„Ein solches Umfeld gab es noch nie, d. h. es gibt keine historische Parallele“, schreibt Peter E. Huber, Fondsmanager und Vorstand der StarCapital AG im aktuellen Marktausblick der StarCapital-Publikation StarInvest. Er geht der Frage nach, ob Anleger besser antizyklisch Risiken abbauen oder die weiter intakten Aufwärtstrends an den Aktienmärkten ausreizen sollten.
Tatsache sei, dass die Chance/Risiko-Relation bei Staatsanleihen sehr ungünstig ist, auch wenn die Zinsen wegen der hohen Staatsverschuldung und des daraus resultierenden schwachen Wirtschaftswachstums noch lange niedrig gehalten werden sollten. Insbesondere europäische Aktien seien der Gewinnentwicklung der Unternehmen weit vorausgelaufen und viele Marktteilnehmer hoffen jetzt, dass ein Mix aus niedrigem Euro, fallenden Refinanzierungskosten und günstigen Energie- und Rohstoffpreisen für Aufholeffekte sorge. Viel hänge davon ab, ob diese günstigen Rahmenbedingungen Bestand haben.
„Im derzeitigen Umfeld sind sowohl explosionsartige Aufwärtsbewegungen als auch kräftige Kurskorrekturen denkbar. Antizykliker bauen deshalb Risiken ab, indem sie Liquiditätspuffer schaffen, während Trendfolger die weiter intakten Aufwärtstrends an den Aktienmärkten ausreizen“, so Huber. Um zu beurteilen, welche Strategie besser zu ihnen passt, sollten Anleger die Vor- und Nachteile von antizyklischen und trendfolgenden Strategien kennen.
So nutze der Antizykliker Euphorie- und Panikphasen an der Börse, um sich schrittweise gegen die allgemeine Stimmung zu positionieren. Dadurch werden nach einer längeren Aufwärtsbewegung durch Gewinnmitnahmen sukzessive Liquiditätspolster aufgebaut. Oft beginne man damit allerdings zu früh, sodass man deshalb in der oft sehr lukrativen Spätphase einer Hausse nicht mehr voll dabei sei. Auch erfolge der Wiedereinstieg oftmals zu früh und Anleger könnten insbesondere in Spätphasen einer Panik unter Umständen schmerzhafte Verluste erleiden. „Dafür ist man bei einer Trendwende vom ersten Prozent an dabei“, sagt Huber, der mit seinen Strategien regelmäßig antizyklisch investiert. Auch beim Börsentief im Frühjahr 2009 schöpfte Huber bei seinen chancenorientierten Vermögensfonds die Aktienquote maximal aus, sodass innerhalb von nur sechs Monaten alle Verluste der extremen Finanzkrise wieder ausgebügelt waren. „Ein solcher Ansatz ist allerdings ausschließlich für langfristig orientierte Investoren geeignet und erfordert phasenweise starke Nerven“, so der Investmentexperte.
Der Trendfolger sei dagegen so lange am Aktienmarkt investiert, wie er intakte Trends vorfinde. Im langfristigen Rückblick, so Huber, haben solche Ansätze selbst schwierige Marktphasen wie die Große Depression, mehrere Rezessionen und Erholungen, Kriege und Stagflation wie auch Zeiten steigender und fallender Zinsen gut überstanden. Bester Beleg dafür seien die Ergebnisse seines Vorstands-Kollegen Markus Kaiser, der bei StarCapital für die ETF-Strategien verantwortlich zeichnet. So gelang es Kaiser das Katastrophenjahr 2008 mit dem seinerzeit von ihm betreuten ETF-Dachfonds ohne Verluste zu überstehen, während die Märkte um 40 bis 50% einbrachen.
Trendfolgestrategien können in starken Aufwärts- bzw. Abwärtsmärkten die höchste Outperformance verzeichnen. „Der Nachteil von trendfolgenden Strategien ist, dass sie bei kurzfristigen Kursbrüchen erst verzögert reagieren, d. h. Anleger nehmen unter Umständen einen Teil der Abwärtsbewegung mit und sind bei Aufschwungphasen nicht von Anfang an dabei“, erklärt Peter E. Huber.
Jeder Anleger solle aufgrund seiner eigenen Mentalität entscheiden, welche Strategie besser zu ihm passe. Interessant sei auch eine Kombination beider Strategien, da sie gerade in extremen Marktphasen relativ gering korreliert seien und durch die Reduzierung des maximalen Drawdowns die Wertentwicklung glätten.
Den Nachweis liefern die Experten von StarCapital gleich mit: So kam man zu dem Ergebnis, dass eine Investition zu 50% in den von Peter E. Huber antizyklisch gemanagten defensiven StarCapital Winbonds und zu 50% in die trendfolgende defensive ETF-Strategie, die von Markus Kaiser gemanagt wird, den maximalen jährlichen Jahresverlust im Zeitraum von Juni 2006 bis Ende April 2015 um die Hälfte hätte reduzieren können. Die Kombination beider Strategien konnte dabei eine jährliche Rendite von 6,6% generieren, gegenüber 8% beim antizyklischen und 4,8% beim trendfolgenden Ansatz.
„Diversifikation in der Kapitalanlage zahlt sich aus, nicht nur über Anlageklassen, sondern auch über Investmentstile – davon sind wir überzeugt“, so das Fazit von Peter E. Huber.