Das US-Fed hat seinen ersten Zinsschritt zwar hinausgeschoben, dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis die US-Geldpolitik dem Dollar erneuten Rückenwind verleiht. Bei der US-Geldpolitik besteht Überraschungspotenzial. Schliesslich hinkt der Markt den Projektionen des Fed und auch unseren Schätzungen einer US-Leitzins-erhöhung im September hinterher. Die Rückführung von US-Dollar-Krediten ausserhalb der USA könnte den Aufwärtstrend der US-Valuta weiter verstärken. Aktuelle Daten der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr zeigen, dass US-Dollar denominierte Kredite ausserhalb der USA seit der «Grossen Rezession» von USD 6000 Mrd. auf 9000 Mrd. angestiegen sind. Höhere US-Zinsen könnten dazu führen, dass diese Kredite zurückbezahlt werden und die Nachfrage nach dem Dollar stärken.
Dieser Aufwärtstrend des US-Dollars dürfte sich insbesondere gegenüber der japanischen Valuta manifestieren. Im Gegensatz zur EZB ist bei der Bank of Japan (BoJ) eine weitere Lockerung der Geldpolitik wahrscheinlich. Damit wird sich die geldpolitische Schere zwischen Japan und den USA weiter öffnen. Im April werden die Inflationsraten in Japan aufgrund des Basiseffekts der Mehrwertsteuererhöhung kräftig sinken. Damit die tieferen Inflationsraten nicht auf den Inflationserwartungen lasten, dürfte die BoJ versuchen, den Yen weiter zu schwächen.
Der Dollar hat in der Vergangenheit zwar schon mehr gekostet. Unsere Berechnungen der Kaufkraftparitäten des EUR-USD-Wechselkurses zeigen jedoch, dass der Dollar massiv von seinem fairen Wert abweicht – derzeit 20%. Das ist vergleichbar mit der Überbewertung des Dollars im Jahr 2001. Diese hohe Bewertung bremstdie mittelfristige Dollar-Euphorie.
Von URSINA KUBLI, Ökonomin, Bank J. Safra Sarasin