Investmentfonds

Mena-Region bietet herausragende Wachstumschancen

Fadi Al Said ist bei ING IM als Head of Middle East Equities am Standort Dubai für die Aktienauswahl im Nahen Osten und Nordafrika verantwortlich. Außerdem verwaltet er als Fondsmanager den ING (L) Invest MENA Fund.

Was bedeutet MENA?
Mena ist die Abkürzung für die Anlageregion „Middle East & North Africa“, aus mitteleuropäischer Sicht entspricht dies dem Nahen Osten und Nordafrika. ING IM investiert mit seiner Mena-Strategie in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Katar, Bahrain, Oman, Kuwait, Jordanien, Ägypten, dem Libanon, Tunesien und Marokko. Die Marktkapitalisierung des aus etwa 1.558 Aktien bestehenden Mena-Anlageuniversums wird auf 997 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dabei ist eine breite Streuung über Länder und Branchen gegeben. Saudi-Arabien ist das Mena-Schwergewicht, sein Anteil an der Marktkapitalisierung des Gesamtuniversums beträgt 39 Prozent. An zweiter Stelle rangieren die Vereinigten Arabischen Emirate mit zwölf Prozent, dahinter Katar mit zehn und Ägypten mit neun Prozent. Dominante Branche ist der Finanzsektor, der 53 Prozent der Mena-Marktkapitalisierung ausmacht, gefolgt von Grund- und Werkstoffen mit 19 und Telekommunikationsdienstleistungen mit 14 Prozent.

Wie haben sich die MENA-Märkte zuletzt entwickelt?
In den vergangenen Monaten zeigten die Mena-Märkte eine starke Performance. Nimmt man den S&P Pan Arab Large Mid Cap NTR Index als Maßstab, so schloss der Mena-Gesamtmarkt im Mai 2013 im vierten aufeinanderfolgenden Monat mit einem Plus. Die Börse in Dubai erzielte mit einem Aufschlag von 10,8 Prozent im Mai den größten Zuwachs, gefolgt von Abu Dhabi mit 8,8 Prozent Plus. Hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten legten die Handelsplätze in Katar mit 6,5 Prozent, Ägypten mit 4,7 und Saudi-Arabien mit 3,1 Prozent Monatszuwachs am stärksten zu.

Was spricht aus Anlegersicht für die MENA-Märkte?
Die Mena-Märkte entwickeln sich schon seit einigen Jahren rasant. Seit der Auflage des ING (L) Invest MENA Fund im Dezember 2008 legte die Benchmark S&P Pan Arab Large Mid Cap NTR per Ende Mai 2013 um über 43 Prozent zu, der Fonds erzielte in dieser Zeit sogar eine Brutto-Performance ohne Gebühren von mehr als 86 Prozent in der eurodenominierten Anteilsklasse. Ein Grund für die hohe Rendite ist das schnelle Wachstum in der Mena-Region. Der Nahe Osten und Nordafrika haben zudem spezielle Eigenschaften, die sie gegenüber anderen Schwellenländern für Anleger besonders interessant machen. So wird weniger als zehn Prozent des Aktienuniversums durch Research abgedeckt, lokale Kapitalmärkte und die Grundsätze der Unternehmensführung sind zudem weniger entwickelt als anderswo. Für Investoren mit starker Präsenz vor Ort und spezifischen Kenntnissen der lokalen Verhältnisse bieten dies hervorragende Alpha-Chancen.

Die Investition in Mena-Märkte lohnt sich auch aus Diversifikationsgründen, denn zu den globalen Aktienmärkten und den Börsen anderer Schwellenländer bestehen vorteilhafte Korrelationen. Eine breite Streuung der Wachstumstreiber gibt es zudem zwischen den einzelnen Märkten der Region: Während in den Golfstaaten staatliche Investitionen und Branchen wie Erdöl, Gas, Handel, Logistik und Dienstleistungen im Vordergrund stehen, spielt in Ägypten auch der Tourismus eine größere Rolle, in Jordanien die Bergbauindustrie und in Marokko die Landwirtschaft. Die Region weist zudem relativ stabile Währungen auf, denn die meisten Zahlungsmittel sind an den US-Dollar gekoppelt.

