Die Waldbrände in und um Los Angeles: über 150 Milliarden Euro Schaden. Das Hochwasser an der Ahr: mindestens 40 Milliarden Euro Schaden. Die Hochwasser in Spanien: prognostizierter Rückgang des Wirtschaftswachstums um 0,2 Prozentpunkte. Geschätzte Gesamtkosten durch den Schwund an Tieren und Pflanzen: mehrere Billionen Euro jährlich. Ich erspare mir die Aufzählung zig weiterer Extremereignisse in kurzer Abfolge allein in den letzten drei Jahren.
Wer heute noch denkt, Nachhaltigkeit sei für Gutmenschen, Weltverbesserer, Idealisten und Esoterik-Schwurbler beziehungsweise ein Luxus-Problem, dem man sich widmen könne, wenn man genügend Vermögen hat, um spenden oder aus Gründen des guten Gewissens im Bio-Supermarkt einkaufen zu können, der ist wohl Opfer von bekannten psychologischen Verdrängungsprozessen in Anbetracht sich mittlerweile mit (Natur-)Gewalt Bahn brechender Wahrheiten.
Denn eine Hoffnung auf die „gute alte Zeit“ – die im Übrigen wohl nur für nostalgisch Verklärte wirklich in allen Belangen besser war – mit gefestigten Wahrheiten, sind Anker, die schon längst keinen Grund mehr finden. Und dass die eingangs aufgeführten Beispiele keine Panikmache oder vielleicht gar nichts mit der Erderwärmung und dem Verlust der Artenvielfalt zu tun habende Hirngespinste des Kolumnisten sind, zeigt der jährlich auf dem Weltwirtschaftsforum veröffentlichte Global Risk Report. Unter den zehn größten Risiken der nächsten zehn Jahre sind fünf, mit Nachhaltigkeit verbundene Risiken und gleich vier belegen die ersten Plätze: Extreme Wetterereignisse, die Überschreitung planetarer Grenzen, der Verlust der biologischen Vielfalt und damit einhergehenden Zusammenbrüchen der Ökosysteme, das Erschöpfen natürlicher Ressourcen inklusive Wasserknappheit und Umweltverschmutzung allgemein sind laut 1400 Risikoexpert:innen und Entscheidungsträger:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus der ganzen Welt die wichtigsten Bedrohungen für die globale Stabilität und unser aller Wohlergehen.
Ohne nun moralisieren zu wollen: Solche, nicht von irgendwelchen „Nachhaltigkeits-Missionaren“ in die Welt gesetzten Warnhinweise, zeigen eines eindrücklich – und das übrigens schon seit Jahren, denn dies ist nicht der erste Bericht mit solch einer hohen Anzahl an Risiken, die nur durch mehr Nachhaltigkeitsbemühungen im Zaum gehalten werden können: Wenn wir als Menschheit unser bislang aufgebautes und bei aller Ungleichheit erzieltes durchschnittlich hohes Wohlstandsniveau nicht in vermutlich exponentieller Geschwindigkeit durch immer mehr aus dem Gleichgewicht geratene ökologische und damit einhergehenden sozialen Systemen im Domino-Effekt verlieren möchten, ist das Investieren in (mehr) Nachhaltigkeit DER entscheidende Faktor, um auch zukünftig Wohlstand genießen zu können. Es geht nicht darum, dass Investitionen für Umweltschutz erstmal wirtschaftlich erarbeitet werden müssen. Es geht darum, uns noch bewusster zu machen, dass es ohne eine intakte Umwelt erst gar nichts zu erwirtschaften gibt, da wir uns schlicht der eigenen Lebensgrundlage berauben. Ökonomie und Ökologie müssen also Hand in Hand gehen und es muss uns besser gelingen, Wirtschaftswachstum von der Ausbeutung der Natur zu entkoppeln und die notwendige Transformation der Wirtschaft sozial ausgewogen zu meistern. Denn die Natur gehorcht physikalischen, nicht marktwirtschaftlichen Gesetzen und gibt uns Grenzen, nicht (verhandelbare) Ziele vor.
Nun ist Nachhaltigkeit für Anlegende kein Biss in den sauren Apfel und einen Bio-Apfel-Effekt überteuerter Finanzprodukte gibt es auch nicht. Nachhaltigkeit in der Geldanlage hat schon lange den empirischen Beweis angetreten, dass es nicht um Spenden, sondern um wettbewerbsfähige Renditen geht: Die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA veröffentlichte zu Jahresbeginn erneut Statistiken, dass nachhaltige Aktienfonds eine bessere Rendite über die letzten fünf Jahre erzielten als ihre konventionellen Pendants und wider Erwarten sogar etwas günstiger sind. Und der 10-Jahres-Performance-Chart zwischen dem konventionellen MSCI-Weltaktienindex und seiner Nachhaltigkeitsvariante (SRI) ergibt bei fast gleichem Risiko mehr als 20 Prozent Outperformance bei Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien (selbst unter Einbezug der schlimmen Jahre 2022 und 2024). Klar, vergangene Performance ist kein Garant für die Zukunft, aber große Sorgen vor einem finanziellen Nachteil im Vergleich zu einem „Weiter so“ mit konventionellen Geldanlagen sind nicht angebracht.Und wer sogar ganz konkrete Beiträge mit seiner Geldanlage zur nachweislichen Verbesserung von ökologischen und oder sozialen Problemen bewirken möchte, für den bieten sich Impact-Investments als wirkungsvollster Anlagestil des breiten Spektrums nachhaltiger Geldanlagen an. In puncto marktkonformer Renditen muss hier allerdings genau hingeschaut werden.
ROLAND KÖLSCH