate hinweg wirtschaftlich schwierigen Situation in der Eurozone, haben viele europäische Aktienmärkte seit ihrem Tief im Jahr 2012 bereits deutlich zugelegt. Warum sollen Anleger jetzt noch in europäische Dividendentitel investieren?
Heinz: Weil es nach wie vor gute Anlagechancen in dem Bereich gibt. Der bisherige Anstieg der Kurse war weniger durch Unternehmensgewinne getrieben, sondern vor allem durch einen Anstieg der Bewertungen. Dies dürfte sich ändern, wenn sich die Frühindikatoren weiter verbessern und die Erholung der Wirtschaft in der Eurozone fortsetzt, werden die Unternehmensgewinne in den kommenden Quartalen steigen. Eine expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürfte Ihr Übriges dazu tun, das Wachstum in Europa zu stärken. Gleichzeitig dürften die Risiken abnehmen, da die angeschlagenen Peripherieländer auch von einer wirtschaftlichen Erholung profitieren dürften.
Auf welche Aktien sollten Investoren dabei setzen?
Heinz: Wir sind der Auffassung, dass neben breiten Investments in Aktien der Eurozone Mid Caps und ausgesuchte Small Caps eine gute Möglichkeit darstellen, um von der wirtschaftlichen Erholung zu profitieren. Unternehmen aus diesem Bereich erwirtschaften einen höheren Teil ihres Umsatzes in europäischen beziehungsweise in ihren Heimatmärkten und sind zyklischer als die großen Konzerne. Daher sollten ihre Umsätze und Gewinne vergleichsweise stärker steigen. Die Aktienkurse dieser Unternehmen haben nach unserer Einschätzung zufolge mehr Potenzial. Allerdings sollten Anleger darauf achten, dass sie ihr Portfolio stark diversifizierten oder über einen Fonds in diesen Bereichen investieren.