Einzelne Länder vs. Regionen
Den Anlegern stellt sich für ihre Investitionen die Frage, ob sie auf einzelne Länder oder besser auf ganze Regionen setzen sollen. Schaut man sich die durchschnittlliche Wertentwicklung der einzelnen Vergleichsgruppen (Lipper Global Classifications) an, stellt man fest, dass erwartungsgemäß einige Länderindizes besser waren als ihre regionalen Pendants, während andere schlechter abgeschnitten haben.
Dass aber auch eine breite Diversifikation nicht vor hohen Verlusten schützen kann, zeigt sich am Beispiel Latein- Amerika. Denn während Fonds die in Argentinien investieren über den Vergleichszeitraum (30.09.2012 – 30.09.2015) einen Wertzuwachs von 79,82% erzielen konnten und damit die beste Wertentwicklung aller Vergleichsgruppen aufwiesen, verloren Fonds die in chilenische Aktien investierten im gleichen Zeitraum 48,07% an Wert und zeigten so die schlechteste Wertentwicklung aller Vergleichsgruppen. Im Vergleich dazu konnte der Durchschnitt aller Fonds die regional in Latein Amerika investieren mit einer Wertentwicklung von -44,16% auch nicht überzeugen, da er sich nur wenig besser als der schlechteste Markt entwickelte.
Dennoch sollten Anleger nicht unbedingt auf einzelne Länder setzen, denn deren Entwicklung lässt sich genauso schwer vorhersagen wie die Entwicklung einzelner Aktien. Anleger, die in Aktien aus den Schwellenländern investieren wollen, sollten meiner Ansicht nach besser auf einen breit diversifizierten Fonds mit einem regionalen oder globalen Investmentfokus setzen, als zu versuchen mit Investitionen in einzelne Länder einen Mehrertrag zu erzielen.
In diesem Kontext müssen sich Investoren auch die Frage stellen, ob es überhaupt Sinn macht direkt in Aktien/Aktienfonds aus den Schwellenländern zu investieren. Denn aufgrund der Globalisierung können Anleger auch durch Investitionen in europäische Aktien z.B. aus der Eurozone, von dem Wachstum in den Schwellenländern profitieren. Dies spiegelt sich auch in dem Durchschnitt der Aktienfonds die in Unternehmen aus der Eurozone investieren (+18,84%) wider, den keine globale oder regionale Vergleichsgruppe aus den Schwellenländern übertreffen konnte.
Dies bedeutet nicht, dass Anleger mit Investitionen in Schwellenländer keine Mehrerträge erzielen können. Allerdings müssen sie dazu gewillt sein, ein höheres Risiko als in den Industrienationen einzugehen und dementsprechend aktiv handeln, denn bislang sind viele der Emerging Markets den Beweis schuldig geblieben, das die Investoren langfristig für das höhere von ihnen eingegangene Risiko durch eine entsprechend höhere Rendite entschädgt werden.
von Detlef Glow, Leiter der Fondsanalyse für Europa, den mittleren Osten und Afrika bei Lipper, dem größten Fondsanalysehaus der Welt
(Quelle: Thomson Reuters Lipper)
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