Die Suche der Investoren nach attraktiven Renditen und die positive Wirtschafts- und Finanzlage vieler Schwellenländer sind wichtige Treiber für eine anhaltend starke Nachfrage. Auch schlechte Nachrichten, wie der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, der technische Zahlungsausfall Argentiniens und die anhaltende Ungewissheit im Nahen und Mittleren Osten, haben nur geringe Auswirkungen, weil der Markt jedes der Ereignisse isoliert betrachtet und das große Universum der Anlageklasse insgesamt solche negativen Einflüsse abfedert. Viele der Probleme und schlechten Nachrichten sind in den aktuellen Kursen zudem bereits eingepreist: Nachdem die Schwellenländer im vergangenen Jahr stark abgestraft wurden, bieten sie jetzt wieder gute Chancen.
Innerhalb des Emerging-Market-Segments halte ich mit Blick auf das Chance-Risiko-Verhältnis Unternehmensanleihen derzeit für attraktiver als Staatstitel. Staatsanleihen bieten zwar etwas höhere annualisierte Renditen, im Vergleich weisen sie aber deutlich höhere Kursschwankungen auf. Ein gutes Beispiel ist Bharti Airtel – mit 21 Prozent Marktanteil das führende Mobilfunkunternehmen in Indien und zudem in weiteren Wachstumsfeldern wie Pay-TV und Breitband tätig. Ich finde das Unternehmen interessant, weil es in strukturellen Wachstumsfeldern in einem Schlüsselmarkt agiert und das Kreditprofil sich dank gestiegener Cashflows stetig verbessert.
Auf regionaler Ebene halte ich Afrika für besonders aussichtsreich. Es ist die Region, die mit einem Plus von gut 17 Prozent auf Jahressicht bei Schwellenländeranleihen die beste Performance aufweist. Die allgemeine Wachstumsstory und die langfristigen Aussichten sprechen vor allem für Sub-Sahara-Afrika. Von der guten Performance der Anleihen Sambias und Ruandas hat der Fonds bereits profitiert. Sambia war unter Druck, aber der Regierung ist es gelungen, gegenzusteuern und erfolgreich eine Anleihe in Hartwährung zu platzieren. Außerdem hat Sambia Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds angekündigt, um die Währung zu stabilisieren. Die Lockerung der Finanzpolitik, eine weitere Konjunkturabkühlung in China und sinkende Kupferpreise geben zwar Anlass zur Sorge, aber meiner Ansicht nach kompensieren die aktuell hohen Renditen diese Investmentrisiken.
Im Portfolio halte ich außerdem eine Ruanda-Position. Dank Reformen hat das Land die Armut in einem Tempo verringern können, das bislang in Afrika einzigartig ist. Die gute Unterstützung der Geberländer reduziert zudem strukturelle Risiken wie die Zahlungsbilanz und das Haushaltsdefizit. Außerdem ist Ruandas Wirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern in der Sub-Sahara-Region nicht so rohstoffabhängig. Das verbessert die Diversifikation, wenn man in dieser Region investiert.
Aufgrund der geopolitischen Situation habe ich dagegen Russland und die Ukraine aktuell deutlich untergewichtet. Gleiches gilt für die Türkei, was vor allem an den anhaltenden politischen Risiken und den zunehmend schlechteren Fundamentaldaten liegt. Möglicherweise könnte die Türkei sogar ihren Investment-Grade-Status verlieren. Wenn das passiert, wären Abflüsse die Folge. Vorsichtig bin ich auch bei Venezuela, wobei die Gründe dafür in der unklaren politischen Situation und sich verschlechternden Fundamentaldaten liegen, die teilweise mit dem schwachen Ölpreis zusammenhängen.“