Die Mehrheit (72 Prozent) sehen den Grund dafür in der Möglichkeit extreme Marktereignisse hinsichtlich der Kapitalanlage beurteilen zu können. Innerhalb der Studie wurden Stress- und Entwicklungsszenarien unter Berücksichtigung anlegerspezifischer Risikoeinstellungen untersucht und wie diese in den Prozess der Asset Allocation eingebunden werden können. Tiefengehend wurde beobachtet wie sich die Resultate der Szenario-Analyse im Vergleich zu den traditionellen und von den meisten Anlegern genutzten Rendite-Risiko-Optimierungsansatzes nach Harry Markowitz verhalten. Die Untersuchung des traditionellen Ansatzes wurde zunächst auf Eignung zur Allokationsentscheidungen auf der Grundlage historischer Daten vollzogen. Vor allem die Prognose der Renditeentwicklung in unruhigen Marktphasen zeigte Schwächen. „Insgesamt erwiesen sich die Ergebnisse des reinen Markowitz-Ansatzes als nicht robust und führten mitunter zu extremen Portfoliokonstruktionen“, so Prof. Wiedemann. Durch die Verwendung von Entwicklungsszenarien kann die traditionelle Problematik überwunden werden, so ist es dem Investor möglich, Fat-Tail-Ereignisse als auch asymmetrische Renditeerwartungen in seiner Asset Allocation zu erfassen. Diese Alternative wird in der Studie im dreistufigen Prozess dargelegt. Anfänglich wird mit der Identifizierung begonnen, die im Rahmen der Asset Allocation einzubeziehenden Szenarien sowie die Erwartungsfestlegung der Rendite für jede bei der Portfoliokonstruktion zu berücksichtigende Anlageklasse im jeweiligen Entwicklungsszenario. Daraufhin wird im zweiten Schritt je Szenario eine passende Asset Allocation ermittelt. Anschließend wird die Ableitung der Asset Allocation hinsichtlich aller Szenarien vorgenommen. Zuletzt entsteht für den Investor die Problematik der Ungewissheit, da eine bindende Vorhersage bezüglich des eintreffenden Szenarios nicht möglich ist. In der Studie werden unter Rückgriff auf die Entscheidungstheorie verschiedene Modelle der Entscheidungsfindung durchgespielt und es wird eine Ergebnisgegenüberstellung vorgenommen. Die Unterschiede der Portfoliostrukturen sind sehr groß, je nach angewendetem Modell. Prof. Wiedemann sagt dazu: „Die Divergenz der Ergebnisse zeigt vielmehr, welche Bedeutung ein strukturierter Anlageprozess für den Anlageerfolg als Ganzes hat. Der Einsatz der Szenario-Analyse auf Grundlage der Entscheidungstheorie zwingt den Investor, sich intensiv mit seiner Risikoeinstellung und seinen Anlagezielen auseinanderzusetzen.“
Szenario-Analyse und Entscheidungstheorie
Durch die Finanzkrise wünschen sich institutionellen Investoren robustere Portfolios, bei denen auch extreme Marktgeschehnisse berücksichtigt werden. Im Auftrag von Union Investment wurde eine Studie von Professor Dr. Arnd Wiedemann von der Universität Siegen zu diesem Thema bezüglich der Entscheidungstheorie und Szenario-Analyse durchgeführt. 47 Prozent der deutschen Großanleger sehen Szenariotechniken bei der Asset Allocation (Vermögensaufteilung auf verschiedene Anlageklasse) als bedeutsam. Die Relevanz dieser Techniken hat für 29 Prozent zugenommen.