Welche Aussichten hat die MENA-Region aus volkswirtschaftlicher Sicht?
Die makroökonomischen Perspektiven der Mena-Region sind sehr günstig, denn die im Staatenbund Gulf Cooperation Council (GCC) zusammengeschlossenen Länder der ölreichen Arabischen Halbinsel reinvestieren ihre hohen Leistungsbilanzüberschüsse zunehmend in die Diversifikation der eigenen Wirtschaft, um die Abhängigkeit vom Ölgeschäft zu verringern. Geld ist genug vorhanden, denn das Verhältnis der Fremdwährungsreserven zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2012 in Saudi-Arabien über 160 Prozent, in Kuwait bei fast 200 Prozent und in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bei annähernd 240 Prozent.

Die üppigen Staatsausgaben der Golfstaaten werden den verschiedensten Bereichen der lokalen Volkswirtschaften und den Kapitalmärkten zugutekommen. Welche Perspektiven dies ermöglicht, zeigt eine Trendrechnung: Diversifiziert sich die Wirtschaft in den GCC-Ländern ähnlich wie in Russland, wo das Verhältnis vom BIP zu den Öleinnahmen 14,7 Prozent beträgt, und bleiben die Öleinnahmen weitgehend unverändert, so könnte sich die Wirtschaftsleistung in den GCC-Ländern von heute 1,4 auf 4,2 Billionen US-Dollar in 20 Jahren verdreifachen. Dies entspräche einer durchschnittlichen jährlichen BIP-Wachstumsrate von 7,2 Prozent.

Gibt es weitere Argumente für die Investition in MENA-Länder?
Die Demografie spricht sehr deutlich für die Mena-Region. Schon heute stellen der Nahe Osten und Nordafrika etwa 18 Prozent der Weltbevölkerung, bis zum Jahr 2050 soll dieser Anteil auf 31 Prozent wachsen. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird zwischen 2012 und 2016 im Mena-Raum die Bevölkerung jährlich im Schnitt um 1,75 Prozent wachsen, dies ist mehr als doppelt so schnell wie das erwartete jährliche Bevölkerungs-Durchschnittswachstum in den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Die Abhängigkeitsrate, die das Verhältnis der unter 15-jährigen und über 64-jährigen zur Arbeitsbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren angibt, lag 2011 in den Mena-Staaten im Schnitt bei vier Prozent, in den BRIC-Ländern dagegen bei zehn Prozent. Nicht nur das Wachstum, auch das zunehmende Bildungsniveau ist Eckpfeiler des erwarteten Wirtschaftsaufschwungs. Die zeigt sich am Alphabetisierungsgrad, der in der Mena-Region im Schnitt zwischen 1985 und 2011 von 51 auf 79 Prozent gestiegen ist.

Was ist bei der Investition im MENA-Raum zu beachten?
Weil die lokalen Kapitalmärkte noch nicht so weit entwickelt sind wie die globalen Aktienmärkte, und weil die Unternehmen aus dem Mena-Raum kaum von Analysten unter die Lupe genommen werden, brauchen Investoren dort eine starke lokale Präsenz, Erfahrung und länderspezifische Expertise. Investoren, die diese Voraussetzungen erfüllen, haben im Mena-Raum den Zugang zu vielen noch unentdeckten Anlageideen. Es gibt nämlich durchaus attraktive Unternehmen, die ein qualitativ hochwertiges Gewinnwachstum und ein erstklassiges Management aufweisen. Auch aus diesem Grund war ING IM der erste Asset Manager, der vor Ort im Nahen Osten ein Investment-Team aufbaute. Dadurch kennen wir die Märkte und Unternehmen in der Mena-Region genau, verstehen die lokalen Geschäftsmodelle und bauen gute Beziehungen zu den investierbaren Firmen auf.

