Investmentfonds

Trump tötet Timing – endgültig

Sell in May, Jahresendrallye, Hexensabbat: Auf die Zeit bezogene Handlungsempfehlungen sind immer noch beliebt. Dabei haben Wissenschaft und Empirie gezeigt, dass Timing-Strategien deutlich unterdurchschnittlich abschneiden

Ein Kommentar von Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM.

Mit einem erratisch agierenden Präsidenten Trump im Weißen Haus hat Timing jetzt endgültig ausgedient. Der einzige Zeitpunkt, den sich Investoren heute merken müssen, ist Trumps Ausscheiden aus dem Amt.

Eine der ältesten Timing-Regeln ist wohl „Sell in May and go away“. Zwar ist nicht eindeutig belegt, woher sie stammt. Doch gemunkelt wird, sie gehe auf das alte England zurück. Und dass die Börsenmakler dort im Mai in den Sommerurlaub gingen und erst im September zurückkehrten. Ergänzt wird die Weisheit ja gerne durch die Aufforderung, im September wieder einzusteigen. Wenn in früheren Dekaden eine solche Regel angesichts des Fehlens von Marktteilnehmern noch eine gewisse Rolle gespielt haben mag – heute ist das nicht länger der Fall.

Die Märkte sind effizienter, der Handel nicht mehr nur rund ums Jahr, sondern rund um die Uhr möglich, was solche Begründungen für saisonale Muster aushebelt. In den vergangenen zehn Jahren waren die Börsenergebnisse von Mai bis Oktober in 80 Prozent der Fälle positiv mit einer durchschnittlichen Rendite von fast fünf Prozent.

Und was für die Mai-Regel gilt, zeigt sich bei anderen Zeitbezügen ebenfalls, die einmal eine gewisse Berechtigung gehabt haben mögen. Egal ob es die Jahresendrallye ist, die Verfallstermine an den Terminbörsen, die Wiederanlage ausgeschütteter Erträge nach dem Jahreswechsel und welche Idee auch immer. Die Märkte preisen dies mittlerweile alles ein, nehmen also die Effekte vorweg und glätten sie so, dass sie kaum noch sichtbar sind.

Kaum noch, denn natürlich hatten diese Regeln einen gewissen Einfluss und sei es nur durch die Mechanismen der Behavioral Finance, der Börsenpsychologie. Und vielleicht sogar durch die ein oder andere Nachfragespitze zu bestimmten Zeitpunkten. Doch damit ist es in den Zeiten von Trump 2.0 vorbei. Börsenregeln, auch zeitbezogene, brauchen eine gewisse Konstanz, um zu wirken. Doch angesichts der schnellen Abfolge sich bestenfalls ergänzender, oft aber sich ausschließender und ersetzender Ideen dieses US-Präsidenten ist eine solche Konstanz nicht mehr gegeben. Timing ist tot.

Oder vielleicht anders ausgedrückt: Die bisherigen Regeln des zeitpunktbezogenen Investierens sind überflüssig geworden. Vielleicht entwickeln sich neue Grundsätze, die andere Ausgangspunkte haben. Möglicherweise zeigt sich, dass die Märkte etwas Ruhe bekommen, wenn der US-Präsident Golf spielt. Wenn er dann aufhört, kann es zu einem neuen Zolltarif kommen oder alte Gefängnisinseln werden wieder eröffnet. Vielleicht ist der Job des „White House Deuters“ oder „Trump-Propheten“ bald wichtiger als alle anderen. Wer heute schon ahnt, was Trump morgen ankündigen wird, kann viel Geld verdienen.

Doch bis es so weit ist, dass solche Überlegungen tatsächlich die Börsen beeinflussen, gilt eine noch viel ältere Regel: Ein gutes Unternehmen wird jeder Krise trotzen – unabhängig von den Zeitläuften. Auch wenn es langweiliger ist, als dem alten Mann am Meer beim Golfen zuzusehen: Auf lange Sicht ist diese Herangehensweise mit Sicherheit gesünder. Und während gute Unternehmen weiter bestehen, endet der Job des Trump-Deuters mit der präsidialen Amtszeit. Hoffentlich.

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