Die New Yorker Investment-Boutique investiert in Konzerne, die unter Price-to-Normal-Gewinnkriterien zu den günstigsten 20% weltweit gehören. Dabei konzentrieren sich die Spezialisten ausschließlich auf Unternehmen, die hinter ihrer historischen Ertragskraft zurückbleiben. Dahinter steht die Überzeugung, dass die kurzfristige Ertragsschwäche auf Schwierigkeiten beruht, durch die sich Anleger abwenden, bis sie behoben sind. In diesem Fall können sich jedoch die Erträge schnell und überproportional erholen, was sich in den Kursen widerspiegelt. Auf Grundlage historischer Auswertungen sind günstige Bewertungen als Ausgangspunkt für Pzena die zuverlässigste Determinante für langfristige Aktienperformance.
Mehr Deep-Value-Chancen in China als in anderen Wachstumsmärkten
In ihrem aktuellen Newsletter beschreiben die Pzena-Experten eine große Diskrepanz zwischen den Bewertungen chinesischer Aktien und deren finanzieller Substanz. Mit mehr als 600 Aktien aus 60 Branchen seien die Anlagemöglichkeiten unter diesen Aspekten in China heute deutlich größer und vielfältiger als in jedem anderen Wachstumsmarkt (siehe Grafik).
Chinesische Unternehmen leiden vor allem unter zwei Problemen:
- Ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum, das durch die Schwäche des wichtigen Immobiliensektors, ungünstige demografische Trends und die kontraproduktive Regierungspolitik noch verschärft wird.
- Geopolitische Unsicherheiten, d. h. Handelskriege und anhaltende Spannungen zwischen Peking und Washington, und im Extremfall die Möglichkeit eines offenen Konflikts mit Taiwan.
Die aktuellen Bewertungen am Aktienmarkt legen nahe, dass Anleger keine Verbesserung der Situation erwarten. Die Pzena-Experten bewerten diese Probleme jedoch in einem langfristigen Kontext und kommen in ihren Analysen zu folgenden Ergebnissen:
- China ist nach wie vor eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Das reale BIP-Wachstum liegt ab 2020 über 30 Prozent, fast 20 Prozentpunkte über dem der USA.
- Die chinesische Wirtschaft ist weiterhin vorwiegend angebotsorientiert. Die Aktivität ist mit 15 aufeinanderfolgenden Quartalen jährlichem Wachstum der Industrieproduktion objektiv positiv, was die Exportmaschine weiter antreibt.
- Die Einzelhandelsumsätze sind trotz der Konsumsorgen weiter gestiegen, da die Arbeitslosigkeit relativ niedrig bleibt. Da Verbraucher sich beim Kauf von Wohneigentum zurückhalten, unterstützt das die Ausgaben in anderen Bereichen.
„Chinesische Hausbesitzer sind nicht im Entferntesten in einer so prekären finanziellen Lage wie die US-Subprime-Kreditnehmer im Jahr 2008. Sie haben ihre Verschuldung im Lauf der vergangenen Jahre rasch abgebaut. Das federt die Befürchtung einer Welle von Zahlungsausfällen bei Verbrauchern ab, die den chinesischen Bankensektor in Schieflage bringen könnten“, führt Caroline Cai, Chief Executive Officer und Portfolio Managerin des Pzena Emerging Markets Focused Value Fund aus. Chinas Bevölkerung möge zwar schrumpfen, aber die Arbeitsproduktivität liege nach wie vor weit unter der von Industrieländern. Damit gäbe es in China noch viel Spielraum für Verbesserungen, was mit dem Ziel von Präsident Xi in Einklang steht, die Komplexität im verarbeitenden Gewerbe abzubauen.
Eskalation im Taiwan-Konflikt wäre auch für globale Aktien ein Risiko
Chinesische Aktien gelten für viele Investoren als „uninvestierbar“, was sich in einem Marktrückgang von mehr als 40 Prozenz seit Ende 2020 manifestiert. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen im MSCI China liegt seitdem im Minus. Nachdem die Bewertungsmultiplikatoren in den letzten Jahren zusammengebrochen sind, haben die Deep-Value-Experten ihr Research in dieser Region intensiviert.
„Wir sehen uns Unternehmen mit Blick auf ihre Fundamentaldaten und vor Ort intensiv an, um die zu finden, die durch pauschale Reaktionen auf vorübergehende Probleme oder makroökonomische und geopolitische Ängste über Gebühr abgestraft werden“, erläutert Cai. Auch die Pzena-Experten wisssen nicht, ob es zu einer „Wiedervereinigung“ Chinas mit Taiwan kommt. Die Anlegersorgen angesichts des Konflikts belasteten jedoch vor allem die chinesischen Aktienkurse, während Anleger die potenziellen Auswirkungen auch auf globale Aktien übersehen, falls es tatsächlich zu einer Eskalation kommen sollte. Wenn der weltweit größte Chiphersteller TSMC, größte Zulieferer für den Marktliebling NVIDIA, aufgrund einer chinesischen Invasion gezwungen wäre, seine Produktion einzustellen, wäre das auch für NVIDIA eine Katastrophe. Ein entsprechender Abschlag auf die NVIDIA-Aktie ist angesichts dieser Möglichkeit jedoch nicht erkennbar.
Nach Auffassung der Deep Value-Experten stünde jede feindselige Entscheidung Pekings durch die militärische Ineffektivität Russlands in der Ukraine und dem Zusammenhalt der NATO unter Druck. Außerdem sei das Kalkül für die „Wiedervereinigung“ durch Chinas Abhängigkeit vom Welthandel und seine Bedeutung für den Welthandel ein anderes als in Russland. China ist der wichtigste Handelspartner für 120 Länder, und seine Exporte machen mehr als 20 Prozent des BIPs aus.
Auf der Grundlage dieser Einschätzungen, intensiver Fundmentalanalysen und dem Blick auf potenzielle Gewinne ausgewählter chinesischer Unternehmen, die zu günstigen Bewertungen gehandelt werden, haben die Deep Value-Experten das China-Engagement in ihren Schwellenländerportfolios selektiv auf 33,2 Prozent erhöht (die MSCI-Gewichtung liegt bei 25,1 Prozent).
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