Welche Anlagestrategie verfolgt ING IM in der MENA-Region?
Das aktiv verwaltete, konzentrierte Portfolio des ING (L) Invest MENA Fund besteht in der Regel aus 20 bis 40 Einzelwerten. Bei der Suche nach den aussichtsreichsten Titeln setzen wir auf einen konsequenten Bottom-up-Prozess, der quantitative und qualitative Analysen umfasst. Wir suchen nach Firmen mit starken Geschäftsmodellen, solidem Management und gutem Gewinnwachstum, die dennoch attraktiv bewertet sind. Außerdem werden länderspezifische, makroökonomische und branchenbezogene Analysen durchgeführt, um die Attraktivität einer Aktie im Verhältnis zu ihrem Wettbewerbsumfeld richtig einschätzen zu können. Wichtig ist, dass wir den Fonds nicht an einer Benchmark ausrichten. Wir folgen keinen kurzfristigen Trends oder dem Herdentrieb. Das Motto lautet: Wir gehen nicht zu spät als Gate-Crasher auf die Partys anderer Leute, sondern feiern unsere eigenen Feste. Größe, Liquidität oder Zugehörigkeit zu einem bestimmten Markt allein sind für uns keine Gründe, in eine Aktie zu investieren. Unsere Anlagen beruhen vielmehr auf einer sehr einfachen Entscheidung: Entweder wir mögen das Geschäftsmodell, oder wir mögen es nicht.
Dabei muss man den Mut haben, gegen den Strom zu schwimmen. Wir scheuen nicht davor zurück, in Märkte oder Sektoren zu investieren, die gerade sehr unbeliebt sind. Wir freuen uns umso mehr auf den Moment, in dem der Markt realisiert, dass unsere Investments in bestimmten Bereichen echten Mehrwert bieten. Dieser Ansatz erfordert allerdings viel Arbeit: Wir besuchen auch abgelegene, unbekannte Unternehmen und sprechen mit dem Management und den Beschäftigten, selbst wenn wir dabei zu der Überzeugung kommen, nicht zu investieren. Diese starke Überzeugung ist fundamental für unseren Anlageprozess,und wir haben keine Probleme damit, sie vor unseren Anlegern zu vertreten. Immerhin können wir so die Ersten sein, die versteckte Perlen finden. Nicht selten rückten Firmen in den Fokus von Investment-Banken und Research-Häusern, nachdem wir sie in unseren Fonds aufgenommen haben.

Wie ist der ING (L) Invest MENA Fund derzeit positioniert?
Unser Bottom-up-Ansatz hat zur Folge, dass wir viele Firmen im Portfolio haben, die nicht in der Benchmark enthalten sind. Weniger stark sind die Marktschwergewichte vertreten, die den Großteil der Portfolios unserer Wettbewerber ausmachen. Die Länder- und Branchen-gewichtungen sind bei uns zudem eher die Folge der Einzeltitelauswahl und weniger aktive Positionierungen. Gut vertreten waren wir im Bankensektor in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi-Arabien, schon lange bevor die Bankaktien in den Emiraten dieses Jahr hohe Kuraufschläge verzeichneten. Selektive Engagements bestehen bei saudischen Ölwerten. Kuwait und Nordafrika sind eher untergewichtet, und in Katar haben wir einige unkonventionelle Nischenunternehmen gefunden, die von institutionellen Investoren gerne übersehen werden.

Welche Risiken muss man bei MENA-Investments beachten?
Die politischen Unruhen des „arabischen Frühlings“ und die Nachwirkungen der Finanzkrise sind an der MENA-Region nicht spurlos vorbeigegangen. Dies hält uns aber nicht davon ab, selektive Investitionen in den betroffenen Märkten vorzunehmen, beispielsweise in Ägypten. Sicherlich gibt es in Schwellenländern systemische Risiken, etwa durch politische Instabilität oder durch die mitunter stark schwankenden Währungen. Die Märkte passen sich diesen Entwicklungen aber schnell an, sodass man heute einen niedrigeren Preis für künftige Krisenfolgen bezahlt.

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